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Reinhard Kirste: Im Horizont der Geschichtlichkeit - zum Verstehen "heiliger" Texte als Wortgeschehen

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English version: 
In the horizon of historicity - to understand "sacred" texts as a verbal event>>>  scroll down


In meinem Beitrag "Verstehen als Wortgeschehen"  geht es um die hermeneutische Verantwortung beim Umgang mit "heiligen Texten", die mindestens teilweise den Anspruch erheben, Gottes geoffenbartes Wort an den Menschen zu sein. 
Er erschien unter dem Titel Verstehen als Wortgeschehen,
in: Denken und Sprache. 
Jahrbuch des Denkens.
Zeitschrift der deutschen Kultur, 3. Jg., Nr. 03 (2019), S. 103-112


In diesem Artikel wird 
zuerst darauf verwiesen, dass Worte immer in Beziehung stehen im Sinne von Wort und Antwort unter Menschen oder auf die Begegnung mit Texten. Es handelt sich also um ein Wort-Geschehen unter geschichtlichen Bedingungen. Von daher muss gefragt werden, inwiefern heilige Schriften (in verschiedenen religiösen Traditionen) als Gottes Wort verstanden werden können.
Unübersehbar ist dabei die
Kluft zwischen damaligem Text und heutigem Wort, eine Störung, die mit der Hermeneutik als "Über-Setzung" überwunden werden soll. Hermeneutik zeigt sich damit als unverzichtbare methodische und didaktische Arbeit, denn sie führt vomErklären (z.B. in der Exegese) zum Verstehen. Nur so wird das damalige Wort zum Geschehen als An-Spruch, Entsprechung und Zuspruch.

Inhaltliche Schwerpunktsetzung:
Der Prolog des Johannesevangeliums „Im Anfang war das Wort – und Gott war das Wort“ bietet offensichtlich verschiedene Verstehensmöglichkeiten, also auch Missverstehen. Letzteres entsteht, wenn die „Unbedingtheit“ dieses Wortes nicht mehr erkannt und anerkannt wird. Nun sind auch damalig-wesentliche Worte in die Geschichtlichkeit ihrer Zeit eingebunden. Darum muss umso mehr herausgearbeitet werden, dass das göttliche Wort mehr ist als bloße Information, sondern als Anspruch hörbar wird. Diesem An-Spruch zu entsprechen kann jedoch nur menschlich geschehen und wird glaubwürdig nur durch Mitmenschlichkeit. Denn was wäre das für ein Gott, der inhumane Züge trägt? Weil aber die alten „heiligen“ Texte nicht direkt in die Gegenwart übertragen werden können, ist eine kritische Exegese und eine Methodologie nötig, die ein heutiges Verstehen des damaligen Wortes in seinem unbedingten Anspruch offen legt.
Als hermeneutische Schlüsselentscheidung ist dabei die Aussage
des 1. Johannesbriefes  zu sehen: „Gott ist Liebe“.

Aus den Schlussüberlegungen(S. 111f):
"Für die Bibel im Sinne eines >heiligen< und zugleich historisch-kritisch zu untersuchenden Textes stellt sich darum immer wieder neu die Frage, inwiefern diese Bibeltexte bestimmende Wirklichkeit für den Einzelnen sein können. Offensichtlich geht das nicht so, dass ich bestimmte Worte der Bibel ohne Berücksichtigung der Zeitumstände und ihrer historischen Einbettung direkt auf meine Situation übertrage. Vielmehr muss das offensichtlich so geschehen, dass in sorgfältiger historisch-kritischer Interpretation im Horizont mit dem im Text zum Worte kommenden Anspruch meine Antwort konkret darauf erfolgen muss. Dazu gehört nicht selten ein weit gehendes Nicht-Begreifen. Wo aber Verstehen, wenn auch nur in vorsichtigen Ansätzen geschieht, erwachsen Konsequenzen in meinem Verhalten, nämlich wie ich diesem Anspruch mit-menschlich entspreche. Aber der Zugriff auf Göttliches bleibt versagt. Die Bewegung läuft in die andere Richtung:
>Er [= das menschgewordene Wort] kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber [dennoch] aufnahmen, denen gab er Macht Gottes Söhne und Töchter zu werden, nämlich denjenigen, die an seinen Namen glauben< (Johannes 1,11-12).
Und aus menschlich betroffener Perspektive erwächst die Ermutigung: >Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und dass in ihm keine Finsternis ist< (1 Joh 1,5).
Wie diese Erleuchtung der Söhne und Töchter konkret aussieht, beschreibt der 1. Johannesbrief als eine ent-sprechende Reaktion auf den An-Spruch des Wortes Gottes. Sie schließt allerdings totales Fehlverhalten nicht aus:  >Wer da sagt, er sei im Licht und hasst seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis.< Erleuchtung als Entsprechung auf Gottes Anspruch heißt dann aber: >Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und ist kein Ärgernis an ihm< (1. Joh 2,9–10)."

Ausblick: Über die Bibel hinaus
Was hier im Zusammenhang biblischer Texte gesagt wurde, muss sich im Grunde auf alle Texte übertragen lassen, denen ein bestimmter Anspruch innewohnt. Insofern können alle Worte – auch in verschriftlicher Form – die Existenz erhellenden Charakter haben, durchaus in die Nähe göttlichen Offenbarungsworts gerückt oder gar als ein solches angesehen werden.
[1]Das geht jedoch nicht ohne methodische, das heißt hermeneutische Sorgfalt. Die Wahrheit des Wortes als göttliches Wort aber entfaltet sich also nicht in seiner Niederschrift, sondern in seiner Wirkung. Es ist Wortgeschehen in der Weise, bei dem Worte nicht leer bleiben, sondern kraftvolle, menschenfreundliche Wirkungen aus sich entlassen.

Das ist ganz im Sinne des Propheten Jesaja: Das göttliche Wort kommt nicht leer zurück, sondern wird (mit-)menschlich gefüllt, realisiert und bewahrheitet:
„Denn in Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden"
(Jesaja 55,14).<<




[1]  Vgl. meinen Beitrag
Entwicklungslinien der Bibelauslegung – Chancen für ein sachgemäßes Koranverständnis?
In: Udo Tworuschka (Hg.): Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident.
Festschrift für Abdoldjavad Falaturi zum 65. Geburtstag.
Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte, Bd. 21. Köln u.a.: Böhlau 1991, S. 363-395




English version:
In the horizon of historicity 
- to understand "sacred" texts as verbal events


In my article "Understanding as a Word Event" I deal on the hermeneutic responsibility in the horizon of "sacred texts", which at least partially claim to be God's revealed word to the people.

It appeared  in German under the title Verstehen als Wortgeschehen
in: Denken und Sprache. Jahrbuch des Denkens.
Zeitschrift der deutschen Kultur, 3. Jg., Nr. 03 (2019), S. 103-112


This article first points out that words are always related in terms of word and answer among people or when we are reading or hearing texts texts. It is therefore a word event under historical conditions. In consequence we have to ask to what extent holy scriptures (in different religious traditions) can be understood as the Word of God.
It is impossible to overlook the gap between the former text of and today's  words, a disturbance that should be overcome with hermeneutics as a "trans-lation". Hermeneutics thus shows itself to be an indispensable methodical and didactic work, because it leads from  explanation (for example in the exegesis)  to an actual understanding. This is the only way the word of those days becomes an appeal, correspondence and encouragement.

Content's focus:
The prologue in the Gospel of St. John "In the beginning was the Word - and God was the Word" obviously offers various possibilities of understanding, including misunderstanding. Misunderstanding arises when the "absoluteness" of this word is no longer recognized and accepted. But also-essential words are involved in the historicity of their time. Therefore it has to be worked out all the more that the divine word is more than mere information, but is heard as a challenge. However, to react to this claim can only be in a human and credible manner through compassion. What a god would this be who has inhumane traits? But because the old "holy" texts can not be transferred directly into the present, a critical exegesis and a methodology is needed, which reveals a present-day's understanding of the former word in its unconditional claim.
As a hermeneutic key decision can be seen  the statement of the first letter of John: "God is love".


From the final considerations (p. 111f):
"There arises the question - considerung the Bible as a >sacred< text  to what extent these biblical texts can be determining reality for the individual. T
hat must also be examined historically. Obviously, this is not so, that I transfer certain words of the Bible directly to my situation without taking into account the time-shared circumstances and their historical embedding. This has to happen in fact obviously in such a way that in careful historical-critical interpretation in the horizon of the challenge heard from the text, my answer must be concrete. This often involves a largely non-comprehension. But where understanding occurs, even if only with cautious approaches, consequences arise in my behavior, namely how I correspond to this claim with humanity. But access to the divine remains denied. The movement runs in the other direction:

>He [= the Incarnate Word] entered his own realm, and his own would not receive him. But to all who did receicve him, to those who have yielded him their allegiance, he gave the right to become children of God< (John 1: 11-12). And from a humanly affected perspective, the encouragement arises: >Here is the message we heard from him and pass on to you: that God is light, and in him there is no darkness at all< (1 John 1: 5).
How this enlightenment of the sons and daughters looks concretely is described in the first letter of John as an appropriate response to the word of God. However, it does not hinder total misconduct: >A man may say, 'I am in the light; but if he hates his brother, he is still in the dark<.  Enlightenment as a correspondence to God's claim; that means: >Only the man who loves his brothers dwell in light: there is nothing to make him stumble< (1 John 2: 9-10).

Outlook:Beyond the Bible
What has been said here in the context of biblical texts, must basically be transferred to all texts that have a specific claim. In this respect, all words - even in a written form - can have an illuminating existence, and indeed be brought into the proximity of divine revelatory words, or can even regarded as such. This won't work without methodical hermeneutic care. But the truth of the word as a divine word does not unfold in its written form, but in its effect. It is a verbal event in which words do not remain empty, but release powerful, philanthropic effects. 
This can be understood in the spirit of the prophet Isaiah: the divine word does not come back empty, but is filled with realized and verified humanity: >For in joy you will go forth and be led peacefully< (Isaiah 55:14).


Leo Lebendig und das Friedenslicht der Religionen (aktualisiert)

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Lichtinstallation in der Kirche Dortmund-Brackel 2009
Der  "Lichtmaler"Leo Lebendig aus Dortmund hat seit 2005 mehrere Kunst-Projekt entwickelt, die die  kollektive Sehnsucht nach einem zukünftigen friedlichen Miteinander der Kulturen als visuelle Projektionen aufnehmen:Judentum, Christentum und Islamer-scheinen z.B. als Lichtkugel oder Leuchtzeichen:
Mitwirkung bei der 
am 9. Juni 2019 in der Pauluskirche Dortmund
--- bereits die 14. Nacht der Religionen und Kulturen --- 

     
      
            Lichtinstallationen in der Pauluskirche
               --- Leuchtzeichen des Friedens ---    
 
             


    • Als Weihnachtsgruß 2018 in Erinnerung auch an den Terroranschlag
      in Berlin vom 19.12.2017

    So wird die Installation des Lichtkörpers an besonderen religiös/kulturell geprägten Orten als ein Zeichen für die gegenseitige Achtung der jeweils Anderen verstanden - Leuchtzeichen des Friedens:
    Die Ausübung der unterschiedlichen Religionen im eigenen, nachbarschaftlich erlebten Milieu - sei sie städtisch-regional und damit unmittelbar oder international, d.h. medial vermittelt gelebt - bedeutet im kommunalen, nationalen und internationalen Kontext identische Vielfalt, schenkt Leben.



    Die Projekte von Leo Lebendig von 2005-2016


    Die Jury des INTR°A-Projektpreises für Komplementarität der Religionenhatte für das Jahr 2012 dasProjekt "Friedenslicht der Religionen" von Leo Lebendigausgewählt.
    Der mit 5000 € dotierte Preis wurde im Rahmen der Jahrestagung der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) am 4. November 2012 in Schloss Eichholz (Wesseling bei Bonn) verliehen. Bericht zur Preisverleihung: hier



    PROJEKTE und REALISIERUNGEN bis 2017
    Coloured Black Oktogon
    bei der Langen Nacht der Religionen Berlin 17.09.2016


    Die Friedenslichter auf dem
    Gendarmenmarkt in Berlin 2017

        in Dortmund-Mengede 
       (Oktober 2012)

    -- Friedenslicht der Religionen
        in Dortmund-Hörde
        (Ruhr-Nachrichten 13.12.2011)
    -- Kulturhauptstadt Ruhr
    2010

       Projektplan
    -- Dortmund, Rathaus
        WAZ-Online, 27.08.2010




    -- Interreligiöses Gebet in Dortmundam 14.09.2010


    Friedenslicht in Jerusalem 2011  (15.01.-15.03.2011)


    Biografisches zu Leo Lebendig 
    Leo Lebendig (Hans Jürgen Troegel) wurde 1939 kurz vor Kriegsbeginn in Arnsberg im Sauerland geboren. Im Nachkriegsdeutschland wächst er, frühzeitg zu gestalterischer Tätigkeit angeleitet, in Auseinandersetzung mit dem Versuch des Begreifens der historischen Vergangenheit  und des Erwerbs der Bildsprache der nun geltenden »Abstrakten Kunst» auf. Heute, zu Beginn des neuen Jahrtausends und im Bewusstsein der die Menschheit tödlich bedrohenden Gefahren, umschreibt Leo Lebendig seine Tätigkeit als Licht-Maler mit dem Begriff : "Initiatorische Kunst"– "Sie markiert die Fahrt des Geistes auf den Wellen des Lichts und öffnet der Seele das Tor zum Lebendigen".
    Leo Lebendigs künstlerischer Weg ist bestimmt durch die Dialektik von Produktion und Reflexion. Die ständige Ist-Wert-Bestimmung der schöpferischen Tat als eines intentionalen Artefakts führt zu stets neuen Phasen der Kunst- und Lebensbewältigung.
    Kunst ist ...
    Sehnsucht, in den Dingen zu sein.  1964
    Sehnsucht, in den Menschen zu sein.  1973
    Sehnsucht, in mir selbst zu sein.  1984
    Sein – Mensch sein.  1991
    Sehnen nach dem Einssein mit Gott.  2000

    So stellt Leo Lebendig in den 60er Jahren, noch mit seinem Geburtsnamen Hans Jürgen Troegel signiert, von der Liebe zu Miró durchdrungene kalligraphische Bilder aus – 
    erklärt im nächsten Jahrzehnt den Aufbau 
    des freien Kommunikationszentrums«Nachbarschafts-Haus Dortmund-Wambel» 
    zum Sozialen Kunstwerk – 
    entdeckt in den 80er Jahren beim beidhändigen Malen sein Selbst 
    und seinen Künstlernamen «Leo Lebendig» – 
    begegnet im folgenden Jahrzehnt seinem «Licht des Lebens» 
    und entschlüsselt sein «Lebensbild» mit dem Titel »Erkenne dich selbst, o Mensch!» oder «Alle Wege führen zu Gott».
    Heute bezaubert Leo Lebendig landesweit die Besucher von Kirchen und öffentlichen Räumen durch seine raumgreifenden Lichtinszenierungen, die mit der geistigen Kraft der Farbe den nach friedlichem Zusammenleben Suchenden den Weg erhellen.



    Das Flüchtlingsschiff "Sea-Watch 3" im Hafen von Lampedusa - ein Leserbrief

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    Nachdem vor mehr als zwei Wochen das Rettungsschiff der deutschen 
    Hilfsorganisation <Sea-Watch 3> Geflüchtete der libyschen Küste
    aufgenommen und entlang der Mittelmeerküste vergeblich auf
    Hafenerlaubnis gewartet hatte, war es mit 40 Flüchtlingen/Migranten in italienische
    Hoheitsgewässer vor Lampedusa gefahren. Wegen Verschlechterung der
    Situation der Menschen an Bord mit Zustand nach Folterung in Libyen bei
    fester Zusage zur Aufnahme der Flüchtlinge von Seiten europäischer Staaten
    hatte es im Hafen von Lampedusa angelegt
    - ohne Erlaubnis von Seiten der italienischen Behörden.
    Die deutsche Kapitänin der <Sea-Watch 3> wurde von der
    italienischen Polizei "zwecks Anklage vor Gericht wegen Beihilfe zur
    illegalen Einwanderung und Verletzung des Seerechts" festgenommen.
    Jedoch verpflichtet
    das internationale Recht zur Seenotrettung.
    Wir Europäer dürfen nicht zulassen, dass weiterhin Anklage gegen sog.
    gesetzlose Verbrecher erhoben wird, gegen erfahrene tatkräftige
    Menschen, die vom Tode des Ertrinkens bedrohten Menschen das Leben
    retten. Es handelt sich also um Menschen, die "unsere Hoffnung auf eine
    menschliche Welt" sind. Hardliner in der gespaltenen italienischen
    Gesellschaft rufen sogar laut nach Versenken des Seenotrettungsschiffes,
    das sie als feindlich betrachten.
    Das erinnert mich an das übliche Spiel <U-Boot-Versenken> in meiner
    Kinderzeit. Ärzte ohne Grenzen sagen: "Ohne sichere und legale Wege
    für Menschen, die Sicherheit in Europa suchen, bleibt das Mittelmeer ein
    Friedhof."
    Dort könnte es für zunehmend total Empathielose auf die Zahl von
    Flüchtlingen mit plus oder minus sowieso nicht mehr ankommen.
    Italien und EU unterstützen die libysche Küstenwache darin, geflüchtete
    Menschen wieder in das Bürgerkriegsland zurückzubringen trotz
    lebensgefährdender Camps mit Folter und Mord. Wir Europäer müssen für
    eine Lösung für dieim Mittelmeer geretteten Menschen sorgen.
    Trotz alledem und alledem sollten doch mehr EU-Staaten
    Flüchtlinge aus dem Mittelmeer aufnehmen.
    Die Europäische Kommission muss Voraussetzungen schaffen, einen
    sicheren Hafen für die Flüchtlinge zu finden.


    Dr. med. Berthild Schäper, Bonn
    Leserbrief vom 01.07.2019 an den Kölner Stadtanzeiger

    Raimundus Lullus - Dialog mit den Wissenschaften - Dialog der Religionen (aktualisiert)

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    Auf den 700. Todestag vorausblickend:
    Plakat auf der Frankfurter Buchmesse 2015


    Der MallorquinerRamon Llull (1232-1316), so sein katalanischer Name (mittelalterliche Schreibweise: Lull oder Lullus), gehört zu den faszinierendsten, genialen, aber durchaus auch ambivalenten Gestalten auf der Bruchlinie zwischen Christentum und Islam, die sich auch durch seine Heimat zog, die Insel Mallorca. Llull gehört zur ersten Generation derer, die wieder eine christliche Herrschaft auf dieser Mittelmeerinsel erlebten.
    Aber was noch wichtiger ist: Überzeugt vom christlichen Glauben als wahrem Heilsweg, sieht er die Möglichkeit, über durch Vernunft gelenkte Diskurse mit Menschen anderen religiöser Traditionen diese zu der Wahrheit des christlichen Glaubens hinzuführen. Hinter dem Gottesglauben von Juden und Muslimen, sieht er nämlich den einen Gott, der die ausgeformten Religionen übersteigt. Damit gehört er zu den ersten christlichen Theologen überhaupt, die sich auf einen ehrlichen Dialog mit dem Islam einlassen. Er wagt es denkend zu argumentieren, dass Juden, Christen und Muslime an den einen Gott glauben, dass sie der gemeinsame Monotheismus trotz aller Unterschiede verbindet. Allerdings möchte er dies mit Hilfe der Trinität als hermeneutischem Kriterium nachweisen. Das zeigt sein christliche Missionsintention, aber auch die konsequente Ablehnung von Gewalt und Zwangsbekehrung von Muslimen, die er ja auf Mallorca unmittelbar erlebte. Gleichzeitig lässt sich eine Aktualität des Dialogisierens entdecken, zumal gerade heutige Theologen wie Raimon Panikkar und Jürgen Moltmann diesen Versuch unter heutigen Bedingungen wieder aufnehmen.

    Annemarie Mayer:
    Drei Religionen - ein Gott.

    Ramon Llulls interreligiöse Diskussion
    der Eigenschaften Gottes.
    Freiburg u.a.: Herder 2008, XII, 481 S.


    Die Mitarbeiterin am Institut für Ökumenische Forschung in Tübingen, Annemarie Mayer hebt mit der Zielrichtung ihrer Arbeit genau auf dieses interreligiöse Interesse ab und sieht in der Diskussion Llulls um die Eigenschaften Gottes, wie sie Juden, Christen und Muslime sehen, die Chance nicht nur eine theologiegeschichtliche Habilitation zu schreiben, sondern einen Beitrag zu einem fundierten interreligiösen Diskurs der Abrahamsreligionen, um damit „eine Auseinandersetzung mit der Position Lulls vor dem Hintergrund der Gegenwartstheologie“ (S. 41) zu leisten. Dieser dialogischen Ansatz wird nun schwerpunktmäßig an Lulls „Buch vom Heiden und den drei Weisen“ / Llibre del gentil e dels tres savis ( = Heide, Jude, Christ, Sarazene/Muslim)
    durchgespielt, indem nicht einfach die Eigenschaften Gottes im Christentum, Judentum und Islam referiert werden, sondern so, 
    dass das „Dass“ und das „Wie“ der Existenz Gottes
    in verschiedenen Glaubensaussagen, damit auch an den jeweiligen Glaubensbekenntnissen der drei Religionen, geprüft wird. Die fast raffinierte hermeneutische Methode Llulls besteht nun darin, Substanz-Aussagen nicht als endgültig zuzulassen, sondern die Eigenschaften Gottes in ihre jeweiligen Relationen – und das heißt auch, in den betreffenden Weltbezug zu setzen. Der „arabische“ Christ Llull versucht auf diese Weise die anti-trinitarische Argumentation im Islam auszuhebeln, ohne in anti-islamische Polemik zu verfallen.
    Nachdem Annemarie Mayer den unterschiedlichen Ebenen von Eigenschaften und Existenz Gottes in Llulls Argumentation sorgfältig nachgegangen ist und auch die verschiedenen, oft genug abweichenden Äußerungen von Llull-Forschern miteinander verglichen hat, stellt sie die Frage, ob Juden, Christen und Muslime an denselben Gott glauben: 

    „Lull beantwortet diese Frage zwar mit Ja. Er nimmt nicht verschiedene Monotheismen in Judentum, Christentum und Islam an. Allerdings geht er dennoch von erheblichen Unterschieden im Gottesbild dieser drei Religionen aus: Lulls Gott, der christliche Gott, ist Person und handelt. Trifft dies auch auf Allah und Jahwe zu? Laut Lull insofern nicht, als im Islam und Judentum Gott die Momente des Mitseins und der Relationalität fehlen! Der trinitarische Gott offenbart sich (auch in der Schöpfung) und ist mit der Welt solidarisch … Der Vorwurf Lulls an die anderen beiden Religionen lautet: 
    In ihrem Gottesdenken sei Gott nicht ab aeterno gut, da er vor der Schöpfung nur als potentiell gut gedacht werde; das bonum müsse aber immer diffusum sui sein, da dies sein Wesen ausmache“ (S. 415).
    Das heißt doch nichts anderes, als dass Gott mit seinen verschiedenen Eigenschaften logischerweise konsequent nur trinitarisch sein kann. Juden und Muslime berücksichtigen zu wenig, dass die Wesenzüge Gottes sich in seiner Offenbarung (als relational) realisieren. Diese Argumentation sichert Llull über die Seinslehre (Ontologie) ab und verbindet die Frage nach dem Heil mit der religiösen Wahrheit, die einzig und nicht vielfältig ist. Den damit eigentlich unvermeidlichen Konflikt mit dem Islam und dem Judentum entschärft er dadurch, dass er Wahrheit auch in anderen Religionen erkennen kann, ähnlich wie schließlich im 20. Jh. das 2. Vatikanische Konzil argumentierte.
    Historisch sei angemerkt, dass Llull selbst unter dem König Jaime II. erreicht hatte, dass 1276 an der Westküste Mallorcas, in Miramar, ein Kolleg errichtet wurde, in dem die Mönche orientalische Sprachen lernten und mit den Bräuchen anderer Völker vertraut gemacht wurden, um sie schließlich zum Christentum durch Überzeugungskraft zu bekehren. Dazu schrieb er ein praktisch-theologisches Programm, die „Ars Magna“, in der die Grundpositionen des Llibre del gentilwieder auftauchen.
    Annemarie Mayer bestätigt im Grunde mit ihrer Arbeit, dass Llulls religions-ökumenische Theologie darin gipfelt, allen Menschen das Beste dieser und jener Welt anzubieten, so wie es Christus von Gott her gelehrt hatte. Er entwickelte von daher nicht nur eine mögliche Umorganisation der Kirche und des Vatikans, sondern auch Gedanken einer Weltkonferenz für den Frieden, eines überstaatlichen Gremiums, das die moralische Kraft und Qualität hätte, den Weltfrieden zu sichern. In diesen Überlegungen spiegeln sich bereits Gedanken eines Parlaments der Weltreligionen (CPWR,) wie dies1893, dann 1993 jeweils in Chicago, 1999 in Kapstadt und schließlich 2004 in Kataloniens Hauptstadt Barcelona praktisch wurde. Mission und Bekehrung der Andersgläubigen blieb zwar weiterhin Llulls Ziel, allerdings ohne die Anwendung von Gewalt, allein durch das dialogische Gespräch. Dieses ist darum möglich, weil nach Llulls Auffassung Christen, Muslime und Juden menschlich auf derselben Ebene stehen und sich darum ganz frei mit dem Heilsangebot in Jesus Christus auseinandersetzen können.
    Für diese umfassende und sorgsam – gerade auch an den katalanischen Quellen – recherchierte Habilitation kann man im Blick auf das heutige interreligiöse Gespräch nur dankbar sein, sieht man doch trotz aller theologischen Polemik und Verurteilungen eine Linie des Dialogischen seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart wirken, und zwar auf der Ebene des Respekts auf der Basis unbestrittener gleichwertiger Menschlichkeit, welcher Religion auch immer die Gesprächspartner angehören mögen. Dies hat Annemarie Mayer an Ramon Llull deutlich herausgehoben.

    Vgl. auch Peter Walter (Freiburg/Br.):
    Muss(te) Raimundus Lullus scheitern?
    Die Möglichkeiten des Religionsdialogs damals und heute(aaO S. 50-67).
    In: Ludger Lieb / Klaus Oschema / Johannes Heil (Hg.):
    Abrahams Erbe: Konkurrenz, Konflikt und Koexistenz der Religionen
    im europäischen Mittelalter.

    Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung.
    Beiheft 2. Berlin: De Gruyter 2015, 632 S., Register




    Das Buch vom Freund und dem Geliebten.
    Katalanisch-Deutsch
    Hamburg-Lehmweg 2016, 233 S.
    • Ramon Llull - 700 Jahre: 1316 - 2016
      Liebender und Geliebter (SZ online, 29.08.2016)
    •  Ramon Lull: Buch vom Heiden
      und den drei Weisen. 
      Freiburg u.a.: Herder 1986 - mit Kommentaren von
      Raimon Panikkar, Anthony Bonner, Charles Lohr, Hermann Herder.  
    • Ramon Llull: Buch vom Heiden und den drei Weisen.
      Stuttgart: Reclam 1998

       Rezension in der FAZ, 14.08.1998  
    • Lulle et la condamnation de 1277. La Déclaration de Raymond écrite sous forme de dialogue.
      Louvain-La-Neuve, Leuven, Paris 2006.
    • Celia Lopez: Messianism as a Philosophical Problem:The Liber de Aduentu Messiae by Ramon Llull
      In: academia.edu =
      Medieval Encounters (Brill) 2018, 435-502
    • Amador Vega: Ramon Llull
      y el secreto de la vida

      (Llull und das Geheimnis des Lebens).
      Madrid: Siruela 2002


      Der Religionsphilosoph
      A. Vega (Barcelona) beschreibt Ramon Llull unter drei Gesichtspunkten:
      1. Geheimnis des Lebens:
          Konversion, Studium, Kontemplation, Botschaft
      2.  Weisheit und Kompassion

      3.  Durchbruch 
      zu einer "Alchemie der Sprache."
    Katalanische Auswahl-Ausgabe der Werke Ramon Llulls, Hg. Antoni Bonner
    Palma de Mallorca: Editorial Moll 1989, 2 Bände


    Weitere Literaturhinweise
    • Reinhard Kirste: Spuren einer größeren Ökumene. Ramon Llull und Mallorca.
      In Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau / Udo Tworuschka (Hg.): 
      Hoffnungszeichen globaler Gemeinschaft. 
      Ramon-Llull-Denkmal in Palma de Mallorca


      Religionen im Gespräch Bd. 6 (RIG 6). Balve: Zimmermann 2000, S. 390-395.

      --- 
      Download als PDF-Datei: hier
    • Amy M. Austin / Mark D. Johnston (eds.): A Companion to Ramon Llull
      and Llulism

      Leiden (NL): Brill 2018, XVI, 558 pp.
    • Peter Bexte / Werner Künzel: Die Ars des Raimundus Lullus. Eine mediterrane Kommunikationslogik. In: Gereon Sievernich / Henrik Budde (Hg.): Lesebuch zur Ausstellung
      "Europa und der Orient". Ausstellung der Berliner Festspiele.
      Berlin 1989, S. 38-42
    • Peter Bexte / Werner Künzel: Die Ars des Raimundus Lullus.
      Berlin 1989 --- Exzerpt: hier
    • Knut Martin Stünkel: Una sit religio.
      Religionsbegriffe und Begriffstopologien bei Cusanus, Llull und Maimonides.
      Würzburg: Königshausen & Neumann 2013, 210 S.
    • Itinerarios Históricos en las Islas Baleares
      im Zusammenhang von
      Conquista y Reino Privativo --- La Ruta de Ramon Llull
    Reinhard Kirste 

    CC 
    .

    Die Sintflut: Altes Testament und Gilgamesch-Epos (aktualisiert)

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    Das Gilgamesch-Epos
    Am 3. Dezember 1872 legte der Graveur George Smith, Spezialist für Assyriologie,
    die Entschlüsselung des
     Sintflut-Berichts vor, der auf einer Keilschrift-Tafel stand.
    Insgesamt ging es hier um 12 mesopotamische Keilschrifttafeln des Gilgamesch-Epos
    mit 3000 Versen. Sie stammen etwa aus der Zeit des 13. Jahrhunderts v. Chr.
    und erzählen die Geschichte
    des Königs Gilgamesch 

    Die Sintflut-Erzählung auf Tafel 11
    Bibliothek des Assurbanipal aus dem Palast von Ninive
    (Original im Britischen Museum, London) --- Wikipedia
    auf der Suche nach der Unsterblichkeit.
    Dieser regierte um 2.600 v. Chr. in der Stadt Uruk. 
    Hier liegt also ein "Bericht" vor, der  viele Jahrhunderte
    vor dem biblischen Text entstand.


    Neuübersetzung 
    des Gilgamesch-Epos
    von Stefan M. Maul.
     

    München: Beck 2005

    Mögliche Darstellung
    von Enkidu als
    Bezwinger von Tieren
    in der rechten Hand
    einen Löwen
    und eine Schlange links
     Assyrisches Palastrelief
    aus
     Dur-Sharrukin
    Original im Louvre 
    (Wikipedia.en)




    Ausführliche Darstellung und Inhalt des
    Gilgamesch-Epos -
    auf 12 Tafeln 

    --- einschließlich der Tafel 11 mit der
    Sintflut-Geschichte globalen Ausmaßes:

    Details: hier 
    (aus "Rätsel der Menschheit)

    Mesopotamisches Terracotta-Relief
    (ca. 2250 — 1900 v.u.Z):
    Gilgamesch besiegt den Himmelsstier 
    (vgl. den späteren Mithras-Kult)
    - beschrieben auf Tafel 6 (wikipedia.en)
    Gilgamesch (2750–2600 v. Chr.)
    ist zu zwei Dritteln Gott
    und zu einem Drittel Mensch.
    Er herrscht als König über den sumerischen Stadtstaat Uruk. Er ist ein despotischer König.
    Darum beschließt die
    Schöpfergöttin Aruru, den Steppenmenschen Enkidu
    zu erschaffen, der Gilgamesch besiegen könnte. Vor dem Tempel kommt es zum Kampf, der unentschieden endet.
    Die Feinde werden zu Freunden und kämpfen nun gemeinsam.
    Gilgamesch und Enkidu treten gegen ein Ungeheuer namens Huwawa an
    und werden bei ihrer Rückkehr nach Uruk als die größten Helden gefeiert.
    Ischtar, Himmelsgöttin und Göttin der Liebe, erklärt Gilgamesch daraufhin ihre Liebe. Er aber lehnt die Göttin ab, weil er weiß,
    wie es Dumuzi, einem früheren Liebhaber Ischtars, ergangen war.
    Erbittert schickt sie den Himmelsstier nach Uruk, der nun die Erde verwüstet.
    Doch die beiden Helden erschlagen auch dieses Untier. 

    Aus Rache wird Enkidu auf Befehl der Götter von einer Krankheit befallen
    und muss qualvoll sterben. Gilgamesch weiß, dass ihn dasselbe Los erwartet
    und macht sich auf die Suche nach der Unsterblichkeit.
    Auf abenteuerlichem Weg gelangt er zu einem Fährmann, der ihn über das Wasser des Todes zu Utnapischtim – einem Vorfahren Gilgameschs – übersetzt. 

    Jener rät Gilgamesch, sechs Tage und sieben Nächte nicht zu schlafen, dann würde er Unsterblichkeit erlangen. 
    Mit der  Urflutgeschichte verdeutlicht Utnapischtim, warum Gilgamensch nicht unsterblich geworden ist: Der Text der Sintflut auf Tafel 11: hier 
    Gilgamesch schafft es nämlich nicht, diese lange Zeit zu schlafen. So erzählt ihm Utnapischtim von der Pflanze, die aus alt jung macht. Daraufhin taucht Gilgamesch in die Tiefen des Meeres und findet sie. Um die Menschen jung zu machen, will er die Verjüngungspflanze in seine Heimat bringen; doch eine Schlange raubt sie ihm.
    Gilgamesch kehrt daraufhin verzweifelt nach Uruk zurück.
    Er hat nun Gewissheit über das Todesschicksal der Menschen gewonnen.
    Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit lässt sich nicht erfüllen.
    Weil Gilgamesch zwar zu zwei Dritteln Gott ist, zu einem Drittel aber Mensch,
    muss er nun um dieses einen Drittels willen selbst sterben.
    Auf der letzten der insgesamt 12 Tafeln wird berichtet,
    wie Enkidu – der ja bereits gestorben ist – in die Unterwelt steigt 
    und dort festgehalten wird. Gilgamesch bittet die Götter, ihm bei der Befreiung des Freundes zu helfen, und Enki, der Herr der Erde, erbarmt sich seiner und lässt Enkidu durch ein Loch aus der Erde entweichen."      (nach www.lernhelfer.de, abgerufen, 27.12.2018)
    Weitere Literatur

    • Hein Haun / Dieter Baum: Gilgamesch. Der König, der nicht sterben wollte.
      Fotos: Klaus-Erich Hahn. Köln: Prometh o.J. [1994?], 96 S.
    • Karl Oberhuber (Hg.): Das Gilgamesch-Epos.
      Wege der Forschung CCXV. Darmstadt: WBG 1977, 445 S.
    • Albert Schott (Übers. + Anmerkungen, neu hg.: Wolfram von Soden):
       Das Gilgamesch-Epos. Stuttgart: Reclam TB 7235 [1958], 1989, 127 S.
    • Andreas Schweizer: Das Gilgamensch-Epos. Die Suche nach dem Sinn.
      München: Kösel 1997, 318 S., Register

    Spätere Reisen in die Unterwelt:
    --- Orpheus und Eurydike in der griechischen Mythologie
    --- Hippolythe et Aricie als Oper von Jean-Phiippe Rameau(1733)

    Karte des Staates Ur III (braun) und seine Einfluss-Sphäre (rot)
    Es geht nach der sog. 
    kurzen Chronologie: um 2048 bis 1940 v. Chr.
    oder der mittleren Chronologie: 2112 bis 2004 v. Chr.

    Wikipedia.en: History of Mesopotamia



    Hans-Martin Schmidt: Wachsende Weisheit im Horizont des Älterwerdens !

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    Dr. Hans-Martin Schmidt bei der INTR°A-Tagung 2015
    Der Jurist Dr. Hans Martin Schmidt (geb. 04.08.1929) hat viele Jahre den großen juristischen Fachverlag Dr. Otto Schmidt 
    geleitetSeit seinem Ausscheiden aus der Geschäftsleitung widmet er sich intensiv den Fragen der Evolution und der Nachhaltigkeit. Die von ihm initiierte Stiftung Apfelbaum - Partner für ein ZusammenWachsen von LebensWelten fördert Projekte, Publikationen und Aktivitäten gesellschaftlicher Gruppen, u.a. mit dem Integrationspreis
    Zu den Geförderten gehört seit 2000 auch die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) mit dem von Hans-Martin Schmidt angeregten und von der Stiftung Apfelbaum seit 2000  finanzierten INTR°A-Projektpreis  für Komplementarität der Religionen.  
    Vgl. bereits die Hommage zum 75. Geburtstag im Magazin "BuchMarkt" vom 03.08.2004
    Für Hans-Martin-Schmidt spielt das innere Sich-Bewusstwerden eine wichtige Rolle. In den Jahren 1998 - 2014 hat er intensiv darüber nachgedacht und für sich diese Gedanken aufgezeichnet. Er hat sie 2019 für einen kleineren Kreis von Menschen etwas überarbeitet und in gedruckter Fassung zugänglich gemacht.
    Der Essay hat in Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer den Titel:
    Widerstand und Ergebung im Alter.
    Ambivalente und doch stimmige Erfahrungen mit dem späten Wachsen der Weisheit, das Änderbare vom Nicht-Änderbaren zu unterscheiden 

    (Köln 2019, 45 S.).

    In seinem Ausblick am Schluss des Beitrages macht er deutlich, dass er sich als Gärtner versteht. Sein Bibeltext ist darum Jesu Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Matthäus 13,24-30). Er schreibt u.a.:
    Hans-Martin Schmidt
    bei der INTR°A-Projektpreisverleihung
     2016 in Bensberg
    "Das Gleichnis vom Hintereinandersäen und Nebeneinanderwachsen von Nutzkraut und Unkraut will mir ... sagen, dass ich in der Landwirtschaft wie im Leben viel Geduld und Selbstbescheidung und zur Zeit der Ernte, wenn - nicht von mir - Lebensdienliches und Nicht-Lebensdienliches geschieden wird, viel Selbsterkenntnis und Toleranz brauche ... Der mit dem Lebendigen in sich und um sich umgehende Gärtner wird ein Leben lang so auch im Alter herausfinden, wann es Zeit für das eine wie das andere ist ... Aber was hat der Gärtner am Ende aus dem eigenen Leben gelernt?
    Der Tod aller Lebewesen ist unausweichlich, aber wenn wir uns alle als Teil einer universellen Energie verstehen, dann brauchen wir den Tod als Ende unserer Existenz nicht zu fürchten" 
    (S. 39.40).
    Einen Einblick in den Essay, der über das Persönliche hinausgeht, mögen darum zwei längere Textstellen geben:

    Religiosität und Glaube (S. 30)

    Die Frage nach dem "Ewigen Leben" (S. 38)


    CC 

    Handel, Innovation, Wohlstand, Globalisierung - Europa vor dem Brexit - Bericht von einer internationalen Konferenz an der Bournemouth University, (UK)

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    Eckhard Freyer / Carola Wondrack: 
    Brexit, Globaler Handel / Innovationen  und  Wohlstand 
    Brexit, Global Trade / Innovations and Wealth

    Als Begründer der  Arnoldshain Seminare [1] und der International Society for Comparative Economic Studies (ISCES)  lud  Prof. Dr. Ulrich Peter Ritter, Universität Frankfurt/M. (gest. 2017) die Mitglieder kontinuierlich zu den Konferenzen ein – zuletzt 2017 nach Wien --- Details: hier
    Video-Bericht (9 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=-mBaPbxlt9Y&feature=share

    Das für 2018 geplante Treffen wurde wegen des Brexit und im Blick auf die Universitäten auf  2019 verschoben.  Die Mitglieder kamen zum 16. mal vom 19.-21.  Juni  zur Bournemouth University (UK), um im Rahmen der ARNOLDSHAIN CONFERENCE-Seminare zu wichtigen Themen mit innovativen Ideen zu besprechen. 
    Als  Mitglieder der International Society for Comparative Economic Studies (ISCES) waren Roland Eisen, Eckhard Freyerund Carola Wondrack  wieder dabei.
    Der  Hauptorganisator, Alexander Elsas des Arnoldshain Seminar XVI  „New Developments in International Trade and Innovation in a Changing World“,[3]ist leider am 8. August 2019 verstorben. 




    Alexander Elsas und Eckhard Freyer

    Das nächste Treffen, Arnoldshain Seminar XVII, findet 2020
    auf Einladung der Universität Jaume I in Valencia, Spanien statt.

    Eine Reform des Bildungssystems der Hochschulen im Sinne Ritters und der Fachkollegen geht über die zum Teil realitätsfernen Inhalte heutiger Hochschulen hinaus, denn diese belohnen das Auswendiglernen und nicht das Verstehen. Insbesondere der Umgang mit den neuen Medien, einschließlich der Nutzung von Datenbanken, Internet und Expertensystemen, muss im 21. Jahrhundert vermehrt Eingang in das Studium finden. Darüber hinaus stehen die Hochschulen vor weiteren Herausforderungen. Sie stehen nämlich im Spannungsfeld von Forschung und Lehre, wobei der erste Bereich für Professoren meist wissenschaftliche Lorbeeren bedeutet, der zweite dagegen Mühen und Arbeit. Immer lauter fordern verschiedene Teile der Gesellschaft, dass sich Forschung und Lehre verstärkt an der Praxis orientieren sollen. Die Hochschulprofessoren stehen vor der Aufgabe, den Elfenbeinturm zu verlassen und die Bedürfnisse der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wahrzunehmen. 
    Bildung für die Welt von morgen und Lernen stellen eine lebenslange Herausforderung dar. Doch die meisten Unternehmen setzen nach wie vor auf »fertige« Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt, die gleichzeitig die Qualitäten eines Olympiasiegers haben sollten: Doppelstudium, Praxis und Auslandserfahrung, mindestens drei Fremdsprachen und das alles möglichst im Alter von 24 Jahren.

    2.   Brexit und Hintergründe[4]: 
    Am 23.06. 2016 votierten 51,89% der Wähler für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU). Man meinte, mit dem Brexit entfiele die Verpflichtung des Vereinigten Königreichs als drittgrößter Nettozahler, zur Finanzierung des EU-Haushalts beizutragen[5]. Dagegen haben Experten 2016 errechnet, dass ein EU-Austritt bis 2020 „ein Loch von 40 Milliarden Pfund“ in die britische Staatskasse reißen könnte[6].
    Die britische Regierung muss wohl bei einem No-Deal-Brexit mit einem Kollaps der Häfen rechnen; es gäbe eine harte Zollgrenze zu Irland und steigende Sozialkosten. Sie erwartet letztlich chaotische Zustände wenn es zu dieser Situation kommt.
    Kuriosum am Rande: Das britische Finanzministerium ließ eine 50-Pence-Münze mit dem ursprünglich geplanten Austrittsdatum – dem 29. März 2019 – prägen[7]:
    Details: >>> hier
    Auf dem EU-Gipfel am 10.04.2019 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs eine weitere Verschiebung des Brexit bis zum 31.10. 2019 einstimmig beschlossen[8].  Doch am Brexit könnte nicht nur das Vereinigte Königreich zerbrechen, sondern vielleicht sogar die  britische Demokratie: Der Brexit spaltet die Insel[9]. Die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon bezeichnet die Regierung des neuen britischen Premierministers Boris Johnson als gefährlich. Für Schottland gebe es aber eine Alternative sagt sie: die Unabhängigkeit. Der britische Premierminister will jedoch sein Vorhaben, das Land am 31. Oktober aus der EU herauszuführen, durchsetzen und droht damit den anderen 27 EU-Staaten.
    Im Brexit-Panel mit Diskussion der namhaften Experten Brendan Vickers, Nicholas Perdikis, Christopher Hartwell konnten dank des ausgezeichneten Moderators Prof. Dr. Roland Eisen überzeugende Visionen präsentiert werden. Die lokale Organisatorin, Professorin Sangeeta Khorana, Bournemouth University, The Business School, Executive Business Centre erwies sich dazu als ausgewiesene Expertin[10].

    Besonders für britische Universitäten ist ungewiss, wie stark die EU ihren finanziellen Beitrag zur Unterstützung der Forschungsaktivitäten reduziert, wenn das Land nicht mehr EU-Mitglied ist, und ob der nationale Staatshaushalt dann die entsprechenden Lücken füllt. Die EU finanzierte 2015 16 % der Forschung. Ausgerechnet im 30. Jubiläumsjahr des europäischen Vorzeigeprogramms Erasmus ist die Zukunft dieses und anderer Förderprogramme in „Forschungskooperation“ und „Ausbau der Hochschulkapazitäten“  künftig von massiven Kürzungen betroffen. 
    Vgl.: Philip D. Altbach / Hans de Wit: Ein Ungeist breitet sich aus (DUZ-Magazin, 17.04.2017)

    Die Teilnahme an den Programmen  Bologna-Prozess, Europäischer Qualifikationsrahmen etc. ist allerdings auch nach einem Brexit möglich.

    Das britische Pfund bleibt wegen der Sorge über die Folgen eines ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der EU weiterhin auf Talfahrt.
    Es werden nur noch 1,0724 Euro für 1 GBP gezahlt. Dies ist der niedrigste Kurs seit dem Herbst 2009 und 1,0200 Euro für 1 GBP aus dem Krisenjahr 2008. Der Brexit lastet auf dem Verbrauchervertrauen in Großbritannien; und das Klima in der Weltwirtschaft hat sich wegen der Handelskonflikte eingetrübt. Die beiden größten Volkswirtschaften, USA und China, agieren gegenseitig mit steigenden Zöllen. Nach der Abwertung des chinesischen Yuan droht auch noch ein Währungskrieg.  Der 178 Jahre alte Tourismus-Pionier Thomas Cook[11]als britischer Traditionskonzern steht vor dem Aus [12],und weitere Problembereiche warten auf Lösung.

    3. EU und Mercosur und  Einigung für die größte Freihandelszone der Welt.
    Aufgrund der zahlreichen Teilnehmer aus Lateinamerika wurde das beim G20-Gipfel in Osaka 2019 präsentierte Abkommen besonders in den Blick genommen. Es sieht vor, Zölle und andere Handelsbarrieren zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay abzubauen. Die Verhandlungen dafür begannen vor fast 20 Jahren, übrigens auch der Anlass, um mit den Arnoldshain-Seminaren zu beginnen.
    Hier liegt auch der Grund, dass mit dem Inkrafttretens des Abkommens die neue Freihandelszone rund 780 Millionen Konsument*innen und eine Wirtschaftskraft von jährlich 19 Billionen Euro umfasst. Europäische Unternehmen könnten jährlich vier Milliarden Euro an Abgaben sparen. Umwelt- und Verbraucherschützer*innen fürchten, dass in Europa gültige Standards zugunsten der Mercosur-Staaten abgesenkt werden könnten. Die Südamerikaner setzten auch eine stärkere Öffnung des europäischen Marktes für ihre landwirtschaftlichen Produkte durch, insbesondere Rindfleisch. 

    Behandelt wurden diese Probleme in der Session 2 am 19.06. zu:  Money, Finance and Inflation unter der Moderation von Prof. Eckhard Freyer. Aus der Sicht Argentiniens referierte Prof.Ángel Enrique Neder, Kath. Universität Córdoba (Argentinien): Argentina and its monetary policy rule. 
    Dazu kam als Experte  Prof. Pedro Esteban Moncarz mit dem Thema:  Trade integration strategies and welfare. A comparative study of six selected Latin-American countries. 
    Die Inflationserfahrungen dort zeigte Prof. Fernando Zarzosa Valdivia (Universidad Nacional, Córdoba, Argentinien) auf: Inflation Dynamics in the ABC (Argentina, Brazil and Chile) countries. Besonders  der Beitrag von Prof. Ernesto Rezk (National-Universität Córdoba, Argentinien): "Should one Expect a Happy Ending of Mercosur-European Union Negotiations on Free Trade: the Role Played – or the Threaten Posed - by Tax and Spending Issues“ erbrachte weitsichtige Perspektiven[13]:

    "The EU is negotiating a trade agreement with the four founding Mercosur states - Argentina, Brazil, Paraguay and Uruguay - as part of a broader Association Agreement between the two regions. The EU is Mercosur's number one trade and investment partner. EU exports to Mercosur: €45bn in goods in 2018 and €23bn in services in 2017.
    The EU is the biggest foreign investor in Mercosur with a stock of €381 billion, while Mercosur’s investment stock in the EU amounts to €52 billion in 2017. While the relationship is very substantial both exporters and potential investors face barriers in Mercosur markets. The goals of the new EU-Mercosur trade deal are


    • to remove these barriers and help EU firms  to export more;
    • Strengthen worker’s rights and ensure environmental protection, encourage companies to act responsibly, and uphold high food safety standards and
    • Protect quality EU food and drink products labelled as Geographical Indications from imitations. The future agreement will represent a win-win for both the EU and Mercosur, creating opportunities for growth and jobs for both sides.[14]
      Details: >>> hier
    4. Innovationen  und  Wohlstand / Innovations and Wealth
    Innovationen haben einen für die Menschheit wunderbaren Vorteil: Sie vergrößern die Handlungsspielräume. Doch nicht alle Menschen profitieren von ihnen gleichermaßen. Wer etwas Neues und Besseres gefunden hat, kann früher als alle anderen daraus Nutzen ziehen. 
    Der Vorsitzende, Prof. Dr.  Celestino Suárez Buguet, Universität Castellón/Valencia (Spanien), moderierte vorbildlich zu diesen wichtigen Themen mit innovativen Ideen.  Dabei konnten Aspekte des Projektes “Ethical Focuses of Digitization and Perspectives” von Alexander Elsas, Eckhard Freyer und Carolin Wondrack eingebracht werden:
    „Change from Rhenish Capitalism to the Digital Market Economy“.
    Doch nur wenn es gelingt, in den Wohlstandsgesellschaften[15]ein Bewusstsein zu erzeugen, dass es bei der Lösung globaler Probleme nicht nur um Moral oder die Wahrung und Mehrung eigenen oder fremden Wohlstands geht, sondern um die eigenen grundsätzlichen Überlebensinteressen[16], besteht Aussicht auf Erfolg.

    Carolin Wondrak und Alexander Elsas


    Rezensionen zum Thema

    1)  Handbook on the European Union (EU)
         and International Trade

         Edited by Sangeeta Khorana
         and María García.

         B
    usiness School, Faculty of Management,
          Bournemouth University
          Department of Politics,
          Languages & International Studies:
          University of Bath (UK).
          Cheltenham (UK): Elgar  Publ. 2017,  432 pp.


    Dieses Handbuch behandelt alle Grundlagen - mit ausgezeichneten Kapiteln über die Rolle der EU-Institutionen zum Beispiel - und vieles mehr. Die EU-Handelspolitik war noch nie so komplex und umstritten. Diese Sammlung packt die Themen auf klare und präzise Weise an. Es ist ein Buch für alle, die versuchen, den EU-Handel zu verstehen. Die rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Gründe für die Handelspolitik spiegeln sich in der Aufnahme und Umsetzung der Handelsbeziehungen der EU mit dem Rest der Welt wieder. Dieses umfassende Zusammenstellung bietet den Lesern einen multidisziplinären Überblick über die wichtigsten Perspektiven, Akteure und Herausforderungen in den heutigen Handelsbeziehungen der EU. Die Veränderungen in der institutionellen Dynamik, der Brexit, die Politisierung des Handels, konkurrierende außenpolitische Agenden und die Anpassung an Handelsmustern im Zusammenhang von Wertschöpfungsketten sowie die digitale und wissensbasierte Wirtschaft verändern die Handelspolitik der Europäischen Union. Die Autoren befassen sich mit dem Rahmen dieser Herausforderungen. Es geht um die Ziele, Prozesse und die Wirksamkeit der handelspolitischen Entscheidungsfindung im Kontext der Handelsbeziehungen der EU mit entwickelten, sich entwickelnden und aufstrebenden Staaten der Weltwirtschaft. 
    Insgesamt bietet dieses Handbuch Studierenden und Praktikern eine leicht zugängliche Einführung in die politischen Prozesse, die Handelspolitik der EU betreffen. Politische Entscheidungsträger, insbesondere außerhalb der EU, werden durch diese Lektüre ebenfalls wichtige Kenntnisse über die Handelspolitik der Europäischen Union erlangen.
    Das Buch enthält Beiträge von:
     J. Adriaensen, L. Choukrounel, P. De Lombaerde, F. De Ville, M. Eagleton-Pierce, J. Eckhardt, M. Filadoro Alikhanoff, C. Gammage, M.J. Garcia, T. Heron, W.A. Kerr, S. Khorana, L. Kühnhardt, D. Martens, P. Murray-Evans, L. Nilsson, J. Orbie, L. Perdikis, N. Perdikis, G. Rósen, G. Siles-Brügge, A. Smith, M. Smith, N.R. Smith, M. Shu,
    L. van der Putte, S. Velluti, W.G. Voss.
    Mehr Infos: >>> https://www.e-elgar.com/shop/handbook-on-the-eu-and-international-trade
       
    2) Brendan Vickers / Sangeeta Khorana:
         Navigating Uncertainty:
         Towards a Post-Brexit Trade and Development Agenda.

         Cheltenham (UK):  Elgar Publ. 2018, 184 pp.


    "Extreme Unsicherheit" ist ein Brexit-Schlagwort, das sich voll und ganz auf die künftigen Handelsbeziehungen Großbritanniens zu Entwicklungsländern - zu denen viele Commonwealth-Staaten gehören - sowie zu den übrigen EU-Mitgliedern bezieht. Diese Zusammenstellung von Aufsätzen bietet aktuelle und sachkundige Kommentare dazu, wie ein neues Abkommen zustande kommt. Die britische Handelspolitik gegenüber der EU und den Entwicklungsländern müsste von den dort dargestellten Überlegungen entworfen und umgesetzt werden. Die Aufsätze entflechten komplexe Themen und bieten einen Kontext für die aktuelle Debatte sowie einen Rahmen, in dem die laufenden Verhandlungen bewertet und diskutiert werden können. 

    Die Sammlung basiert auf einem Workshop, der Anfang 2017 im Commonwealth-Sekretariat in London stattfand. Es handelte sich um das vom Wirtschafts- und Sozialforschungsrat finanzierten Projekts „Governance und wirtschaftliche Integration durch Freihandelsabkommen“.


    ANMERKUNGEN


    [1]   Die Aroldshain-Seminare [https://www.facbook.com/arnoldshainseminar/] begannen in der dortigen Evangelische AkademieTagungsstätte „Martin Niemöller-Haus“: 1957 erlangten die dort aufgestellten acht Arnoldshainer Abendmahlsthesen Berühmtheit. Denn es wurde versucht, die Voraussetzungen für eine Abendmahlsgemeinschaft zwischen den lutherischenunierten und reformierten Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland herzustellen (siehe: Arnoldshainer Konferenz). 2012 wurde die Akademie mit der Evangelischen Stadtakademie  Frankfurt/m. (am Römer) zur Evangelischen Akademie Frankfurt fusioniert.

    [2]  Mit dem Zerfall des Ostblocks und dem damit verbundenen Ende des Kalten Krieges, mit der Entwicklung von Computer- und Kommunikationstechnik, mit der weltweiten Liberalisierung von Handel und Finanzen hat der Eintritt in das globale Zeitalter längst begonnen.
    Vgl.
    Ludger Kühnhardt /Tilman Mayer (Hg.):
    Bonner Enzyklopädie der Globalität. Band 1 und 2.
    Wiesbaden: Springer 2017, 1627 S. 99,99 Euro, eBook 79,99 Euro --- ISBN 978-3-658-13819-6

    [3]  Links: https://www.facebook.com/arnoldshainseminar/
    --- 
    https://drive.google.com/drive/folders/10z8uYQyYeO5joITgLkrdFi42xh4fOYJMDie Ökonomie der Globalisierung ändert sich rapide. Grund dafür sind technische, klimatische und finanzielle Umwälzungen. Selbst in Schwellenländern steigen die Energie-, Transport- und Arbeitskosten ständig.
    Vgl.
    Amartya Sen  (Wirtschaftsnobelpreisträger, Harvard University): "Entwicklung bedeutet für mich materiellen Wohlstand ebenso wie Zugang zu Bildung, medizinischer Grundversorgung ebenso wie das Recht auf freie Religionsausübung, zur politischen Einflussnahme ebenso wie Schutz vor Polizeiwillkür."
    Vgl. dazu: "Bericht über die menschliche Entwicklung", Vereinten Nationen diverse Jahrgänge;
    Smith, Adam: An Inquiry into the Nature and Causes of The Wealth of Nations. New York 1937,
    deutsch: Der Wohlstand der Nationen. München 1974.
    Max Weber: Protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus. Bodenheim 1993

    [5]  Wir leben in einer Welt des billigen Geldes: Schulden machen wird belohnt, Sparen wird bestraft. Das hinterlässt Verwüstungen in den Bilanzen von Staaten, Unternehmen und Bürgern.Vgl. Dirk Bezemer u. a.: The Shift in Bank Credit Allocation: New Data and New Findings.
    DNB Working Paper 559, 2017.

    [6]  Die Bank of England prophezeit die heftigste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, sollte es tatsächlich zu einem ungeordneten Brexit kommen. Drastische Reaktionen an den Märkten: Immobilien, Finanzen, Arbeit  würden Großbritannien weit zurückwerfen. Sollte das ausgehandelte Abkommen mit der EU nicht in Kraft treten können, dürfte die britische Wirtschaft innerhalb eines Jahres um acht Prozent schrumpfen -
    BoE Official Website in einer Analyse verschiedener Brexit-Szenarien.

    [7]   Daniele Tori, Özlem Onaran, The Effects of Financialization on Investment: Evidence From Firm-Level Data for the UK, Cambridge Journal of Economics 2018

    [8]  Das ausgehandelte Brexit-Paket umfasst einen knapp 600 Seiten starken Austrittsvertrag. Darin sind die Bedingungen der Trennung festgeschrieben - etwa die Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien und Schlusszahlungen des Vereinigten Königreichs an die EU von schätzungsweise rund 45 Milliarden Euro. Vorgesehen ist außerdem eine Übergangsfrist bis Ende 2020; diese könnte noch bis Ende 2022 verlängert werden. In dieser Zeit soll sich für die Wirtschaft und die Bürger beider Seiten praktisch nichts ändern.

    [9]  London hat in den vergangenen Jahrzehnten Reiche und Superreiche aus aller Welt angelockt, mitsamt ihrem Geld. Niedrige Steuern, ein stabiler Staat mit verlässlichem Rechtssystem, Zugang zu Europa und ein ein wenig alter imperialer Glanz - das wirkte. Weil das britische Pfund aber immer weniger wert ist, schwinden auch die Vermögen. Und dann sinken auch noch die Preise für die oft sündhaft teuren Londoner Immobilien, erstmals seit der Finanzkrise.   80 Prozent der Wirtschaftsleistung stammen aus dem Dienstleistungsbereich, allein der Finanzsektor macht 6,5 Prozent aus. Die Londoner City ist noch immer der wichtigste Finanzplatz Europas: Banken, Fonds und Versicherungen haben dort ihren Sitz oder zumindest wichtige Dependancen. 
    Der Standort aber dürfte unter den politischen Unsicherheiten um einen, womöglich harten Brexit und der Schwäche des Pfund besonders leiden. 

    [10]  „Handbook on the EU and International Trade“ und: „Brendan Vickers/Sangeeta Khorana: Navigating Uncertainty: Towards a Post-Brexit Trade and Development Agenda, Elgar Publ. 2018“ - Besprechung s.o. https://theconversation.com/is-brexit-an-opportunity-to-revive-the-eu-india-trade-deal-113780
    S. Khorana: Is Brexit business uncertainty leading to an investment chill? Financial director. Availablefrom and details >>> here 

    [11]  Zu den Zuschüssen des chinesischen Großaktionärs Fosun will sich der  Reiseveranstalter  Finanzspritzen über 150 Millionen Pfund besorgen.

    [12]  Das Vereinigte Königreich ist der wichtigste Standort für Fernsehen und On-Demand-Services in Europa. Bislang gilt: Wer in einem EU-Land eine Sendelizenz hatte, durfte in allen 28 Mitgliedsländer senden. Wenn Großbritannien ohne Deal aus der EU austritt, verlieren dort lizenzierte Medien dieses Recht. 

    [13]  World Trade Organization (WTO), WTO Statistics Database.
    Website: 
    https://data.wto.org/

    [14]  UN Conference on Trade and Development (UNCTAD),
    Trade and Development Report 2018.
    Power, Platforms and the Free Trade Delusion, 2018 und World Trade Organization (WTO), WTO Statistics Database, data.wto.org; UN Department of Social and Economic Affairs, Population Division, World Population Prospects:
    The 2017 Revision, population.un.org/wpp;
    World Bank, World Development Indicators, data.worldbank.org

    [15]  Vgl. The Rise and Fall of American Technological Leadership: The Postwar Era in Historical Perspective, Richard R. Nelson and Gavin Wright, Journal of Economic Literature, Vol. 30, No. 4 (Dec., 1992), pp. 1931-1964 Published by: American Economic AssociationArticle Stable
    URL: 
    https://www.jstor.org/stable/2727970?seq=1#page_scan_tab_contents

    [16]  Mit Big Data versucht China derzeit alle möglichen Probleme zu lösen – und verrät damit einen gefährlichen Glauben an die befreiende Kraft von Technik. Eine öffentliche Debatte darüber, wie die vermuteten Fortschritte die Bürger in die Falle allgegenwärtiger Überwachung stolpern lassen könnten, fehlt dagegen völlig. Hand in Hand mit Unternehmen wie Alibaba befördert die chinesische Regierung die Vorstellung, dass Technik der Garant von Wohlstand und Fairness ist. 
    Die »Internet‑Plus«-Strategie, die Ministerpräsident Li Keqiang im März 2015 vorstellte, hat als Ziel die Digitalisierung und Innovationen zu fördern, um die stockende Wirtschaft neu zu beleben. Diese Strategie ist eng an staatliche Überwachung gekoppelt – und das ist der Preis, den China für seine digitale Revolution unter Führung und Aufsicht der Kommunistischen Partei zahlt und den viele Menschen nicht sehen. Mit ihrem Technologie-Versprechen kann die Regierung womöglich Ticket-Schwarzhändlern und Marathon-Betrügern das Handwerk legen. Aber zugleich könnte es ihr gelingen, sich eine der fettesten politischen Beuten aller Zeiten zu sichern: die Rechtfertigung für ein Massenüberwachungssystem, das drakonischer ist als alles, was die Welt je gesehen hat.

    CC



    Jenseitsvorstellungen in den Religionen (Textzugänge und Materialsammlung) --- aktualisiert ---

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    TEXTE ZUM NACHDENKEN
    • Fragebogen von Max Frisch 
    • An dem Tag, wenn der Tod an deine Tür klopfen wird, was wirst du ihm anbieten? "Ich werde ihm mein Leben schenken. Er wird nicht mit leeren Händen gehen."  (Rabindranath Tagore)                                       
    • Death is not extinguishing the light; it is putting out the lamp because the dawn has come.  (Tagore)



    "aus sterblichkeit befreit sich die gestalt,
    die so dir innewaltet,
    dass sie dich offenbart und fortgestaltet"

    (Spruch auf der Traueranzeige von Inge-Rose Herzig, 1938 - 1999)
    • "Die Schwelle des Todes ist die Schwelle zum Leben."Reinhard Kirste, in: RIG 8/2004: Wegmarken zur Transzendenz, S. 219)
    • "Wir leben uns in den Tod hinüber."
      Erika Pluhar, geb. 1939, österreichische Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin --
      Texte von Erika Pluhar, u.a.: TROTZDEM: hier
    • „Wenn man nicht begreift, dass man sterblich ist, dass man hier nicht ewig bleibt, wenn man das nicht wirklich erfasst, dann wird man das Potenzial seines Lebens nicht wirklich ausschöpfen.“
      Norma Bowe, Kean University New Jersey, Interview in Psychologie heute Nr. 12/2016
    Annäherungen interkulturell 


    Grab von Nikos Kazantzakis in Iraklio (Kreta) - [Wikipedia]
    mit der Inschrift:
    Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος.
    Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.
    Einblicke in religiöse Vorstellungen
    Mehrere Religionen
    >>>>

    Griechische Mythologie:


      Altes Ägypten:


      Gesamtansicht des altägyptischen Jenseitsführers (Kopie): 178 x 26 cm
      Die Reise des Sonnengottes durch den Nil in die Nacht
      und seine Wiedergeburt am nächsten Morgen:
      Ein Grundmuster von Leben, Tod und Wiedergeburt







        Judentum, Christentum, Islam

        Ausstellung Bruno Perramant: Les Aveugles
         Paris, Collège des Bernardins 2012
        "Dante auf dem Weg zur Vorhölle"

















        • Christian Jambet: 
          Mort et résurrection en islam. L'au-délà selon Mullâ Sadrâ.
          Paris: Albin Michel 2008, 306 pp. --- Rezension: hier
        • Vgl. zu den mittelalterlichen Vorstellungen im Christentum
          einige Titel des berühmten Mediävisten
          Jacques Le Goff: hier

        • Gnana Robinson: The Emergence of the Beliefs of Heaven and Hell --- in Israel, Judaism and Christianity and the Search after Truth
          about Life after Death 
          --- Das Hervortreten der Glaubens an Himmel und Hölle
          in Israel, Judentum und Christentum und 
          die Suche nach der Wahrheit
          über das Leben nach dem Tode --- 
          (Oktober 2014, 11 S.) 
          --- Der Beitrag entstand für die National Consultation on Heaven and Hell  in Kanyakumari, Südindien, 17.-18.10.2014
           --- 
          Die Synode verbschiedete diese "Findings"

        Buddhismus und Hinduismus 
        Zum Rad des Lebens:
        Die 12 Elemente

        1.  Ignoranz / Unwissen
             (Avidya) - blinde Frau

        2.  Karmische Bedingungen/
              Ausprägungen
             (Samskara) - Topf = Kreativität

        3.  Daraus entstehende
             Erkenntnis / Gewissen
             (Vijnana) - Der Affe /

        4.  Mentalität-Körperlichkeit:
             Name und Form (Nama-rupa)

        5.   Die sechs Grundlagen
             der Sinne (Shadayatana)
             - Haus mit 6 Fenstern

        6.  Kontakt/Berührung der Sinne   
             zwischen den Organen
             und den Objekten (Sparsha) - Liebespaar

        7.  Gefühl / Sinneswahrnehmung (Vedana)
           - Pfeil im Auge

        8.  "Durst", Wunsch, Begier (Trishna) - Der Trinker
        9.   Anhaften (Upadana) - Der die Frucht Pflückende
        10. Existentielles Werden, Entstehen der Existenz (Bhava) - Koitus
        11. Geburt, Heraustreten der Existenz (Jati) - Die Gebärende
        12. Konsequenz: Alter & Tod (Jaramarana) - Der Leichenbestatter

        Aus: Vladimir Grigorieff: Les philosophies orientales. L'Inde et la Chine.
        Paris: Eyrolles 2005, 97-101. Erläuterung der Bilder 1-12 = S. 102


        Der Weg zum ERWACHEN (Erleuchtung): Bodhi
        • Das Beschreiten des achtfachen Pfades
        • Das vollständige Begreifen der „Vier edlen Wahrheiten“
        • Die Überwindung aller an das Dasein bindenden Bedürfnisse und Täuschungen
        •   Es verlöschen alle karmischen Kräfte aus der Folge der Taten.
        •   Der Kreislauf des Lebens und Leidens wird (nach vielen Wiedergeburten) verlassen.
        •   Das Nirvana als Ziel (= da, wo nichts mehr weht) .

        Sterbebegleitung - Nahtod-Erfahrungen



        Tod, Bestattung, Friedhof
        Friedhöfe

          Grab von Paul Klee (1879-1940)
          auf dem Schlosshaldenfriedhof Bern (Wikipedia)

           Akademie-Tagung: Brücken zum anderen Leben. 
          ---Texte, Referate, Bilder ---

          Kinder- und Jugendbuch,
          Bilderbücher und Romane

          Sachbücher zum Thema: Rezensionen
           Aus dem Suhrkamp-Verlag (2015):
          Cover: Die Eroberung der ZeitCover: Der Tod und das Leben danachCover: Über den vermeintlichen Wert der SterblichkeitCover: Der TodCover: Personales Leben und menschlicher Tod



          Joseph Beuys


          CC



          Auferstehung von den Toten in der Bibel und im Koran

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          Die drei großen monotheistischen Religionen
          sprechen über die Auferstehung

          Aus: : l'église missionaire, no. 2 (avril 2019),
          Hg.: Union des Églises protestantes d'Alsace et de Lorraine


          Judentum
          Prophet Ezechiel 37,1-14


          Israel, das Totenfeld, wird durch Gottes Odem lebendig


          371 Des HERRN Hand kam über mich, und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine. 
          2 Und er führte mich überall hindurch. Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt.
          3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: HERR, mein Gott, du weißt es. 
          4 Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort!
          5 So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. 
          6 Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin.
          7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein. 
          8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. 
          9 Und er sprach zu mir: Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! 
          10 Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.

          11 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns.
          12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels.
           


          13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 
          14 Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.

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          Christentum - Neues Testament:
          Apokalypse / Offenbarung des Johannes 21,1-7

          Das neue Jerusalem


          211 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 
          2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.


          3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 
          4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.


          5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 
          6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 
          7 Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.



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          Islam - Koran, Sure 2,28.259-260


          28. Wie könnt ihr Gott leugnen, wo ihr doch tot waret und Er euch lebendig machte und euch dann sterben lässt und euch dann (am Jüngsten Tag) lebendig macht, an dem ihr zu Ihm zurückkehrt?

          259-260. Und gedenke, als Abraham sagte: "Mein Herr, lass mich sehen, wie Du die Toten wieder zum Leben bringst", Er sprach: "Glaubst du denn nicht?" Er sagte: "Doch! Aber (ich frage,) um mein Herz zu beruhigen." Er sagte: "Nimm dir vier Vögel und zerstückle sie, dann setze auf jeden Berg einige Teile davon. Hierauf rufe sie. Sie werden eilends zu dir kommen. Und wisse, dass Gott allmächtig und allweise ist!"

          CC

          José María Vigil: Religiöser Pluralismus, Christentum im Umbruch und Option für die Armen (aktualisiert)

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          1.  Religiöser Pluralismus
          nicht nur in Lateinamerika


          Der in Panama lebende Theologe und Claretinerpater
          José María Vigil  setzt sich seit langem mit den erheblichen Veränderungen im Christentum auseinander, eine Metamorphose, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Darauf macht er zuerst 2014 aufmerksam: 
          La metamórfosis del cristianismo (ATRIO, 14.04.2014)

          Vigil gehört zu den lateinamerikanischen Reformtheologen, die aus ihren Analysen Konsequenzen im Blick auf die Multireligiosität der Welt und die zunehmenden gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten ziehen. Bereits  2005 hatte er mit einem Buch erhebliches Aufsehen und erregt und eine intensive Diskussion in Gang gesetzt:
           Teología del pluralismo religioso
          (Quito/ Ecuador: Abyayala 2005)

          --- Download der vollständigen spanischen Ausgabe als PDF-Datei:
              Portal ATRIO



          Deutschsprachige vollständige Ausgabe: Theologie des religiösen Pluralismus.
          Eine lateinamerikanische Perspektive
          .

          Durch dieses Veröffentlichung konnte auch dem deutschsprachigen Leserpublikum der innere Zusammenhang von religionspluralistischer Theologie und lateinamerikanischer Befreiungstheologie deutlicher gemacht werden:
          J.M. Vigil setzt konsequent theologisch auf die Option für die Armen, wie sie die klassische  “Theologie der Befreiung” betont. Er verbindet dies mit  Ansätzen aus den religionspluralistischen Theologien, besonders von John Hick. Gerade diese Konvergenzen  machen Vigils Buch in dialogischer Weise bisher einzigartig.

          In den zahlreichen Veröffentlichungen kommt u.a. auch die Kooperation mit EATWOT  zum Ausdruck, der Ökumenischen Assoziation der Dritte Welt-Theologen (Ecumenical Association of Third World Theologians).
          J.M. Vigil ist der Koordinator der Theologischer Kommission
          sowie Mitherausgeber der multilingualen
          Internet-Zeitschrift VOICES. Theological Journal of EATWOT



          Vgl. auch einzelne Bücher und Beiträge:

           
           

          2.  Übersetzungen von “Teología del pluralismo religioso”
          a)  Die deutschsprachige Ausgabe"Theologie des religiösen Pluralismus.
          Eine lateinamerikanische Perspektive. Details, s.o.

          b) Schon seit einiger Zeit ist die englische Ausgabe auf dem Markt: 
          Theology of Religious Pluralism 
          Towards a pluralistic re-reading of Christianity (LIT-Verlag Münster 2008).

          Diese Fassung hat einige Änderungen gegenüber dem spanischen Original erfahren. So sind leider zwei Kapitel (wegen mangelnder Übersetzungszuschüsse!) herausgenommen worden
          (Vgl. Kommentar zur englischen Ausgabe).
          Der amerikanische Theologe Paul Knitter (USA) schrieb im Vorwort: «Vigil’s book is an “unicum.” It provides a broad perspectival review and assessment of various Christian approaches to other religions is not anything new. What is definitely and encouragingly new is that it does so from the perspective of the experience of Latin American Christians, which means in the framework of liberation theology».
          Das Nachwort stammt von Andrés Torres Queiruga(Spanien), der seit Ende März 2012 ebenfalls eine Notifikation der spanischen Bischofskonferenz erhalten und sich seither nicht mehr öffentlich äußern darf (Bericht im Dialog-Journal vom 15.04.2012).

          Weitere Übersetzungen von "Teología del pluralismo religioso":
          — c) Italienische Ausgabe im Verlag Borla, Rom:hier
          — d) Portugiesische Ausgabe im Paulus-Verlag, São Paulo: hier

          3.  Der größere Zusammenhang von Theologie des religiösen Pluralismus und Theologie der Befreiung
          Wie schon erwähnt gehört José María Vigil zu einer größeren Gruppe lateinamerikanischer Theologen, die sich intensiv für eine pluralistische Theologie der Befreiung im Kontext der Option für die Armen einsetzen. Von daher liegt ihnen daran, kostenlose Zugänge zu wichtigen Büchern und Materialien ermöglichen.


          Dieser “Service” betreut auch eine digitale Bibliothek, die auf die Theologie der Befreiung spezialisiert ist und nun auch die Theologie des religiösen Pluralismus mit einbezieht.
          Vgl.  dazu auch die folgenden Beiträge:  


          Die Option für die Armen als Option für Gerechtigkeit:
          4.  Die Buchreihe “Along the Many Paths of God”
          Mit ihrem Koordinator J.M. Vigil beschloss die lateinamerikanische Kommission von EATWOT (Ecumenical Association of Third World Theologians) bereits auf ihrer Generalversammlung 2001 in Quito (Ecuador), dass sich die Befreiungstheologie und die Theologie des religiösen Pluralismus gegenseitig befruchten sollen (cross-fertilize). Dazu soll eine pluralistische Theologie der Befreiung ausgearbeitet werden. Damit würde eine Theologie des religiösen Pluralismus entstehen, die zugleich Befreiungstheologie wäre.
          Das Projekt bezieht mehr als 70 Theologen mit ein, in dessen Rahmen eine Reihe von fünf Büchern herausgebracht wurden. Hier werden diese Überlegungen sorgfältig weiter ausgeführt.
          Diese Buchreihe ist in Spanisch, Portugiesisch und Italienisch veröffentlicht worden und kann bei Tiempo Axialeingesehen werden.

          Als Printausgabe erschien auch:
          Toward A Planetary Theology. Along the Many Paths of God.
          Montreal, Kanada: Dunamis Publishers 2010, 197 S.

          Hier plädieren international bekannte Theologen für eine Grenzen überschreitende Theologie.
          — Als PDF-Download hier —
          — Rezension hier —


          Reinhard Kirste: Beiträge im Handbuch der Religionen (HdR)

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           Details und Zugang: hier 

          Grundsätzliches
          • Begleitung von Krankheit und Sterben: Religionswissenschaftlich fundierte Möglichkeiten – Voraussetzungen und Anregungen
            (HdR I-19, EL 23/2010)
          • Die Evangelischen Akademien in Deutschland
            (HdR II-2.1.7.1, EL 18/2008)
          • Religionspädagogischen Institute der evangelischen Landeskirchen
            mit den thematischen Arbeitsgruppen und der EKD (HdR II-2.1.7.2, EL 18/2008)
          • Ökumenische Bewegung und Ökumenischer Rat der Kirchen
            (HdR II-4.1.1., EL 4/2000)
          • Interreligiöser Dialog und religiöser Pluralismus
            (HdR II-4.2.1., EL 4/2000)
          • Der INTR°A-Projektpreis für Komplementarität der Religionen
            (HdR II-4.2.1.10, EL 24/2010)
          • Konfessionsübergreifende und religionsökumenische Bemühungen
            (HdR II-4.2.2, EL 19/2008)
          • Praktische Beispiele zum interreligiösen Lernen (HdR II-4-2-4-0, EL 13/2006)
          • (zusammen mit Reinhard Frieling und Michael Biehl):
            Missionsbewegung, konziliarer Prozess und interreligiöser Dialog
            (HdR-4.2.3, EL 37/2013)
          • Vom Nutzen interreligiösen Lernens - Voraussetzungen und Anregungen
            (HdR II-4.2.4.0.1, EL 21/2009)
          • Islamische Studienzentren an deutschen Universitäten
            (HdR IV-3.3.3, EL 31/2012)

          Personen
          • Fethullah Gülen: Zwischen Glaube, Bildung und Dialog (HdR I-14-9.3, EL 16/2007)
          • John Hick und die kopernikanische Wende in der Theologie (HdR I-14-9.1, EL 15/2007) 
          • Paul Schwarzenau (HdR IV-3.3.3, EL 31/2012)
          • Leonard Swidler: Mit-Initiator des interreligiösen Dialogs (HdR I-14-9.4, EL 16/2007)
          • Teresa von Ávila (HdR XV-1.1.1, EL 43/2015)

          Buchbesprechungen zu: 
          • Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
            Beiträge zu einer Theologie der Religionen (HdR I-14.11.2, EL 15/2007)
          • Mouhanad Khorchide: Gottesverständnis, Koran-Auslegung und Bedeutung der Scharia.
            Freiburg/Br. 2012/2013 (HdR I-14.11.9, EL 42/2014)
          • Felix Körner: Revisionist Koran Hermeneutics in Contemporary Turkish University Theology.
            Rethinking Islam. Würzburg. 2005 (HdR I-14.11.3, EL 15/2007)
          • Felix Körner: Alter Text - neuer Kontext. Koranhermeneutik in der Türkei heute.
            Freiburg/Br. 2006 (HdR  I-15.11.4, EL 15/2007)
          • Religionsmonitor 2008 : Religiosität in Europa und weltweit.
            Anmerkungen zum Religionsmonitor 2008 der Bertelsmannstiftung
            (HdR I-14.11.6, EL 17/2008)


            Johannes Lähnemann: Als Delegierter bei der Weltversammlung von "Religions for Peace" in Lindau 2019

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             Der ev. Theologe,  Prof. Dr. Johannes Lähnemann, 
            Vorsitzender der


              of Religions for Peace (RfP) ist seit vielen Jahren bei
             
            Religions for Peace (RfP) aktiv.   

              Er hat als Delegierter an der 10. RfP-Weltversammlung vom 20.-23. August in Lindau/Bodensee teilgenommen. 




            Hier sein Bericht mit dem Aufruf zum gemeinsamen  

            Handeln in der Abschlusserklärung:
            Mit Ela Gandhi, Enkelin von Mahatma Gandhi, Vorkämpferin für Frauenrechte und integrative Erziehung für Vorschulkinder in Südafrika, Taoufik Hartit, Präsident der muslimischen Pfadfinderschaft in Deutschland, Heidi Rautionmaa, Entwicklerin interreligiösen Unterrichtsmaterials in Finnland, Uli Jäger, Leiter des Instituts für Friedenserziehung in Tübingen, Patrice Brodeur, kanadischem Friedens-Pädagogen und weiteren 11 pädagogischen Experten aus ebenso vielen Ländern über „Religiöse Werte und Friedenserziehung. Praktische Zugänge“ zu erarbeiten, war eine meiner Aufgaben bei der Weltversammlung von Religions for Peace (RfP), die vergangene Woche in Lindau stattfand.
            Seit 1986 arbeite ich bei Religions for Peace/ Religionen für den Frieden mit, der weltweit größten multi-religiösen Bewegung, die als NGO (Nichtregierungsorganisation) bei den Vereinten Nationen akkreditiert ist. Vor Ort habe ich die Nürnberger RfP-Gruppe gegründet, auf deutscher Ebene bin ich im Geschäfteführenden Ausschuss und am Runden Tisch der Religionen in Deutschland, international Chairman der Peace Education Standing Commission (PESC), der Ständigen Kommission für Friedenserziehung.
            900 Religionsvertreterinnen und -vertreter aus 125 Ländern und 17 Religionen waren zu der 10. Weltversammlung von Religions for Peacegekommen, die vom 20.-23. August in Lindau stattfand und damit erstmals in Deutschland - mit einer Frauen- und einer Jugendkonferenz am Tag davor. Warum in der kleinen Inselstadt an Bodensee? Dort befindet sich ein großes Tagungszentrum, das für die jährlichen Nobelpreisträgertreffen gebaut wurde, mit denen die Stadt international berühmt wurde. Als im Generalsekretariat von Religions for Peace in New York ventiliert wurde, wo 6 Jahre nach der letzten Weltversammlung in Wien wieder eine Weltversammlung stattfinden könnte, boten sich das deutsche Außenministerium und die Lindauer Stiftung „Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft“ an, die Weltversammlung nach Deutschland zu holen. Im Außenministerium ist unter Sigmar Gabriel ein Arbeitsbereich „Friedensverantwortung der Weltreligionen“ eingerichtet worden. Es war eine nüchterne politische Überlegung, dass immerhin 80% der Weltbevölkerung von einer religiösen Bindung geprägt sind und dass die führenden Persönlichkeiten der Religionen in den meisten Ländern einen wichtigen Einfluss in ihren Gesellschaften haben und somit ein Faktor sind, der auch in der Außenpolitik im Blick sein muss. Religionen können, wenn sie extremistisch ausgelegt und machtpolitisch missbraucht werden, Brandbeschleuniger in Konflikten sein. Sie können aber, wenn sie ihre Friedensbotschaften ernst nehmen, auch vorbeugen vor Konflikten, in Konflikten vermitteln und nach Konflikten Versöhnung stiften. 
            In Südafrika zur Beendigung der Apartheid, in Sierra Leone zur Beendigung des Bürgerkrieges, in Serbien und Bosnien nach dem Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien haben sie das gezeigt. Das Gesamtthema für die Konferenz knüpft daran an: „Caring for our common future - Advancing Shared Well BeingFür unsere gemeinsame Zukunft sorgen - das Gemeinwohl für alle fördern- und es wurde konkretüber die Transformation gewaltsamer Konflikte, die Förderung gerechter Gesellschaften, eine nachhaltige, integrale menschliche Entwicklung und den Schutz der Erde gearbeitet. 
            Zu all diesen Problembereichen kamen Teilnehmende aus Ländern zu Wort, in denen diese Themen eine besondere Herausforderung darstellen: Buddhisten, Muslime, Christen und Hindus aus Myanmar und Bangladesch - nach der Vertreibung der Rohinjas und ihrer Flucht nach Bangladesh, eine Delegation aus Nord- und Südkorea, Religionsangehörige aus dem Kongo, aus Uganda, aus dem Südsudan. Aus Lateinamerika waren Angehörige der indigenen Völker angereist, die zusammen mit Christen Vorkämpfer gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen im Amazonasgebiet sind. Gestartet wurde eine Regenwald-Initiative. Für die MENA (Middle East/North Africa)-Region sprachen mutige Frauen - die ersten weiblichen Abgeordneten der Parlamente in Tunesien und dem Irak, eine koptische Ministerin aus Ägypten, eine Botschafterin aus Bahrain. Sie kämpfen für echte Gleichberechtigung, Bildung und Berufschancen für Frauen in den traditionell patriarchalischen Gesellschaften.
            Wie sehr ihm die Friedensbemühungen mit den Religionen ein Herzensanliegen sind, machte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier bei der Eröffnung der Weltversammlung deutlich. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz richteten der Versammlung gemeinsam ein herzliches Willkommen aus.
            Alle Teilnehmenden waren tief bewegt von der herzlichen Aufnahme in Deutschland und der Gastfreundschaft in Lindau, besonders diejenigen, die mitten aus Konfliktgebieten angereist waren, hier einmal aufatmen und im geschützten Raum Friedenspläne entwerfen konnten. Die Gemeinden der Stadt (evangelisch, katholisch, muslimisch) hatten am Mittwoch Abend zwischen den beiden großen Kirchen eine lange Tafel mit selbst bereiteten Gerichten aufgebaut, an der schließlich 1000 Menschen satt wurden. 
            Jeder Morgen wurde eröffnet mit Gebeten und Besinnungen aus verschiedenen Religionen. Es wurde auch gesungen und getanzt am Bodenseeufer, wo der 7,50 m hohe hölzerne Ring for Peace als unübersehbares Zeichen für das Verbindende, aber auch das Verschiedene und sich Ergänzende in den Religionen aufgestellt war. An diesem Ring wurde eine Initiative zum Schutz religiöser Räume - Kirchen, Moscheen, Synagogen ... - weltweit gestartet und von Beispielen berichtet, wo sich Muslime schützend vor Kirchen gestellt haben, Christen vor Moscheen, Christen und Muslime und andere engagierte Bürger vor Synagogen, wo diese von Extremisten bedroht wurden.      
            Vor der Inselhalle befand sich die Agora, auf der in Zelten ein „Markt der Möglichkeiten“ aufgebaut war. Dort informierten die deutschen Regionalgruppen von Religions for Peace, die Stiftung Weltethos, die Lindauer Friedensräume, der Zivile Friedensdienst (ZFD), das ICAN-Netzwerk zur Abschaffung atomarer Waffen und weitere Friedensinitiativen über ihre Arbeit. Lindauer Bürger und Touristen konnten dort mit den Vertreterinnen und Vertretern der Organisationen und mit Delegierten der Weltversammlung ins Gespräch kommen.
            Die Abschlusserklärung der Weltversammlung endet mit einem Aufruf:
            Call-To-Common-Action
            "Guided by the principles of our own religious traditions, and respectful of religious differences, we commit ourselves to principled multi-religious cooperation for positive Peace. We will work as partners with sincere believers of other religions and women and men of good will on matters of deeply held and widely shared moral concerns such as:
            • advancing reconciliation as a vital dimension of positive Peace within persons and among communities and nations as per
              The Peace Charter for Forgiveness and Reconciliation;
            • committing to being a full-partner to support the International Campaign
              to Abolish Nuclear Weapons
              ;
            • developing an Alliance of Virtue based on a declaration of virtues widely shared across religious traditions and other virtue heritages;
            • committing to work with the Interfaith Rainforest Initiative to raise public awareness, take action against climate change, and advocate for policies that protect the earth."
             Aufruf zu gemeinsamem Handeln
            "Geleitet von den Grundsätzen unserer eigenen religiösen Tradition, und in Respekt vor den religiösen Unterschieden, verpflichten wir uns zu einer grundlegenden Zusammenarbeit  für positiven Frieden. Wir wollen als Partner mit aufrichtigen Gläubigen anderer Religionen und Frauen und Männern guten Willens in Angelegenheiten tief wahrgenommener und breit geteilter moralischer Bedenken zusammenarbeiten:
            • Versöhnung stiften als einer zentralen Dimension positiven Friedens zwischen  Personen, Gemeinschaften und Nationen - wie sie in der Friedens-Charta für Vergebung und Versöhnung ausgedrückt ist;
            • uns verpflichten, vollgültiger Partner bei der internationalen Kampagne zur    Abschaffung atomarer Waffen zu sein;
            • eine Wertegemeinschaft entwickeln auf der Basis einer Erklärung von Werten  (eigentlichen „Tugendhaltungen“), die uns über unsere religiösen Traditionen hinweg und in anderem (ergänzend: weltanschaulichem) Werte-Erbe verbinden;
            • uns zur Zusammenarbeit mit der interreligiösen Regenwaldinitiative        verpflichten, um das öffentliche Bewusstsein zu wecken, Aktionen gegen den Klimawandel zu unternehmen und für eine Politik einzutreten, die die Erde schützt.“
             © Johannes Lähnemann
            "Ring for Peace"im Luitpoldpark Lindau


            Tradition, Mystik, Reform und Restauration im Islam (aktualisiert)

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            ÜBERSICHT

            1. Koran-Interpretation,
                islamische Theologie und Philosophie

            2. Sufismus
            3. Traditionalistische Einflüsse im Mittelalter
            4. Neuzeitliche Strömungen zwischen Reform und Restauration
            5.  Islamismus und konservative Reform
            6. Weiterführendes Material, Literatur, Internetzugänge


            1.  Koran-Interpration,
            islamische Theologie und Philosophie
             

            Die islamische Geschichte ist von Beginn an mit erheblichen Spannungen verbunden. Nach dem Tode Mohammeds 632 n.Chr. wirkten  sich  besonders die Auseinander-setzungen um seine Nachfolge und die Rechtmäßigkeit der Kalifen aus. Die Folgewar die Trennung von Sunniten und Schiiten. Immer wieder führten sunnitische und schiitische Herrscher gegeneinander Krieg. Eigentlich gehört in diese "Denominationen" des Islam
            noch eine dritte Gruppe:
            Die Ibaditen, die heutzutage überwiegend in Sultanat Omanleben.


            Zeittafel zur islamischen Geschichte

            Seit dem 8. Jahrhundert  verstärkten sich wichtige Entwicklungen der islamischen Kulturgeschichte. Die (sunnitischen) Abbasiden übernahmen von den Umayyaden die Macht. Nach Damaskus wurde Bagdad Hauptstadt der muslimischen Welt und bildet bis zu seiner Zerstörung durch die Mongolen im Jahre 1258 das weltlich-kulturelle Zentrum der östlichen islamischen Hemisphäre. Gleichzeitig werden durch die arabische Eroberung des größten Teils der Iberischen Halbinsel seit 711 Granada, Córdoba, Sevilla und Toledo zu Zentren islamischen Geisteslebens. Künste und Wissenschaften, Jurisprudenz und Philologie, Theologie und Philosophie entwickeln sich zu nie dagewesener Blüte. An den islamischen Universitäten wurden die griechischen und lateinischen Philosophen und besonders Plato und Aristoteles übersetzt und kommentiert. 

            Islam und Aufklärung im Mittelalter

            Eine intensive Auseinandersetzung fand mit den neuplatonischen Positionen des Mediziners, Philosophen und Mystikers Ibn Sina (latinisiert = Avicenna, 980–1037) statt. Die gegenteilige Meinung legte der berühmte spanischen Arzt und Philosophen Ibn Rushd (latinisiert = Averroës,1126–1198) dar. Er stand in der rationalistischen Entwicklungslinie des Aristoteles, den er umfassend aktualisierend kommentierte.   Insgesamt ging es um die Übernahme der hellenistischen Philosophien und einer daraus zu entwickelnden Koran-Hermeneutik mit den dazugehörigen Evidenz-Kriterien. Die Philosophie des Averroës beeinflusste darüber hinaus die gesamte mittelalterliche christliche Theologie, besonders die Universität Paris. 
            Innerhalb der sunnitischen Theologie und Philosophie kam es bereits im 12./13. Jahrhundert dazu, dass  kaum noch neue Ideen diskutiert wurden, weil die Theologen in ihrer Jurisdiktionsfunktion die freie Forschung mehr und mehr einschränkten. 

            Ausführliche Informationen: Aufklärung und Reform
            mit Folgewirkungen bis in die Gegenwart: hier

            2.  Sufismus
            In diesem Zusammenhang spielt die Entwicklung
            der islamisch-mystischen Richtungen eine wichtige Rolle. 

            Mehr zum Sufismus:
            Geschichte, Mystiker, Orden, Literatur: hier


            3.  Traditionalistische Einflüsse im Mittelalter
            Die spirituelle Vertiefung im Sufismus und der konsequente Vernunftgebrauch in der rationalistisch geprägten Theologie war vielen orthodoxen Rechtsgelehrten zunehmend ein Ärgernis. Sie wurden zunehmend des kufr ( = Unglauben) angeklagt. Denn zahlreiche Sufi-Meister und theologisch-philosophische Lehrer an den islamischen Universitäten, aber auch einfache Wanderderwische, verbreiteten ihre revolutionär anmutenden Ideen von der Gleichheit aller Menschen mit einem aufgeklärten dialogischen Koranverständnis. Die Folge war, dass eine Reihe der philosophischen Rationalisten wie der Sufi-Lehrer entweder von islamischen Herrschern verbannt, eingekerkert oder gar hingerichtet wurden.
            Eine besonders problematische Rolle spielt dabei Ibn Taimiyya, (1263–1328), dessen Fatwas (theologische und juristische Gutachten),  den idjtihad faktisch zu verschließen versuchten. 
            Vgl.: Ibn Taymiyya: Against the Greek Logicians.
            Translated with an introduction and notes by Wael B. Hallaq.
            Oxford: Clarendon 1993, LVIII, 204 pp., index


            Das Ergebnis war, dass seit dem 13. Jahrhundert die islamische Theologie praktisch keine Veränderungen mehr erfuhr und sich teilweise fundamentalistisch verhärtete. Auch das zum Weltreich aufstrebende Osmanische Reich hatte kein Interesse an einer Theologie, die sich durch fortschrittliche Diskussionen auszeichnete. Auch europäische Errungenschaften wie der Buchdruck fanden viel zu spät Eingang in die osmanische Machtzentrale.
            Der europäische Fortschritt in Wissenschaft und Technik brachte dem Osmanischen Reich
            die erniedrigende Erfahrung, nicht mehr als "Global Player" ernst genommen zu werden.

            4.  Neuzeitliche Bewegungen
            zwischen Reform und Restauration


            Einen guten Überblick von 1900 bis zur Gegenwart bietet:
            Reinhard Schulze: Geschichte der Islamischen Welt
            --- München: C.H. Beck 2016 (Buchbesprechung)

            In der Folge des europäischen Kolonialismus und dem Niedergang des Osmanischen Reiches wurden die hegemonialen Konflikte auf dem Rücken der islamisch geprägten Regionen ausgetragen. Ende des 19. Jahrhunderts empfanden viele islamische Intellektuelle die Überheblichkeit, die europäische Orientbild prägte als herabwürdigend. Im Sinne westlichen Fortschrittsdenkens betrachteten Islam mit moderner Zivilisation und Wissenschaft als unvereinbar.
            Dagegen entwickelte sich auf der Südseite des Mittelmeeres eine aus dem islam kommende Reformbewegung, die besonders durch  Jamâl ad-Dîn al-
            Afghânî, Muhammad Abduh, Rashîd Ridâ und Abd ar-Rahmân al-Kawâkibî (1854-1902) geprägt wurde. Sie schlossen sich damit z.T. an die Reformbestrebungen im Mittelalter an. Das bedeutete zugleich, an die die wahrhaften Ursprünge des Islam anzuknüpfen und damit auch die islamische Rechtsprechung zu aktualisieren. Der hier aufbrechende Grundkonflikt trat in seiner Schärfe erst nach der Unabhängigkeit der meisten islamischen Länder von der Kolonialherrschaft zutage.
            Der gemeinsame Gegner gegenüber den Unabhängigkeitsbestrebungen waren sowohl die Kolonialherren aus Europa als auch das Osmanische Reich. Der Islam wurde nun von den unterschiedlichen Reformrichtungen als einigende Kraft angesehen, um die Gemeinschaft aller Muslime, der „umma“, wiederherzustellen. Reform hin zu den Basis-Werten des Islam ist damit Vorwärts- und Rückwärtsbewegung zugleich. 

            Islam und Aufklärung - "Liberaler Islam"
            Die Idjtihad (arabisch = Tor der Auslegung) bedeutet nämlich die Möglichkeit, den Koran und die Hadithe unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, also im Blick auf die Gegenwart hin zu interpretieren. Damit wird eine vernunftgemäße Textkritik und eine aktualisierende Hermeneutik religiöser und damit auch geoffenbarter Texte möglich. So wird neben der Idjitahd die Fitra (arabisch = der natürliche Sinn) zur Beurteilung wichtig. Die westliche Moderne wird dabei nicht im Sinne eines islamischen Gegenentwurfs gesehen, sondern fordert zu geistiger Begegnung und zu interreligiösem Dialog heraus. Islam und Demokratie sind von daher vereinbar und die Gleichberechtigung der Geschlechter wird ebenfalls aus dem Koran abgeleitet. Es gibt darüber hinaus größere Variationsmöglichkeiten im rituellen Gebet und der Durchführung religiöser Pflichten.

            Aufklärerische Tendenzen im Islam: hier
            Geschichte und Gegenwart

            5. Islamismus und konservative Reform

            Panislamismus
            AlsGegengewicht zum europäischen und amerikanischen Imperialismus sollen alle Muslime in einem islamischen Staat vereint leben. Auch al-Afghani plädierte in dieser Richtung.
            Wahabismus
            Eristnach seinem GründerMohammed Ibn Abdel Wahab (etwa 1703 bis 1791) benannt. Er stammte aus der Nähe des heutigen Riad.: Nach seiner Meinung hatte sich der Islam von seinem Ursprung entfernt. Er sah Vielgötterei und Heiligenverehrung als gängige Praxis und forderte von daher nicht nur die Einfachheit eines gläubigen Lebens im Sinne des Propheten Mohammed. Nach erheblichen Rückschlägen gelang es ihm, als Wanderprediger saudische Beduinenstämme für diese Richtung zu gewinnen. Damit begann ein missionarisch geprägter Eroberungsfeldzug. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches wurde der Wahabismus in Saudi-Arabien Staatsreligion. 
            Muslimbrüder
            Die Muslimbruderschaft wurde 1928 von dem Lehrer 
            Hasan al-Banna
            in Ägypten gegründet.
            Sie setzte sich als antikoloniale revolutionäre Bewegung für die Befreiung von der britischen Fremdherrschaft ein – mit dem Ziel, den ursprünglichen Islam wiederherzustellen und eine Errichtung eine islamischen Ordnung im Rahmen der Scharia einzurichten. Die Muslimbruderschaft breitete sich sehr bald besonders nach Syrien und Jordanien aus und gehört zu den wichtigen politische Bewegungen des Islamismus.


            • Hasan al-Banna und die Muslimbrüder (wikipedia)
            • Olivier Carré: mystique et politique. lecture révolutionnaire du Coran
              par Sayyid Qutb, Frère musulman radical.
              Paris: Cerf 1984, 248 pp., indices. Erweiterte Neuauflage - Paris: Cerf 2004 -
              Rezension in REMMM, No. 105-106 (janvier 2005)
            • Nadia Duvall: Islamist Occidentalism. Sayyid Qutb and the Western Other.
              Berlin: Gerlach Press 2019, 248 pp.
              --- Verlagsinfo und Inhaltsverzeichnis
            • Sabine Damir-Geilsdorf: Herrschaft und Gesellschaft.
              Der islamistische Wegbereiter Sayyid Qutb und seine Rezeption.
              MISK - Mitteilungen zur Sozial- und Kulturgeschichte der Islamischen Welt, Bd. 11.
              Würzburg: Ergon 2003, 426 S. (zugl. Diss. Universität Gießen 1999)
            • Muhammad Qutb: Islam, the Misunderstood Religion.
              Kuwait: Ministry of Awqaf & Islamic Affairs 1964, 358 pp.
            • „Konservative Reform“: Tariq Ramadan
              Zwischen den fundamentalistischen Strömungen des Islam und den sog. liberalen Richtungen dürfte Tariq Ramadan (*1962 in Genf), Enkel von Hassan al Banna, anzusiedeln sein, der sich für eine Inkulturation islamischer Werte unter den modernen gesellschaftlichen Bedingungen Europas einsetzt.
            • Dietrich Reetz (Hg.): Sendungsbewusstsein oder Eigennutz: 
              Zu Motivation und Selbstverständnis islamischer Mobilisierung. 
              Open Access - Zentrum Moderner Orient. ZMO Studien 15.
              Berlin: Das Arabische Buch / Klaus Schwarz-Verlag 2001, 245 S., Index

              Vollständiger Download: hier

              --- Tariq Ramadan: Radikale Reform.
                   Die Botschaft des Islam für die moderne Gesellschaft.
                   Aus dem Englischen von Kathrin Möller  und Anne Vonderstein.
                   München: Diederichs 2009
            Salafiyya
            Der Ausdruck Salafiyyaoder Salafismus(von arabisch Salaf = der Vorfahre) bezeichnet Rückbesinnung diejenigen Vorfahren die den „reinen“ Islam praktizierten. Es handelt sich überwiegend um sunnitische fundamentalistische Strömungen, die sich wie auch andere Reformrichtungen u.a. auf Muhammad Abduh, aber ebenso auf Ibn Taimiya berufen (s.Reformen des Islam-Mittelalter)! So wird die gesamte (westliche) Moderne ebenso abgelehnt wie neuere Entwicklungen in der islamischen Theologie. Zugleich wird von den Salafisten die Auslegungsgpraxis in manchen der klassischen  Rechtsschulen abgelehnt und ebenso die mystische Richtung des Sufismus.


            6. Weiterführendes Material, Literatur, Internetzugänge

            Allgemeine Literaturhinweise zum Islam:
            Grundsätzliches, Geschichte, Moderne, politischer Islam
            • Säkularer Staat und Islam - eine Herausforderung
              für moderne Gesellschaften - nicht nur in Zentralasien
              (Dokumentationen und Diskurse)
            • Christopher de Bellaigue: Islam Enlightenment. The Struggle Between Faith and Reason.
              1798 to Modern Times. New York City: Norton & Norton 2017
            • Michael Blume: Islam in der Krise.
              Eine Weltreligion zwischen Radikalisierung und stillem Rückzug.
              Ostfildern: Patmos 2017, 217 S. --- Rezension: hier
              Charles E. Butterworth (ed.): The Political Aspects of Islamic Philosophy. 
            • Essays in Honor of Muhsin S. Mahdi. Harvard Middle Eastern Monographs.
              Harvard University Press 1992
            • Alexander Flores: Der Islam - Zivilisation oder Barbarei? [2011]
              Neuauflage, st 4660. Frankfurt/M. Suhrkamp 2015, 294 S., Register
              Verlagsinformation und Rezension: hier
            • Ulrich Haarmann (Hg.): Geschichte der arabischen Welt.
              München: C.H. Beck 1987
            • Heinz Halm: Die Schia. Darmstadt: WBG 1988
            • Denis Aigle: The Mongol Empire between Myth and Reality.
              Leiden (NL): Brill 2015 
            • Ermute Heller / Hassouna Mosbahi (Hg.):
              Islam, Demokratie, Moderne.
              Aktuelle Antworten, arabischer Denker.
              München: C.H. Beck 1998
            • Gilles Kepel / Yann Richard (dir.):
              Intellectuels et militants de l’islam contemporain. Paris: Seuil 1990
            • Richard K. Khuri: Freedom, Modernity, and Islam. Toward a Creative Sythesis.
              Syracuse University Press (USA) 1998, XLI, 384 pp., index
            • Abdallah Laroui: Islam et modernité. Paris: La Découverte 1987
            • Abdelwahab Meddeb: Die Krankheit des Islam.
              Aus dem Französischen von Beate Thill und Hans Thill.
              Heidelberg: Wunderhorn 2000




            Reinhard Kirste
                                                                                            Relpäd/Islam/Reformen im Islam-MA-Neuzeit

            Der mit den Erniedrigten solidarische Gott - zu einem Beitrag von Juan José Tamayo

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            Juan José Tamayo Acosta:
            Un Dios subalterno
            y activista de los derechos humanos

            Ein subalterner und höchst aktiver Gott der Menschenrechte


            --- Beitrag aus Amerindia, 18. August 2019

            --- 
            Mehr zum Internetportal Amerindia >>>

            El texto español  al fin / der spanische Originaltext am Schluss !

            Der spanische Theologe Juan José Tamayo Acosta (geb. 1946)
            setzt sich in einem Beitrag für das lateinamerikanische
            Internetportal Amerindia mit der Problematik auseinander,
            dass Gott für politische Machtansprüche benutzt wird.
            Das hat zur Folge, dass Menschen an den Rand gedrängt
            und unterdrückt wurden und werden. 

            Unter besonderem Bezug auf den renommierten portugiesischen Sozialwissenschaftler Boaventurade Sousa Santos (geb. 1940) und einigen weiteren lateinamerikanischer Befreiungstheologen plädiert Tamayo für einen Gott, der auf der Seite der Marginalisierten steht, die durch den Kolonialismus, Kapitalismus und Rassismus erniedrigt wurden. Es ist ein kraftvoll demütiger = subalterner Gott, der sich für ihr Menschsein einsetzt. Ein solches Gottesbild ist nicht durch Allmacht und Vorherbestimmung geprägt, sondern von dem Gedanken der Gerechtigkeit für alle. Der mit den Erniedrigten leidende und solidarische Gott ist zugleich derjenige, der für alle Gerechtigkeit und Menschenwürde einfordert. 

            Tamayo bezieht sich auf den renommierten brasilianischen Sozialwissenschaftler Boaventura de Sousa Santos, der das Paradigma von den Erkenntnisweisen des Südens (Epistemologien des Südens) formuliert hat. Sousa zeigt in seinen jüngsten Veröffentlichungen eine besondere Sensibilität für die Rolle der Religionen und für die politisch fortschrittlichen, pluralistisch und befreiungstheologisch orientierten Konzepten, die für unterdrückte Völker und Gruppen eine besondere Wichtigkeit haben. Im Rahmen des World Theology and Liberation Forum in Porto Alegre (Brasilien) vom 21. bis 25. Januar 2005 erreichte seine Arbeit einen beeindruckenden Höhepunkt: Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre! (1).Boaventura stellt fest, dass wir in einer Zeit leben, in der skandalöse soziale Ungerechtigkeiten und ungerechtes menschliches Leid nicht die notwendige moralische Empörung und den politischen Willen hervorrufen, um dagegen anzugehen und um eine gerechtere und egalitäre Gesellschaft aufzubauen. Darum sind besonders die Religionen herausgefordert, ihre ethischen Überzeugungen gesellschaftlich geltend zu machen; denn sie haben das Potenzial dazu, befreiende Theologen zu entwickeln. In der Spiritualität sowohl der großen Weltreligionen wie in den religiösen Traditionen der indigenen Völker liegt eine Kraft, die sich auch gesellschaftlich und politisch realisieren und umsetzen kann und will. Hier wird die Vision einer möglichen Welt mit spirituellem Tiefgang sichtbar, die bisherige Hegemonien in Frage stellt und emanzipatorische Praktiken entwickelt. 


            Boaventura de Sousa Santos stellt in seinen Analysen fest, dass solche religionspluralistischen, feministischen und befreiungstheologisch orientierten Konzepte die Menschenrechte in besonderer Weise in den Mittelpunkt stellen. Religionen lassen sich von daher nicht mehr für machtpolitische Interessen instrumentalisieren, sondern treten selbst kritisch gegen Marginalisierung und Ausgrenzung auf. Tamayo sind in Boaventuras Arbeit gewissermaßen eine Übersetzungsübung, durch die eine kulturelle Transformation eingeleitet wird.
            Der hermeneutische Schlüssel dafür ist die Metapher: Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre ! Durch dieses Bild lässt sich weiterführend eine Konzeption von Menschenrechten gegen Hegemonien ableiten, die sich mit einer emanzipatorischen Praxis verbinden lässt. Ein solches Gottesverständnis, das sich mit den Unterdrückten und Marginalisierten solidarisch zeigt, bezeichnet  keinen allmächtigen, allgegenwärtigen, gewalttätigen Gott, sondern den Gott der Erniedrigten. Er ist ein subalterner Gott, der mit den Ausgebeuteten leidet und sich mit ihnen solidarisiert. 
            Ein solches Verständnis von Gott als dem Heiligen, der sich "mit den gekreuzigten Völkern" solidarisiert, wie 
            IgnacioEllacuría(1930-1989) sagt, stößt frontal auf den Gott, auf den männliche Attribute übertragen werden: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit, Vorsehung, Theodizee, Gewalt.
            Boaventuras Gottesverständnis ist mit demjenigen von 
            José Saramago (1922-2010) verwandt:
            „Gott ist die große Stille des Universums und der Mensch der Schrei, der dieser Stille Bedeutung gibt“(2).
            Dieses Bild von Gott als „der große Stille des Universums“ lädt ein - so sagt Tamayo - nicht mehr über Gott zu sprechen und vielmehr im Schrei der leidenden Menschen die Stimme Gottes wahrzunehmen.
            Darum gilt es achtsam zu sein: Wenn viel über Gott geredet wird, wird im Grunde nichts gesagt.
            Der österreichische Systematiker, 
            Gottfried Bachl (geb. 1932) meint: „In einer Welt, in der das Wort ohne Aufhören viel Vergnügen bereitet und wo sich alles darauf reduziert, ist Gott in der Schwatzhaftigkeit seiner Zeugen umgekommen“(3).

            Indem sich Tamayo besonders auf die "Definitionen" Gottes von Sousa Santos und Saramago  einlässt, sieht er sich in einer Linie auch mit einer apophatischen Theologie, einer "theologia negativa", die alle Begrifflichkeit sprengt und darum lieber schweigt.  Tamayo sieht darin vorbildhaft, wie Dionysios Areopagita (Pseudo-Dionysios), Meister Eckhart und andere Mystiker sich vorsichtig dem Heiligen annäherten. So verweist Tamayo am Schluss noch auf die Begine Marguerite Porète, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und auf Teresa von Ávila – der Häresie verdächtigte Reformatorin. Und schließlich erinnert er noch an Johannes vom Kreuz mit seiner über alle Zeiten hinausragenden mystischen Poesie. Er wurde  >gewaltsam aus seinem Häuschen neben dem Kloster der Menschwerdung entführt ... Das führte dazu, dass er in Toledo neun Monate inhaftiert war< (4)."

            Der Autor:
            Juan José Tamayo Acosta ist Direktor des Lehrstuhls für Theologie und Wissenschaft der Religionen "Ignacio Ellacuría" der Carlos III Universität Madrid.Autor von : Teologás de Sur. El giro decolonizador. Madrid: Trotta 2017                                                                                             [Theologien des Südens. Die Abkehr vom Kolonialismus]

            Anmerkungen

             1. Boaventura de Sousa Santos: Si Dios fuese un activista de los derechos humanos        
                 [Wenn Gott ein Menschenrechtsaktivist wäre]  Madrid: Trotta 2014.
               
                  --- 
            Verlagsinformation mit Inhaltsverzeichnis >>>
                 --- Bericht in der spanischen Zeitung EMG - Euromundo Global, 22.10.2014 >>>
             2. Tamayo übernimmt hier die Definition des Journalisten Juan Arias im Interview mit Saramago
                 in:
             José Saramago: El amor posible. Barcelona: Planeta 1998, S. 128   
                 [Die Liebe macht es möglich] 

             3.
            Mehr zu Gottfried Bachl >>>
                 Vgl. auch die Bachl-Lectures (2013) >>>   
                 Tamayo bezieht sich hier auf Hans Waldenfels: 
            Dios, futuro de la vida

                 Salamanca: Sígueme, , 1976, p. 71 [Kursivschreibung im Text von Tamayo]
               
                 [Original: Gott. Auf der Suche nach dem Lebensgrund. Leipzig: Benno 1995]

             4. San Juan de la Cruz: 
            Obras completas, a cargo de Maximiliano Herráiz
                 
                 Salamanca: Sígueme 2002, p. 12.


            El texto original

            El prestigioso científico social Boaventura de Sousa Santos, creador del paradigma de las Epistemologías del Sur, muestra en sus publicaciones más recientes una especial sensibilidad, siempre en positivo y constructivamente, hacia el papel de las religiones y de las teologías políticas progresistas y pluralistas en los procesos de liberación de los pueblos y colectivos humanos sometidos al asedio del colonialismo, del patriarcado, del capitalismo mundial, de los fundamentalismos y del racismo epistemológico. 

            Es ese un campo en el que ha hecho aportaciones relevantes, como demostró en el Foro Mundial de Teología y Liberación, celebrado en Porto Alegre (Brasil) de 21 a 25 de enero de 2005, donde inició un diálogo fecundo entre la teoría crítica de los derechos humanos y la teología en perspectiva liberadora, que llegó a su zenit con su obra 
            Si Dios fuera activista de los derechos humanos (1).
            Boaventura constata que vivimos en un tiempo en que las escandalosas injusticias sociales y los sufrimientos humanos injustos no generan la debida indignación moral y la voluntad política para combatirlos y para construir una sociedad más justa e igualitaria. En estas circunstancias, no podemos desperdiciar ninguna de las experiencias sociales de carácter emancipatorio que puedan contribuir a dicha construcción.   

            Como participante activo en el Foro Social Mundial desde los inicios, observa que muchos activistas en la lucha por la justicia socio-económica, ecológica, étnica, sexual y decolonial apoyan su activismo y sus reivindicaciones en creencias religiosas o espiritualidades cristianas, judías, islámicas, hindúes, budistas, indígenas, etc. Es la emergencia de nuevas subjetividades que compaginan la militancia alterglobalizadora con referencias trascendentes o espirituales y, lejos de alejarlas de las luchas materiales e históricas por otro mundo posible, las comprometen con más radicalidad y profundidad. 

            Todas las religiones, reconoce, tienen un potencial para desarrollar teologías políticas liberadoras, que son capaces de integrarse en las luchas contra-hegemónicas por los derechos humanos y contra la globalización neoliberal, y que pueden ser una fuente de energía radical en dichas luchas. 

            Hace un análisis riguroso –tanto por su contenido y profundidad, como por su amplitud de conocimientos- de tales teologías políticas: cristiana, judía, musulmana, palestina, etc., teologías feministas, teologías interculturales e interreligiosas que fundamentan teóricamente la relación entre la experiencia religiosa y el compromiso contra-hegemónico, y remiten a prácticas emancipatorias. A su vez, identifica los principales desafíos que estas teologías plantean a los derechos humanos. 

            Estos discursos religiosos no se atienen a la concepción ilustrada de la religión, que sitúa a esta en la esfera privada, en el ámbito de la conciencia y la recluye en los lugares de culto, sino que defiende su presencia en la esfera pública, pero no por la vía de la alianza con el poder, sino ubicada en los espacios de marginación y exclusión, vinculada a los movimientos sociales, respetuosa, al tiempo que crítica, con el proceso de secularización, y sin pretensión alguna de confesionalizar la sociedad, la política, la cultura, etc. 

            En definitiva, lo que hace Boaventura es un ejercicio de traducción intercultural de las dos políticas normativas que pretenden operar globalmente: la de los derechos humanos y la de las teologías políticas liberadoras, buscando zonas de contacto de las que puedan surgir energías nuevas o renovadas para llevar a cabo una transformación social, política, económica y cultural radical. 

            Si Dios fuese un activista de los derechos humanos 
            es ciertamente un condicional metafórico al que de Sousa Santos da una respuesta metafórica: “Si Dios fuera un activista de los derechos humanos, Él o Ella estarían  definitivamente en busca de una concepción contra-hegemónica de los derechos humanos y de una práctica coherente con ella. Al hacerlo, más tarde o más temprano este Dios se confrontaría con el Dios invocado por los opresores y no encontraría ninguna afinidad con Este o Esta. En otras palabras, Él o Ella llegarían a la conclusión de que el Dios de los subalternos no puede dejar de ser un Dios subalterno”.   
            Esta definición de Dios como “subalterno” está en plena concordancia con la imagen de Dios de la tradición judía, cristiana y musulmana como el Dios que opta por las personas y los colectivos empobrecidos, el Dios de la esperanza, de las y los pobres, el Dios al que el profeta judío Jeremías da el nombre de “Justicia”. 

            La definición de Dios como ser subalterno de Santos, que se solidariza con las personas subalternizadas (y “con los pueblos crucificados”, en expresión de Ignacio Ellacuría) choca frontalmente con el Dios de la teodicea, a quien se le aplican atributos  varoniles en grado de excelencia: omnipoten-cia, omnipresen-cia, omniscien-cia, providen-cia, violen-cia. 
            Obsérvese que los cinco atributos terminan en –cia. ¿No será que el Dios de la teodicea, el Dios de los amigos de Job, el Dios “motor inmóvil” de Aristóteles, el Dios de Tomás de Aquino, está en connivencia con la organización estadounidense que controla la vida de todos los seres humanos del planeta y trabaja a su servicio? Un Dios con estos atributos solo puede llegar a acuerdos con los poderosos de la tierra, no con las personas subalternizadas.
            La definición de Dios de Boaventura me parece muy certera, como también lo es la de José Saramago: “Dios es el gran silencio del universo, y el ser humano el grito que dan sentido a ese silencio”(2). Esta imagen de Dios “el gran silencio del universo” invita a dejar de hablar de Dios y a escuchar el grito de las personas sufrientes de la historia. Una de las razones del ateísmo moderno es la locuacidad inane de no pocos creyentes en Dios. Como afirma Gottfried Bachtl, “en un mundo que encuentra un gran placer en la palabra sin fin y todo lo reduce a eso, 
            Dios ha perecido en la locuacidad de sus testigos”(3).
            Las definiciones de Dios de Sousa Santos y de Saramago son de las que más me gustan y con las que me identifico. Para un teólogo dogmático resultarán insuficientes. Para un teólogo crítico y heterodoxo, son las que mejor sintonizan con el Dios del éxodo, de los profetas de Israel/Palestina, de Jesús de Nazaret, de la teología apofática del Pseudo-Dionisio y del Maestro Eckhardt, de las místicas y los místicos como la beguina Margarita Porete, quemada en la hoguera, la reformadora Teresa de Jesús, sospechosa de herejía, y Juan de la Cruz, cumbre de la poesía mística de todos los tiempos, que fue “sacado violentamente de su casita junto al monasterio de la encarnación…, conducido a Toledo [y] encarcelado [durante] nueve meses”(4).


            Juan José Tamayo Acosta es director de la Cátedra de Teología y ciencias de las Religiones
            “Ignacio Ellacuría”, de la Universidad Carlos III de Madrid. Autor de Teologías del Sur. El giro desconolizador (Trotta, Madrid, 2017).

            NOTAS
             1.   Boaventura de Sousa Santos, Si Dios fuese un activista de los derechos humanos, Trotta, Madrid, 2014.
             2.  Tomo la definición de la entrevista de Juan Arias a Saramago en
                  José Saramago. El amor posible,

                    Barcelona: Planeta, Barcelona, 1998, 128. 
             3.   Tomo la cita de H. Waldenfelds, Dios, futuro de la vida, Sígueme, Salamanca, 1976, 71. Subrayado mío.

             4.   San Juan de la Cruz: Obras completas, a cargo de Maximiliano Herráiz. Salamanca: Sígueme 2002, 12

                                                                  CC


            Reinhard Kirste: Zur Geschichte der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) 1990 - 2018

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            Die Anfänge

            In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts erweiterten sich im südwestfälischen Raum die interreligiösen Kontakte, die von verschiedenen Gruppierungen, Kirchengemeinden und besonders von der Ev. Akademie Iserlohn, von der Universität Dortmund und der kirchlichen Lehrerfortbildung gepflegt wurden. So kam zuerst zum christlich-jüdischen Dialog der Islam hinzu. Dann wurde deutlich, dass der Dialog der drei monotheistischen Religionen („Trialog“) eigentlich nur ein Sonderfall des interreligiösen Dialogs ist. 


            Darum taten sich verstärkt Interessierte aus Theologie, Religionswissenschaft, Pädagogik und Ökonomie zusammen, um intensiver zu reflektieren, warum, weshalb und wie Menschen unterschiedlichen Glaubens eine gemeinsame Ebene finden können und welche die kulturellen, philosophischen und theologischen Grundlagen und Bedingungen sind.
            Die entscheidenden Anstöße kamen von


            Eingang zur Arbeitsstelle
            "ENGEL DER KULTUREN"
            Als Rahmen dieser Initiative wurde im Februar 1989 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich am 4. September 1990 als Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) in Iserlohn konstituierte ("ideeller Verein"). Die Mitglieder-Versammlungen am 18.11.2001 und 16.07.2002 beschlossen, INTR°A als e.V. beim Amtsgericht Altena eintragen zu lassen. Der offizielle Eintrag in das Amtsregister Altena erfolgte am 02.09.2002. Im Jahr 2010 wurden noch einmal einige Satzungsänderungen nötig, die am 03.02.2011 beim Amtsgericht Iserlohn eingetragen wurden.

            Der Sitz von INTR°A: 1990 - November 2018:
            58769 Nachrodt-Wiblingwerde


                             Leitlinien
            Als Intentionen wurden herausgestellt, dass insgesamt der Gedanke von Toleranz und Versöhnung umfassend gefördert werden soll. Angesichts der Tatsache, dass unsere Welt durch mannigfaltige tödliche Bedrohungen herausgefordert wird, ist die Begegnung von Menschen verschiedener religiöser Traditionen ein „Muss“, gerade um Zukunft verantwortlich ein Stück weit mitzugestalten.             
            Als Motto gilt dabei das Wort eines der Mitbegründer von INTR°A,
            des im November 2006 verstorbenen Dortmunder Theologen und Religionswissenschaftlers Paul Schwarzenau:
             

            „Alle Religionen bedürfen einander, nicht nur in ihren Gemeinsamkeiten, sondern gerade auch in ihren Unterschieden, durch die sie einander ergänzen. 
            Wir sollen in der eigenen Religion daheim
             
            und in der anderen Gäste sein,
            Gäste, nicht Fremde“.

             

            Bei INTR°A wird also der Komplementaritätsgedanke wichtig, der sich sowohl in der wissenschaftlichen Arbeit wie in den praktischen Begegnungen und der Unterstützung interreligiöser Projekte ausdrückt: Gegenseitiges Verständnis und harmonisches Zusammenleben können nur auf einer Basis realisiert werden, in der der „Andere" als sinnvoll und notwendig für die eigene Identität und Authentizität angesehen wird.
            INTR°A hat für das interreligiöse Gesamtkonzept mehrfach überarbeitete Leitlinien entwickelt, die für die Arbeit wesentlich sind. Sie zeigen große Nähe zu religionspluralistischen Theologien.

            1.  Dialog kann nur sinnvoll zwischen gleichwertigen Partnerinnen
                und Partnern geschehen.

            2.  Absolutheitsansprüche einzelner Religionen (wie auch des Christentums) dürfen sich nur auf die Verbindlichkeit des eigenen Glaubens beziehen. Das erlaubt kein noch so verdecktes inklusives Denken, das die anderen religiösen Traditionen in irgendeiner Form als minder-wertig einstuft. Es erlaubt aber auch kein inklusives Vereinnahmen („anonyme“ Christen, Buddhisten, Muslime usw.).

            3.  Das Missionsverständnis (besonders des christlichen Glaubens) ist im 
            Sinne eines persönlichen Zeugnisses und Engagements zu interpretieren, ohne dabei die anderen zur eigenen Glaubensweise bekehren zu wollen.


            4.  Die verschiedenen Religionen drücken nicht endgültige Wahrheit aus.
            Sie sind sprachliche, rituelle und spirituelle Annäherungen an das Transzendente. Ihre Aussagen sind vorläufig und bleiben revisionsbedürftig.

            5.  Religionen sind eingebunden in vielfältige Kulturen und differierende Denkweisen. Sie sind darum als unterschiedliche Wege zum Heil zu verstehen.

            6.  In einer globalisierten Welt kann keine Religion mehr für sich leben, sondern nur in Beziehung mit anderen. Interreligiöse Begegnung ist darum Herausforderung und Bereicherung zugleich, m.a.W. die anderen religiösen Anschauungen sind notwendig im Sinne der Komplementarität als des ergänzenden Verstehens durch den Anderen.
             

            Die Präsentation im Internet bis 2018

            Die Mitglieder von INTR°A stammen aus Europa, den USA und aus Asien
            (87 Mitglieder, Stand: 31.12.2017). Die meisten kommen aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien, einige jedoch auch aus Indien und den USA. Sie treffen sich zu thematisch orientierter Arbeit (auf Konferenzen und Tagungen) und zu praktischen Begegnungen mit anderen Religionen, wobei eine Reihe von Kontakten mit islamischen, hinduistischen und buddhistischen Gruppierungen und Einzelpersonen, sowie Vertretern der Baha'i-Religion bestehen. Darüber hinaus wird der Kontakt zu Einrichtungen besonders gepflegt, die den Gedanken der Multikulturalität und Interreligiosität modellhaft umsetzen.


            Auch bekannte Wissenschaftler/innen sind bzw. waren Mitglieder.
            Zu den verstorbenen Persönlichkeiten zählten u.a.:
            •       Prof. Dr. Herlinde PISSAREK-HUDELIST, Innsbruck
                   (05.06.1932 – 20.06.1994), letzte Assistentin von Karl Rahner 
            •     Prof. Dr. Abdoldjavad FALATURI, Köln / Hamburg
                   (19.01.1926 – 30.12.1996)
            •      Prof. Dr. mult. Annemarie SCHIMMEL, Bonn
                   (07.04.1923 – 26.01.03)
            •      Prof. Dr. Paul SCHWARZENAU, Dortmund
                   (19.09.1923 - 06.11.2006) 
                           
            •      Prof. Dr. Míkel de EPALZA, Alicante, Spanien
                   (18.02.1938 – 06.12.2008)
            •      Prof. Dr. Herbert SCHULTZE, Hamburg
                   (1928 - 06.06.2006)
            •     Prof. Hasan ASKARI, Pudsey, West Yorkshire [UK]
                   (1932-2008)
            •     Prof. Dr. mult. John HICK, Birmingham [UK]
                   (20.01.1922 – 09.02.2012)
               
            •      Prof. Dr. Gnana ROBINSON, Kanyakumari, Südindien
                  (17.03.1935-03.02.2019)  
            •      Prof. Dr. Dr. Ulrich SCHOEN, Hannover
                   (03.10.1926 - 12.08.2016)
            •      Rabbiner Lionel BLUE, London
                   (06.02.1930 - 19.12.2016)  






              Die religionswissenschaftliche
               und religionspädagogische Arbeit

              Die Arbeitsstelle wird von einer Reihe  interreligiös engagierter Persönlichkeiten kompetent beraten, zumal diese verschiedenen religiösen Traditionen angehören.
              Forschungsmöglichkeiten, Projekte interreligiösen Lernens und vertiefte Informationen sollen nicht nur durch praktische Begegnungen, Konferenzen, Meditationen und durch die Aufarbeitung einschlägiger Literatur ausgeweitet und weiter vermittelt werden, sondern auch durch ein Kontinuum, das diese Arbeit reflektiert. Die interne Dokumentation enthält auch einen ausführlichen Briefwechsel von 1988/1989 bis zum November 2018.

              Die wissenschaftlich orientierte Publikationsarbeit geschah von 1990 bis 2006 in besonderer Weise durch die Reihe
              Religionen im Gespräch (RIG 1-9)
              , umfangreiche Bände, die alle zwei Jahre erschienen und Schwerpunktthemen des interreligiösen Dialogs aufnahmen. 

              Diese Arbeit wurde von einem
              Beirat 
              begleitet, dem bekannte
              Wissenschaftler/innen angehörten. 
              Alle RIG-Bände sind durch einen gleichen Aufbau in ihrer Struktur überschaubar und sollen damit das systematische Arbeiten erleichtern. So gehören neben der Bearbeitung eines Themenschwerpunktes, Grundsatzbeiträge, Berichte und Dokumente dazu. Sie wurden durch Rezensionen und Bibliografien ergänzt.

              Die einzelnen RIG-Themen von 1990 bis 2006: 




              Alle RIG-Inhaltsverzeichnisse: hier
              • RIG 1/1990: Gemeinsam vor Gott. Religionen im Gespräch
              • RIG 2/1992: Engel – Elemente – Energien
              • RIG 3/1994: Interreligiöser Dialog zwischen Tradition und Moderne
              • RIG 4/1996: Wertewandel und religiöse Umbrüche
              • RIG 5/1998: Die dialogische Kraft des Mystischen
              • RIG 6/2000: Hoffnungszeichen globaler Gemeinschaft
              • RIG 7/2002: Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
              • RIG 8/2004: Wegmarken zur Transzendenz.
                                   Interreligiöse Aspekte des Pilgerns.
              • RIG 9/2006: Europa im Orient – der Orient in Europa
              Auswahl von Texten aus RIG 1 - RIG 9 zum Download: hier

              In den Jahren 1998 und 1999 erschienen außerdem die Reihe
              Interreligiöse Horizonte (IH) in 5 Bänden (Böhlau-Verlag Köln), u.a.
              mit einer Festschrift für Paul Schwarzenau zum 75. Geburtstag und zwei weiteren Bänden mit Aufsätzen des Jubilars.
              Inhaltsverzeichnisse aller 5 Bände: hier


              Außerhalb der Reihe wurden Texte der INTR°A-Mitglieder John Hick
              und Míkel de Epalza publiziert (Verlag Lembeck Frankfurt/M.)

              • John Hick: Gott und seine vielen Namen.
                2001, 2. Aufl. 2002, 215  S.
                --- 
                Überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage 2012 

                als PDF-Datei: hier
              • Míkel de Epalza:
                Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen. 
                Interreligiöses Zusammenleben auf der Iberischen Halbinsel
                (6. - 17. Jahrhundert) --- 2002, 303 S.
                 --- Aktualisierte und erweiterte Auflage 2012

                als PDF-Datei: hier
              Die Schnittstelle zwischen religionspädagogischer Praxis und
              wissenschaftlicher Analyse bildete die Heftreihe: 

              Iserlohner Con-Texte (ICT)
              mit insgesamt 18 Ausgaben von 1983 bis 2003.
              Herausgeber: Paul Schwarzenau und Reinhard Kirste
              Einige dieser Hefte wurden überarbeitet und als PDF-Datei
              2009 und 2010 neu herausgegeben.
              Alle Informationen zu den ICT-Heften: hier


              Nach dem Auslaufen der RIG-Reihe im Jahr 2006 erfolgten Veröffentlichungen wesentlich stärker über das Internet und durch Aufsätze, Buchbeiträge und Bücher der jeweiligen Autorinnen und Autoren. 

              INTR°A erhielt bereits 1996 eine eigene Webseite. Sie wurde zuerst über den Server der Hogeschool Holland in Diemen bei Amsterdam geführt (ehrenamtlicher Webmaster: Dr. Marien van den Boom). Ab dem Jahr 2000 übernahm Bruno Bruyers (Iserlohn) die Funktion des (ehrenamtlichen) Webmasters im Rahmen eines deutschen Servers, zuerst mit der Adresse http://home.t-online.de/home/interrel und schließlich mit der Domain: www.interrel.de und ausführlicherer Gestaltung durch Bruno Bruyers (bis zu seinem Tod im Mai 2014). Bereits im Herbst 2007 wurde zur Webseite ein Blog von Reinhard Kirste geschaltet. Dadurch wurde es möglich, aktuelle Themen kurzfristig auf der INTR°A-Webseite zu präsentieren.


              Die "alte" INTR°A-Homepage bis 2014


              Die Übersichtsseite mit Weiterleitungen der alten INTR°A-Homepage
              Zur besseren Lesbarkeit auf diese beiden Bilder klicken!


              Durch den Tod von Bruno Bruyers konnte die bisherige Webseite nicht weitergeführt werden.
              Reinhard Kirste richtete eine spezielle Blogseite ein:
              https://web-intra.blogspot.com
              Sie fungierte als 
              INTR°A-Willkommensseite mit entsprechenden Informationen und Weiterleitungen und ermöglichte bis 2018 weitere Verbindungen und Links zu interreligiösen Themen in Vergangenheit und Gegenwart, besonders zum Blog-Portal: https://religiositaet.blogspot.com
              Nachdem durch den Vorstandswechsel
              im November 2018 eine neue INTR°A-Webseite
              gewünscht wurde, sollte sich die bisherige
              INTR°A-Blogseite, auch nicht mehr im Sinne
              eines ergänzenden Blogs
              präsentieren.

              Ausschnitt aus der INTR°A-Webseite bis 2018
              Darum wurde sie von Reinhard Kirste inhaltlich überarbeitet und aktualisiert und ist jetzt als Seite
              ORIENTIERUNGEN 
              verfügbar, und zwar mit aktuellen Nachrichten, meditativen Texten, Links zur InterReligiösen Bibliothek (IRB) und Materialien zur
              INTR°A-Geschichte 
              seit 1990.


              Neben der bisherigen INTR°A Webseite wurden aus der Arbeitsstelle in Nachrodt regelmäßig sowohl interne Mitglieder-Informationen als auch Nachrichten per E-Mail verschickt.
              Diese INTR°A-Newsletter
              von 2013 - 2018 bleiben über das Internet weiterhin direkt abrufbar - Der Link: hier

              Die Digitalisierung und die verstärkte Arbeit mit dem Internet haben generell dazu geführt, dass sich auch die Strukturen der Literatur-Recherche geändert haben. Es geht inzwischen weniger um die Ausleihe von Büchern als um die Möglichkeit des digitalen Direktzugangs.
              Die Verbindung zur InterReligiösen Bibliothek (IRB) von Karin und Reinhard Kirste erwies sich von daher zunehmend als sinnvolle kooperative Schnittstelle.
              Dazu gehört auch als Orientierung die Dialog-Übersichtsseite 
              sowie die Nachrichtenseite aus Religion und Welt  in den Blogs von Karin und Reinhard Kirste.
              Hier erscheint auch in unregelmäßigen Abständen ein Newsletter.
              Details: hier


              Jährlich wurde auch vom Vorstand ein INTR°A-Jahresbericht vorgelegt:

              Jahresberichte aus der Arbeitsstelle 2005 - 2018
               

              Für die gesamte Arbeit spielten die INTR°A-Jahrestagungen als
              Begegnungs- und Austauschmöglichkeit nicht nur für die Mitglieder
              eine große Rolle:


              Der INTR°A-Projektpreis 
              für Komplementarität der Religionen

              Als besonderen Höhepunkt der INTR°A-Arbeit muss die jährliche Verleihung des INTR°A-Projektpreises für Komplementarität der Religionen seit dem Jahr 2000 gelten. Die Arbeitsstelle vergibt diesen Preis in Höhe von 5000 € (durch freundliche Zuwendung der Stiftung „Apfelbaum“ aus Köln), um so zukunftsweisende Projekte interreligiöser Begegnung zu fördern. Diese sollten bereits den Erweis einer nachhaltigen Wirkung erbracht haben, m.a.W. der Preis geht an Einrichtungen, Gruppen und auch Einzelpersonen, die ein Projekt interreligiösen Charakters entwickelt und durchgeführt haben. Wie der öffentlichen Ausschreibung entnommen werden kann, soll das Projekt im wissenschaftlichen, erzieherischen, schulischen, ökonomischen, juristischen, also im umfassend gesellschaftlichen Kontext angesiedelt sein. Die Verleihung fand bisher im Rahmen einer Tagung statt.


              INTR°A-Projektpreis für Komplementarität der Religionen 
              Verleihungen mit Berichten und Dokumentationen von 2000 - 2017



              Kooperationen und Personen

              INTR°A unterhält Kontakte zu in- und ausländischen, ebenfalls interkulturell arbeitenden Einrichtungen. 
              Eine Übersicht: hier

              INTR°A finanziert sich allein aus Spenden. Die gesamte Arbeit geschah bisher ehrenamtlich. Das setzte natürlich ein Engagement der Mitglieder voraus, das sich zum einen regional auswirkt und zum anderen Mitarbeit an Projekten, Tagungen und Buchveröffentlichungen betrifft, die überregional geplant waren.
              INTR°A-Mitglieder sind darüber hinaus auch im eigenen Lebensumfeld interreligiös engagiert. Hier ein Blick auf die verschiedenen Tätigkeiten -
              (nach Orten) zusammengestellt.

              Dem INTR°A-Vorstand gehörten an -
              von November 2012 bis November 2018):
              • Prof. Dr. Udo Tworuschka, Bad Münstereifel
                (Vorsitzender seit der INTR°A-Gründung 1990) 
              • Dozentin Dr. Alice Schumann, Köln
                (stellvertretende Vorsitzende) 
              • Pfarrer Dr. Reinhard Kirste
                (stellvertretender Vorsitzender und Koordinator seit 1990)
              • Schulreferent Bart ten Broek, Den Haag, Niederlande 
              • Lektorin Silke Wollinger-Helwig, Esslingen. 
              • Kooptiert wurden:
                Werner Heidenreich, Köln und Rabeya Müller, Köln
              Ältere Berichte von Reinhard Kirste
              über die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A): 
              • Die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) in Nachrodt
                (RIG 2/1992, S. 502-508
              • Interreligiöse Arbeitststelle (INTR°A).
                Interreligiöse Begegnungen und das Experiment
                des West-östlichen Divans. Zwischenbilanz 1995-1998
                (RIG 5/1998, S. 543-548)
              • Die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) e.V.:
                Begegnung der Religionen in Praxis und Theorie.
                In: Johannes Lähnemann (Hg.): Visionen wahr machen. Interreligiöse Bildung auf dem Prüfstand. Referate und Ergebnisse des Nürnberger Forums 2006. Pädagogische Beiträge zur Kulturbegegnung Bd. 26. Hamburg: EB-Verlag 2007, S. 222–228
              • The Institute of Interreligious Studies in Germany - Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) e.V.
                (Panorama  Vol. 19 / Summer-Winter 2007, p. 14-16)
              Reinhard Kirste
              aktualisiert am 03.09.2019


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              Jan Slomp: 200 Jahre Goethes West-östlicher Divan

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              --- zum 28. August 2019, dem 270. Geburtstag des Dichters ---
              Aus dem Niederländischen - der Originaltext 
              folgt nach der deutschen Übersetzung
              Goethe-Hafis-Denkmal in Weimar: Inschrift aus dem Divan
              Anlässlich des 150. Todestages des größten deutschen Schriftstellers Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) am 18. März 1982 in der Zeitung Trouw fragte sich der Herausgeber und Goethe-Experte Hans Ester, ob es noch ein originelles Wort über den Dichter gäbe.
              Er hatte offenbar übersehen, dass inzwischen
              vor allem Annemarie Schimmel und Katharina Mommsen,
              aber nicht nur sie, den Goethe des Orients der Vergessenheit entrissen haben.
              Katharina Mommsen, die aus einer Familie mit berühmten Historikern stammt,
              veröffentlichte bereits 1953 im Goethe-Jahrbuch
              einen wichtigen Beitrag über den West-östlichen Divan. 
              Ihr Meisterwerk von 1988, Goethe und die Arabische Welt (Frankfurt/M: Insel), beschreibt u.a., wie Goethe als junger Mann bereits von der muslimischen Welt fasziniert war.
              Inhaltsverzeichnis:
              https://d-nb.info/890091919/04
              Die muslimische Verehrung Goethes begann vor hundert Jahren.
              Annemarie Schimmel (1922–2002), Deutschlands führende Islamologin im 20. Jahrhundert, beschrieb den Einfluss von Goethes Gedichtzyklus, dem sogenannten Persischen Diwan, auf Sir Muhammad Iqbal (1877–1938).
              Ihr Buch
              Gabriel's Wing (Leiden: Brill 1963)  beschäftigt sich mit den religiösen Ideen von Muhammad Iqbal (1963). Er  wurde posthum zum Nationaldichter und Denker Pakistans. Er schrieb auf Englisch, Persisch und Urdu. Pakistanis zitieren ihn gerne. Sein Grab befindet sich gegenüber dem Eingang zur großen Badshahi (königlichen) Moschee in Lahore. 1919, genau hundert Jahre nach der Veröffentlichung des Goethe-Divans, begann Iqbal, an seine Pegham-e-Mashriq, Botschaft aus dem Osten, zu schreiben.
              (Download-Möglichkeit: http://www.iqbalcyberlibrary.net/en/1877.html)
              Die erste Zeile lautet auf Persisch: dar djawaab shaïr almaanwi = Antwort an den deutschen Dichter Goethe. Almaanwi bedeutet "Allemagne". Das Buch wurde 1923 veröffentlicht. Nach dem Ersten Weltkrieg wollte Iqbal die kalten Ideen und Gedanken des Westens mit Wärme inspirieren, wie es Goethe 1819 nach den verheerenden napoleonischen Kriegen mit seinem Divan getan hatte.
              Nach dem Krieg von 1914-1918 blieb vom sog. guten Ruf des Kolonisators Großbritannien in Indien nicht mehr viel übrig. Heimkehrende Soldaten erzählten, wie schrecklich es war. Andere indische Schriftsteller nahmen dieses Thema auf.
              Iqbal dagegen promovierte 1908 in Deutschland über persische Philosophie. Er liebte Deutschland und wollte sowohl seine Dankbarkeit als auch seine Kritik zeigen. So bestand die Möglichkeit, durch das Schreiben auf Persisch Leser im Iran und in der Türkei zu erreichen. Natürlich gab es Übersetzungen des Pegham, so diejenige von Arthur John Arberry aus dem Urdu. Die brillante Annemarie Schimmel übersetzte den Text in deutsche Verse. Darüber hinaus erschien der Pegham auf Arabisch, Französisch, Puschtu und Türkisch. Es wurde zu einer wahren Hommage an Goethe – weit über Europa hinaus.
              Mein Aufenthalt in Weimar
              Am 8. März 1982, einhundertfünfzig Jahre nach Goethes Tod, zitierte ich bei einem Vortrag in Erfurt Goethes Definition des Islam: "Wenn Islam Gott ergeben heißt ...". Nach dem Wort "heißt", stimmte das gesamte Publikum mit der Fortsetzung ein: "Im Islam leben und sterben wir alle". Meine Zuhörer kannten ihren Goethe! 

              1819 - 2019: Divan-Erstausgabe 1819 (idw-Nachrichten): Poetische Perlen aus dem ungeheuren Stoff des Orients &gt;&gt;&gt;
              Im Nachwort zu seinem Divan schrieb Goethe über den eigentlichen Islam als: “die unbedingte Ergebung in den Willen Gottes, die Überzeugung, daß niemand seinem einmal bestimmten Lose ausweichen könne, wenn es einmal hergestellt ist". Nach Goethe waren Hingabe und Vertrauen in die Vorsehung Gottes das Herzstück des muslimischen Glaubens. Gott bestimmt den Lauf des Lebens eines jeden Menschen. Goethes eigener Glaube zeigt eine Affinität dazu.
              Ausgabe Leipzig: Insel 1972, 4. Aufl., 605 S.
              Am nächsten Tag besuchte ich Weimar. Goethe lebte und arbeitete dort von 1775 bis zu seinem Tod 1832 als Minister im Dienste des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar. Die Gräber von Goethe und Schiller waren während meines Besuchs wegen Restaurierung geschlossen. Von außen sah das Mausoleum sowieso nicht beeindruckend aus. Nach der Wende 1989 wurde deutlich, dass die DDR-Regierung das Erbe Goethes schlecht verwaltet hatte. Ein adliger Hofdichter wie Goethe passte natürlich überhaupt nicht zur marxistischen Ideologie der DDR, musste aber dennoch dem "nationalen kulturellen Erbe" angeeignet werden. Marxistische Goethe-Studien waren allerdings kein Erfolg. Aber Goethes Haus in der Stadt und sein Gartenhaus im Park blieben geöffnet und zogen viele Besucher an.


              Goethe unterbrach seinen Aufenthalt in Weimar im September 1786. Er fühlte sich überlastet und ging recht plötzlich in die südliche Sonne nach Italien. Dort malte Tischbein sein bekanntestes Porträt.
               
              Johann Heinrich Wilhelm TischbeinGoethe in der Campagna  (Städel-Museum, Frankfurt/M. - wikipedia)
              Nach seiner Rückkehr 1788 setzte Goethe durch, dass Herzog Karl August ihn von den staatlichen Aufgaben entlastete und er gleichzeitig sein Gehalt behielt,
              damit er sich ganz dem Schreiben, der Dichtung, dem Zeichnen
              und der wissenschaftlichen Forschung widmen konnte.
              Goethe setzt sich für Mohammed ein
              Erste autorisierte Ausgabe der Tragödie "Mahomet" von Voltaire,
              Amsterdam 1743 (wikipedia)
              Aber Goethe behielt jedoch die Leitung des Staatstheaters unter der Aufsicht des Herzogs, ohne dessen finanzielle Unterstützung das Theater nicht rentabel gewesen wäre. Als Karl August Goethe aufforderte, das Theaterstück des Aufklärungsphilosophen Voltaire über den Propheten Mohammed für eine Aufführung in Weimar aus dem Französischen zu übersetzen, konnte er nicht ablehnen. Er zögerte allerdings so lange wie möglich. Das lag nicht daran, dass er Voltaire nicht zu schätzen wusste, sondern weil Voltaire den Propheten als Tyrannen und Betrüger dargestellt hatte. Goethe teilte diese Vision nicht, wie aus dem Gesang seines Mohammeds und in seinem Divan ersichtlich ist. Katharina Mommsen verglich das französische Original mit Goethes Übersetzung und stellte fest, dass der Dichter die negativen Aussagen von und über Mohammed anderen Schauspielern in den Mund gelegt hatte. Wahrscheinlich hat es damals niemand bemerkt, und Voltaire wusste es selbst nicht. Diese "Anpassung" war eine praktische Lösung für Goethes Dilemma.

              Titelblatt der Erstausgabe von 1812

              Goethes Entdeckung von Hafis aus Shiraz und der Beginn des Divans
              Mein Gastgeber schenkte mir bei meinem Besuch zwei "Faksimiles" von Gedichten, die im Juli 1814 im Gartenhaus in Weimar geschrieben wurden und später in Goethes west-östlichen Divan aufgenommen werden sollten. Von diesem Datum an scheint es, dass er fast fünf Jahre kontinuierlich am Divan arbeitete.
              Wie hatte es angefangen? 1813 machte ein Freund Goethe auf die zweiteilige Prosaübersetzung des Wiener Gelehrten Joseph von Hammer-Purgstall (1774–1856) aus dem Divan des großen persischen Dichters Hafis Shirazi aufmerksam. Hafis (Hafez) lebte von 1315 (oder 1325) bis etwa 1390.
              Er wird immer noch als größter Dichter des Iran verehrt. Bei einem Besuch in seinem Mausoleum in Shiraz 1972 hörten wir junge Männer und Frauen, die sich an eine Säule lehnten und laut aus seinem Divan vorlasen. Das Grab ist von einem Rosengarten umgeben. 
              Hafis Shirazi wird auch als "Gärtner der Liebe" bezeichnet. Meine Ausgabe mit Zeichnungen schöner Frauen hat 361 Seiten. Die französische Übersetzung von 2006 mit Erläuterung umfasst 1278 Seiten.
              Hafis-Mausoleum in Shiraz (wkipedia.en)


              Le Divân: Oeuvre lyrique d'un spirituel en Perse au XIVe siècle  
              Hafez de Chiraz
               
              – Traduit de  Charles Henri de FouchécourParis: Verdier 2006, 1278 pp.

              Hg.: Günther Jäckel.
              Berlin (DDR): Verlag der Nation 1966, 750 S.
              (mit Scherenschnitten)
              Briefe von Marianne Willemer, S. 523-536

              Experten zufolge können nicht alle diese Zeichnungen im Divan von Hafis selbst stammen.
              Goethe ist von dieser Übersetzung tief berührt. 
              Seine Begeisterung teilt er mit der Schauspielerin Marianne, der jungen Frau seines Freundes, des Offenbacher Bankiers Johann Jakob von Willemer (*1760).
              Jakob ist 54 Jahre alt, Marianne erst 30. 

              Es entsteht eine innere Verbindung zwischen der jungen Marianne und dem alten 65jährigen Goethe.
              Ohne die Inspiration einer begabten Frau kann Goethe bekanntlich keine Liebesgedichte schreiben. Wieder nimmt "das Ewigweibliche" (Faust) für ihn eine weibliche Form an. Nicht einmal sein Biograph Richard Friedenthal konnte herausfinden, wie oft dies in seinem langen Leben geschehen ist. 
              Die meisten Liebesbeziehungen Goethes blieben mehr platonisch. Das war bei Marianne wohl auch der Fall. Doch der Dichter gesteht, im Lied des Sängers, am Anfang des Divan:
              So sollst du, muntrer Greis,
              Dich nicht betrüben.
              Sind gleich die Haare weiß,
              Doch wirst du lieben.
              Nach einigen Treffen und Spaziergängen beschließen Goethe und Marianne, den Kontakt schriftlich fortzusetzen. In den Liebesgedichten, die sie sich gegenseitig schicken, nimmt Goethe den Namen des arabischen, vorislamischen Dichters Hatem (gest. 578) an. Vgl.: https://en.wikipedia.org/wiki/Hatim_al-Tai
              Dies ist keine muslimische Gestalt, aber Goethe wird ein Muslim für die Muslime. Marianne spielt die Rolle der Suleika und nennt sich selbst auch so.
              In der muslimischen Tradition ist sie Potiphars Frau. Potiphar war der Kommandant der pharaonischen Leibwache. Die Hausherrin versuchte vergeblich, ihren Haussklaven Josef zu verführen. Die Josefsgeschichte wird auch im Koran erzählt.
              Suleika als Marianne schreibt nun ihre eigenen Liebestexte, die Goethe in seine Sammlung aufnimmt. So etwas ist ihm noch nie zuvor geschehen.
              Dank dieser Co-Autorin wurde der Divan zu seiner größten und schönsten Gedichtsammlung.
              Goethe-Hafis-Denkmal in Weimar
              Der islamische Inhalt des Divans
              Goethes Divan beginnt als Ouvertüre für seinen Zeitgenossen Ludwig van Beethoven:
              Hegire
              Nord und West und Süd zersplittern,
              Throne bersten, Reiche zittern
              Flüchte du, im reinen Osten
              Patriarchenluft zu kosten,
              Unter Lieben, Trinken, Singen
              Soll dich Chisers Quell verjüngen.
              Mit "Hegire" vergleicht Goethe nach unserer Schreibweise die Hidjra (Hidschra), seine imaginäre Abkehr vom zerrissenen Europa, wo Throne bersten, mit der Abreise des Propheten von Mekka nach Medina im Jahr 622. Es ist ein “Flug” in den rein idyllischen Osten, wo man das Leben wieder genießen kann, wie es die Patriarchen in der Vergangenheit getan haben. Dort wird Chisers Quelle eine kulturelle Verjüngungskur bewirken. Chiser ist ein Begleiter von Mose im Koran.
              "Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident, nord-und südliches Gelände ruht im Frieden seiner Hände". Im Divan baut Goethe eine kulturelle Brücke zwischen den Kontinenten. Er war seiner Zeit weit voraus. Im Nachwort schließt er: "Wer sich selbst und andre kennt, wird auch hier erkennen, Orient und der Okzident sind nicht mehr zu trennen”.
              In Hafis erkennt Goethe nun einen Zwillingsbruder, mit dem er Lust und Leid teilen will, mit dem er konkurrieren will, mit dem er aber nicht mithalten kann. Sein Name bedeutet nämlich Kenner des Korans, aber Goethe sagt, dass er selbst weniger "bibelfest" ist.
              Übersendung des Divans
              Sein Freund Karl Friedrich Graf von Reinhard dankt 1819 für die Zusendung des Divan und sagt, dass er das Buch weiter empfiehlt: “Zum Beweis, dass man sich einem gläubigen Muslim, wie Sie es sind, wohl anvertrauen kann, trotz des Sakinameh". Warum die Zurückhaltung an dieser Stelle? Im Sakinameh, dem Schenkenbuch, hatte sich Goethe über das islamische Weinverbot etwas lustig gemacht. Der Graf fand, dass dies Muslimen wohl nicht gefallen würde.
              Übrigens – alle 12 Kapitel des Divan haben persische und deutsche Namen.
              Aus: Goethe’ Werke.
              Vollständige Ausgabe letzter Hand.
              5. Band. Stuttgart und Tübingen: Cotta 1828

              Einige deutsche Muslime unserer Zeit beanspruchen Goethe aufgrund von ähnlichen Aussagen wie diejenigen des Grafen von Reinhard für den Islam. Zu Unrecht. Neun Jahre später schrieb Goethe an einen Freund, dass er die Erfahrung des Divans wie eine Schlange von einer alten Haut entfernt habe. Marianne erklärte später, dass die Poesie zusammen mit Goethe der Höhepunkt ihres Lebens gewesen sei. War Goethe also doch kein Muslim, sondern ein überzeugter Christ? Das kann man auch nicht sagen. Aber sicherlich war er ein westlicher “Kultur-Christ”.

              Ausgabe: Frankfurt/M.: Suhrkamp -
              Deutscher Klassiker-Verlag
              im Taschenbuch, Bd. 18, 2010
























              Helmut Thielicke schließt sein Buch “Goethe und das Christentum” (München: Piper 1982), dass Goethe sich nie selbst festgelegt hat. Der Dichter selbst sagte: "Wir sind Pantheisten, wenn wir die Natur studieren, Polytheisten, wenn wir Gedichte schreiben und Monotheisten in unserer Moral". 
              Das Buch zum Download >>> 

              Der Autor: Dr. Jan Slomp, emeritierter reformierter Pfarrer ist Islamwissenschaftler. Er gehört zu den herausragenden Impulsgebern des christlich-islamischen Dialogs,
              nicht nur in den Niederlanden. 
              Mehr zu Jan Slomp >>>
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              Die im Text des Autors ergänzend eingefügten Links und Bilder:
              Redaktion: InterReligiöse Bibliothek - IRB (Reinhard Kirste)



              Berichte zum West-östlichen Divan, der 1819 - vor 200 Jahren - erschien:
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              Der originale niederländische Text
              Twee honderd jaar Goethe’s West-Östlicher Divan
              Op 28 augustus 2019 was het zijn 270ste geboortedag
              Jan Slomp, Dr. theol., emeritus predikant en islamoloog
              Ter gelegenheid van de 150ste sterfdag van de grootste Duitse schrijver Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) vroeg redacteur en Goethekenner Hans Ester  in Trouw van 18 maart 1982 zich af of er nog één origineel woord over de dichter viel te zeggen. Het was hem blijkbaar ontgaan dat  intussen met name  Annemarie Schimmel en Katharina Mommsen, maar zij niet alleen, de oriëntaalseGoethe aan de vergetelheid hadden ontrukt. Catharina Mommsen, afkomstig uit een familie met beroemde historici, publiceerde al  in 1953  in het Goethe Jahrbuch over de West-östliche Divan. Haar meesterwerk uit 1988, Goethe unddie Arabische Welt, beschrijft hoe Goethe al als jonge man geboeid was door de moslimwereld.
              Moslim eerbetoon voor Goethe begon honderd jaar geleden
              Annemarie Schimmel (1922-2002), Duitslands topislamoloog in de 20ste eeuw, beschreef de invloed van Goethe’s gedichtencyclus, in het Perzisch Divan genoemd, op Sir Muhammad Iqbal (1877-1938). Haar boek Gabriël’s Wing gaat over de religieuze ideeën van Iqbal (1963), Iqbal werd postuum  de nationale dichter en denker van Pakistan. Hij schreef in het Engels, Perzisch en Urdu.  Pakistanen citeren hem graag. Zijn graf ligt tegenover de ingang van de grote Badshahi ( koninklijke) moskee in Lahore. In 1919 precies honderd jaar na het verschijnen van de Divan van Goethe begon Iqbal te schrijven aan zijn Pegham-e Mashriq, Boodschap van het Oosten. De eerste regel luidt in het Perzisch: dar djawaab shaïralmaanwi Goethe: antwoord aan de Duitse dichter Goethe. Almaanwi  betekent uit ‘Allemagne’. Het boek verscheen in 1923. Iqbal wilde na  de Eerste Wereldoorlog de koude ideeën en gedachten van het Westen met warmte bezielen, zoals Goethe in 1819  met zijn Divan had gedaan na de verwoestende Napoleontische oorlogen. Na de oorlog van 1914-1918 was er van de reputatie van de kolonisator Groot-Brittannië in India niet veel over. Terugkerende soldaten vertelden hoe gruwelijk het was geweest. Andere Indiase schrijvers pakten dit thema op. Maar Iqbal was in 1908  in Duitsland gepromoveerd op de Perzische filosofie. Hij hield van Duitsland en wilde naast kritiek ook zijn dankbaarheid tonen. Door in het Perzisch te schrijven zou hij ook lezers in Iran en Turkije bereiken. Natuurlijk werden er vertalingen van de Pegham gemaakt, te beginnen in het Engels, in verzen door Arberry, en het Urdu. De geniale Annemarie Schimmel vertaalde het in Duitse verzen. Verder verscheen de Pegham in het Arabisch, Frans, Pushtu en Turks. Het werd een ware hulde aan Goethe tot ver buiten Europa.
              Verblijf in Weimar
              Op 8 maart 1982, honderd vijftig jaar na de dood van Goethe, citeerde ik tijdens een lezing in Erfurt, Goethe’s definitie van islam: “Wenn Islam gottergeben sein heisst,…”. Na het woord ‘heisst’, viel de hele zaal in met het vervolg: “im Islam leben und sterben wir alle”. Mijn publiek kende zijn Goethe!   In het nawoord van zijn Divan schreef Goethe over de eigenlijke islam als: “die unbedingte Ergebung in den Willen Gottes, die Überzeugung, daß niemand seinem einmal bestimmten Lose ausweichen könne”.  Overgave en vertrouwen op Gods voorzienigheid  vormden volgens Goethe de kern van het moslim geloof. God  determineert de levensloop van ieder mens. Goethe’s eigen geloof vertoont hiermee affiniteit. De volgende dag  bezocht ik Weimar, waar Goethe vanaf  1775  tot zijn dood in 1832  heeft gewoond en gewerkt, als minister in dienst van hertog Karl August van Sachsen Weimar. De graven van Goethe en Schiller waren tijdens mijn bezoek wegens restauratie gesloten. Het zag er aan de buitenkant toch al niet indrukwekkend uit. Na de Wende in 1989 bleek dat de DDR regering het erfgoed van Goethe slecht had beheerd. Een hofdichter als Goethe paste natuurlijk helemaal niet in hun marxistische ideologie. Marxistische Goethestudien werden geen succes. Maar zijn   woonhuis in de stad en zijn  Gartenhaus in het park waren wel open. Goethe onderbrak zijn verblijf in Weimar. In september 1786, overvraagd als hij zich voelde, vertrok Goethe plotseling  met de zuiderzon naar Italië. Daar schilderde Tischbein zijn bekendste portret. Na terugkeer in 1788 bedong Goethe dat hertog  Karl August hem, met behoud van salaris, zou vrijstellen van staatstaken, zodat hij zich geheel aan schrijven, dichten, tekenen en wetenschappelijk onderzoek kon wijden.
              Goethe komt op voor Mohammed
              Maar Goethe behield wel de leiding van het staatstheater onder het toeziend oog van de hertog, zonder wiens financiële steun het theater niet rendabel was. Toen Karl August Goethe opdroeg om het toneelstuk over de profeet Mohammed van de verlichtingsfilosoof Voltaire uit het Frans te vertalen voor een opvoering in Weimar, kon hij niet weigeren. Hij treuzelde zo lang mogelijk. Niet omdat hij Voltaire niet waardeerde, wel omdat Voltaire de Profeet had neergezet als een geweldenaar en bedrieger. Goethe deelde die visie niet zoals onder meer blijkt uit zijn Mahomet’s Gesang en in zijn Divan. Katharina Mommsen vergeleek het Franse origineel met Goethe ’s vertaling en ontdekte dat de dichter de negatieve uitspraken van en over Mohammed  andere spelers in de mond  had gelegd. Waarschijnlijk heeft niemand het toen gemerkt en heeft Voltaire er zelf nooit van geweten. Deze ‘bewerking’ was een handige oplossing voor Goethe’s dilemma.
              Goethe’s ontdekking van Hafis Shirazi ; begin van de Divan
              Mijn gastheer gaf mij in het Gartenhaus in Weimar twee ‘Faksimiles’ van gedichten geschreven in juli 1814,  die later zouden worden opgenomen in Goethe’s oosterse Divan. Uit deze datum blijkt dat hij bijna vijf jaar met de Divan bezig is geweest. Hoe was het begonnen? In 1813 attendeerde een vriend Goethe op de tweedelige prozavertaling door de Weense geleerde Joseph von Hammer van de Divan van de grote Perzische dichter Hafis  Shirazi.  Hafis leefde van  ongeveer 1315 tot circa 1390. Hafis  wordt nog  steeds geëerd als Iran’s grootste dichter. Tijdens een bezoek in 1972  aan zijn mausoleum in Shiraz (zie afbeelding), hoorden we jonge mannen en vrouwen, leunend tegen een pilaar, hardop lezen uit zijn Divan. Het grafmonument wordt omgeven door een rozentuin. Hafis Shirazi heet ook ‘hovenier van de liefde.’ Mijn editie met tekeningen van mooie vrouwen telt 361 bladzijden (zie afbeelding). De Franse vertaling uit 2006 met uitleg telt 1278 pagina’s..  Volgens kenners kunnen ze niet allemaal van Hafis zelf  zijn. Goethe wordt diep geraakt door deze vertaling. Hij deel t zijn enthousiasme met de actrice  Marianne, de jonge echtgenote van zijn vriend de bankier Johann Jakob von Willemer (* 1760).   Jakob  is vierenvijftig , Marianne dertig. Het klikt tussen Marianne  en de oude Goethe. Die is vijfenzestig. Zonder de inspiratie van een begaafde vrouw kan Goethe geen liefdesgedichten schrijven. Weer neemt “das Ewigweibliche” (Faust) voor hem een vrouwengestalte aan. Zelfs zijn biograaf Richard Friedenthal heeft niet kunnen achterhalen hoe vaak dat wel is gebeurd, tijdens zijn lange leven. Bij de meeste van die verliefdheden bleef het bij een platonische relatie. Dat was zeker zo in het geval van Marianne. Hij bekent,  in het lied van de zanger, aan het begin van de Divan:
              “So sollst du, muntrer Greis, Dich nicht betrüben,
              Sind gleich die Haare weiss, Doch wirst du lieben”.
              Na enkele ontmoetingen en wandelingen besluiten Goethe en Marianne het contact schriftelijk voort te zetten. In de liefdesgedichten die ze elkaar zenden adopteert Goethe de naam van de voor- Arabische dichter Hatem. Dus niet van een moslim, maar hij wordt wel de moslims een moslim. Marianne speelt de rol van Suleika. Suleika zo heet in de moslimtraditie de vrouw van Potifar, die vergeefs probeerde haar huisslaaf Jozef te verleiden. Het Jozef verhaal wordt naverteld  in de Koran. Suleika alias Marianne schrijft haar eigen liefdeslyriek, die Goethe opneemt in zijn collectie. Zo iets was hem nog niet eerder overkomen. Dankzij deze co-auteur  werd de Divan zijn grootste en mooiste verzameling gedichten.
              De islamitische inhoud van de Divan
              Goethe’s divan begint als een ouverture van zijn tijdgenoot Ludwig van Beethoven:
              Hegire
              Nord und West und Süd zersplittern,
              Throne bersten, Reiche zittern
              Flüchte du, im reinen Osten
              Patriarchenluft zu kosten,
              Unter Lieben, Trinken, Singen
              Soll dich Chisers Quell verjüngen
              Met ‘Hegire’, volgens onze spelling hidjra, vergelijkt Goethe zijn denkbeeldige vertrek uit het  verscheurde Europa, waar tronen omvallen, met het vertrek van de Profeet van Mekka naar Medina in 622. Het is een vlucht naar het zuivere idyllische oosten, waar men zoals  de aartsvaders weleer, weer van het leven kan genieten. Daar zal Chiser’s bron een culturele verjongingkuur veroorzaken. Chiser is in de koran een metgezel van Mozes.
              “Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident, Nord-und südliches Gelände Ruht im Frieden seiner Hände”. Goethe bouwt in de Divan een culturele brug tussen de continenten. Daarmee was hij zijn tijd ver vooruit. In het nawoord concludeert hij: “Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen, Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.”
              In Hafis herkent Goethe een tweelingbroer met wie hij lust en leed wil delen, met wie  hij wil wedijveren, maar die hij niet kan evenaren. Zijn naam betekent kenner van de koran, maar Goethe zegt zelf  niet minder ‘bibelfest’ te zijn.
              Ontvangst van de Divan
              Zijn vriend Graf von Reinhard bedankt in 1819 voor de toezending van de Divan en zegt dat hij het boek aanbeveelt: zum Beweis, daß man einem gläubigen Moslim wie Sie sind sich wohl anvertrauen kann, trotz dem Sakinameh”. Van waar dit voorbehoud? Alle elf hoofdstukken hebben een Perzische  en Duitse naam. In de Sakinameh, het boek van de schenker, had Goethe gespot met het  islamitisch wijnverbod. Op grond van uitspraken als van von Reinhard claimen in onze tijd sommige Duitse moslims Goethe voor de islam. Ten onrechte. Negen jaar later schreef hij immers aan een vriend dat hij de ervaring van de Divan had afgestroopt als een slang een oude huid. Marianne verklaarde  later dat samen met Goethe dichten het hoogtepunt van haar leven was geweest. Geen moslim, maar wel overtuigd christen? Ook dat niet. Maar zeker wel een westers cultuurchristen. Helmut  Thielicke, concludeert in zijn Goethe und das Christentum (1982) dat Goethe zich nooit vastlegde. Goethe zelf verklaarde : “Wij zijn pantheïsten als we de natuur bestuderen, polytheïsten als we dichten en monotheïsten in onze moraal.”    --- Dr Jan Slomp is emeritus predikant en islamoloog

              Nikolaus von Kues (1401-1464) - Ein Kardinal als (inter-)religiöser Vordenker (aktualisiert)

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              Nikolaus von Kues.
              Zeitgenössisches Stifterbild
              vom Hochaltar der Kapelle
              des St.-Nikolaus-Hospitals,
              Bernkastel-Kues
              (Wikipedia)
              Zeittafel
              1401     Nikolaus von Kues (Krebs, Cryfftz, Cusanus)
                wird  in Kues an der Mosel geboren.
              1416    Theologisches und juristische Studium
                an der Universität Heidelberg.
              1423    Studium des Kirchenrechts an der
               Universität Padua, Abschluss: doctor decretorum.
              1425    Studium in Köln bei dem Albertisten
                Heymericus de Campo. 
                            Sekretär des Trierer Erzbischofs.
              1428    Reise nach Paris. Studium der Werke
               Ramon Lulls. Die Universität trägt ihm den
               Lehrstuhl für kanonisches Recht an, er lehnt ab
               (wie später 1435 auch).
              1430    Er wird Kanzler des Trierer
                Bischofskandidaten Ulrich von Manderscheid.
              1431    Eröffnung des Konzils von Basel.
               Eugen IV. (gest. 1447) wird Papst.
              1432     Auf dem Konzil von Basel vertritt
              Cusanus die Ansprüche auf den vakanten
              Trierer Bischofsstuhl, den Ulrich von Manderscheid
              besetzen möchte.
              1433-34    De concordantia catholica entsteht.      
                  Eugen IV. krönt König Sigismund in Rom zum deutschen Kaiser.
              1436        Cusanus geht mit einer Konzilsminderheit auf die päpstliche Seite über.
              1438       Als Gesandter von Papst Eugen IV. tritt er auf deutschen Reichstagen
                 für die Sache des Papstes ein.
              1439        Das Konzil zu Basel erklärt Papst Eugen IV. für abgesetzt; es spricht sich
                 für die  Oberhoheit des Konzils über den Papst aus.
                 Das Konzil von Florenz wird eröffnet.
              1440        De docta ignorantia. Friedrich III. von Österreich zum Kaiser gewählt.
              1442-43    Der Heidelberger Theologe Johannes Wenck von Herrenberg verfasst
                  gegen Cusanus sein Werk De ignota litteratura.
              1445        Cusanus schreibt De filiatione dei und De dato patris luminum.
              1447        Tomaso Parentucelli (1455 gest.) wird als Nikolaus V. zum Papst gewählt.
              1448        Ernennung des Cusanus zum Kardinal in San Pietro in Vincoli.
                 Kaiser Friedrich III. schließt mit der Kurie das Konkordat von Wien ab.
              1449        In Verteidigung gegen die Angriffe von Johannes Wenck erscheint die
                 Apologia doctae ignorantiae.
              1450        Cusanus wird zum Kardinal in Rom erhoben, wird Bischof von Brixen und reist
                 als  päpstlicher Legat durch Deutschland.
              1451       Cusanus nimmt sein Bischofsamt in Brixen auf. Bernhard von Waging,
                Abt des  Klosters  Tegernsee, würdigt die docta ignorantiain seiner Schrift
                Laudatorium doctae  ignorantiae. Dies löst einen theologischen Streit aus.
              1453       Cusanus verfasst De pace fidei.
              1455       Calixt III. (gest. 1458) wird Papst.
              1457       Cusanus wird zum Kurienkardinal und Generalvikar in Rom ernannt.
                De beryllo entsteht.
              1458       E. S. Piccolomini (gest. 1464) gelangt als Pius II. auf den Stuhl Petri.
              1460       Cusanus versucht nach Brixen zurückzukehren, wird aber durch
                Herzog Sigismund vertrieben. Die berühmte dialogoffene
                Auslegung des Koran  entsteht: Cribratio Alkorani.
              1462      Cusanus schreibt den Traktat Directio speculantis seu non aliud.
              1463      Er scheitert bei der Kirchenreform in Orvieto. Die Abhandungen:
               De ludo globi
              und De venatione sapientiae werden abgeschlossen.
              1464      Vollendung von Compendium und De apice theoria.      
                Am 11. August stirbt Cusanus in Todi (Umbrien).
               Nach: Norbert Winkler:
              Nikolaus von Kues zur Einführung.
              Hamburg: Junius 2001, S. 229-230

              Im Folgenden sind einige Zitate aus den Schriften des Nikolaus von Kues ausgewählt, die seine philosophischen und theologischen Grundlagen näher beleuchten und zugleich die Offenheit seines dialogischen Denkens zeigen. Die zitierten Bücher sind leider nur noch antiquarisch erhältlich, allerdings gibt es teilweise Neuausgaben.
              Weitere Informationen zu Leben und Werk, s.u.

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              Geheimnis Gottes und belehrte Unwissenheit

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              ZITATE AUS SEINEN WERKEN

              Docta ignorantia (belehrte Unwissenheit)
              und coincidentia oppositorum (Zusammenfall der Gegensätze)
               Das „Nichtandere" als Seins- und Erkenntnisprinzip
              Ferdinand:Dass du im Begriff des „Nichtanderen" das Seins- und Erkenntnisprinzip zu fassen suchst, ist klar, aber du musst mir das schon noch deutlicher aufzeigen, wenn ich es ganz verstehen soll.
              Nikolaus:Nach Aussage der Theologen zeigt sich uns Gottes Wesen ziemlich klar im Bilde des Lichtes, da wir ja mit Hilfe sinnenfälliger Bilder uns zur Erkenntnis unanschaulicher Gegenstände erheben. In der Tat ist das reine Licht, das Gott ist, vor allem anderen Lichte, wie wir dieses auch benennen mögen, und vor allem anderen schlechthin. Was aber vor dem Anderen sich zeigt, ist nicht das Andere. Da nun jenes Licht das „Nichtandere" selbst ist und nicht irgendein benennbares Licht, so findet es seinen Widerschein im wahrnehmbaren Lichte. Man begreift jedoch irgendwie, dass das Verhältnis des wahrnehmbaren Lichtes zur sinnlichen Wahrnehmung dem gleich ist, welches das Licht des „Nichtanderen" mit allem verbindet, was der Geist zu erfassen vermag. Erfahrungsgemäß sieht das sinnliche Auge nichts ohne das sinnliche Licht, und die sichtbare Farbe ist, wie der Regenbogen zeigt, nur die Begrenzung oder Bestim­mung des sinnlichen Lichtes'. So ist das sinnlich wahrnehmbare Licht das Seins- und Erkenntnisprinzip für die Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung. Daraus leiten wir die Behauptung ab, dass das Seinsprinzip zugleich auch das Erkenntnisprinzip ist'.
              Ferdinand: Eine klare und willkommene Anleitung! Die gleichen Verhältnisse liegen beim sinnlichen Hören vor. Der Ton ist Seins- und Erkenntnisprinzip des Hörbaren. Gott, den wir mit dem „Nichtanderen" bezeichnen, ist demnach für alles Seins- und Erkenntnisprinzip. Denkt man ihn, so bleibt nichts, weder im Bereich der Gegenstände, noch in dem des Erkennens. Wie nach dem Wegfall des Lichts weder ein Sein noch ein Sehen des Regen­bogens oder des Sichtbaren möglich ist, und wie nach dem Wegfall des Tons es weder ein Sein noch ein Hören eines Hörbaren gibt, so bleibt mit dem Wegfall des „Nichtanderen" weder ein Sein noch ein Erkennen überhaupt. Diese Sachverhalte halte ich unverrückbar fest.
              Nikolaus:Mit Recht hältst du sie fest, doch achte bitte auf folgendes: Wenn du etwas siehst, etwa einen Stein, so ist dein Sehen allein durch die Vermittlung des Lichtes möglich, auch wenn du nicht darauf achtest. Ebenso dankst du dein Hören der Vermittlung des Tones, mag dir auch dieser Sachverhalt nicht zum Bewusstsein kommen. Im voraus bietet sich also das Seins- und Erkenntnisprinzip an als notwendige Vorbedingung, ohne die dein Streben nach Sehen oder Hören vergeblich wäre. Da im übrigen deine Absicht auf etwas anderes geht, das du zu sehen oder zu hören begehrst, so hältst du dich nicht bei der Betrachtung des Ursprungs auf, obgleich es Ursprung, Mitte und Ziel des Gesuchten ist.
              In der gleichen Weise achte auf das „Nichtandere". Da alles, was nur immer ist, nichts anderes ist als es selbst, so hat es diese Beschaffenheit nicht anderswoher; es hat sie folglich von dem „Nichtanderen". Allein dem „Nichtanderen" verdankt das Seiende sein Sein sowie die Erkennbarkeit seines Seins; es ist seine Ursache, sein völlig zureichender Grund oder seine Wesensbestimmung: es bietet sich vorher dar, ist es doch Ursprung, Mitte und Ziel dessen, was der Geist eigentlich sucht.
              Vom Nichtanderen (Hg. Paul Wilpert). Hamburg: F. Meiner 1987, 3. Aufl., S. 7-9

              Gott: Das Unerfassliche erfassen?
              Wie könnte das Verlangen verlangen, nicht zu sein? Ob der Wille verlangt, zu sein oder nicht zu sein, das Verlangen selbst vermag nicht zu ruhen, sondern geht weiter ins Unendliche. Du lässt Dich herab Herr, um begriffen zu werden, und bleibst doch zählbar und unendlich; bliebest Du nicht unendlich, so wärest Du nicht das Ziel der Sehnsucht. Du bist ja unendlich, um das Ziel jeder Sehnsucht zu sein. vernunfthafte Sehnen bezieht sich ja nicht auf etwas, das größer oder begehrenswerter zu sein vermag. Alles aber, das diesseits des Unendlichen liegt, vermag größer zu sein. Das Ziel der Sehnsucht ist also unendlich.
              Du bist, o Gott, die Unendlichkeit, die allein ich in jeder Sehnsucht ersehne. Dem Wissen um diese Unendlichkeit kann ich mich nicht mehr nähern als soweit, dass ich weiß, sie ist unendlich. Je besser ich also erfasse, mein Gott, dass Du unerfasslich bist, desto besser erreiche ich Dich, weil ich dem Ziel meiner Sehnsucht näher komme.
              Was immer mir entgegentritt, das Dich als erfassbar zu beweisen bemüht ist, verwerfe ich, da es mich auf Irrwege führt. Meine Sehnsucht, in der Du widerstrahlst, führt mich zu Dir, weil sie das Endliche und Begrenzte verwirft. In ihm vermag sie keine Ruhe zu finden, da sie von Dir zu Dir geführt wird. Du aber bist der Ursprung ohne Ursprung und das Ende ohne Ende. Die Sehnsucht wird also vom ewigen Ursprung, von dem sie hat, dass sie Sehnsucht ist, zu dem Ende ohne Ende geführt. Und dieses ist unendlich. Dass ich geringer Mensch nicht zufrieden wäre in Dir, wenn ich wüsste, dass ich Dich erfassen kann, kommt daher, dass ich von Dir in das Unfassbare und Unendliche geführt werde.
              Ich sehe Dich, mein Gott, in einer Art geistiger Entrückung; denn wenn schon das Auge nicht im Sehen Genüge findet, und das Ohr nicht im Hören, so noch weniger die Vernunft in dem, was sie einsieht. Denn nicht das, was die Vernunft einsieht, sättigt sie oder ist ihr Ziel. Aber auch nicht das, was sie durchaus nicht versteht, vermag sie zu sättigen, sondern vielmehr das, was sie durch Nicht-Einsehen erkennt. Weder das Einsichtige, das sie erkennt, noch das Einsichtige, das sie gar nicht erkennt, sättigt sie; vielmehr vermag ihr nur dasjenige Einsichtige, das sie als so sehr einsichtig erkennt, dass sie es niemals völlig einsehen kann, Sättigung zu bringen. Wer an unersättlichem Hunger leidet, den vermag weder ein wenig Speise, die er hinunterschlucken kann, noch Speise, die gar nicht zu ihm hingelangt, zu sättigen, sondern allein jene Speise, die zu ihm kommt, und die, auch wenn er ständig von ihr zehrt, doch nie völlig verzehrt werden kann, da sie von solcher Art ist, dass sie sich durch das Verzehrtwerden nicht verringert, weil sie unendlich ist.
              Vom Sehen Gottes. Ein Buch mystischer Betrachtung. Zürich / München: Artemis 1987, S. 76-77

              Die göttliche Vorsehung und die Vereinigung der Gegensätze
              (coincidentia oppositorum)
              Um auch an einem Beispiel zu erfahren, bis zu welcher Tiefe der Erkenntnis uns die angestellten Überlegungen zu führen vermögen, wollen wir das Ergebnis unserer Untersuchungen auf die göttliche Vorsehung anwenden. Aus dem früher Gesagten ist bekannt, dass Gott die Einfaltung von allem, auch des Gegensätzlichen, ist. Es kann deshalb nichts seiner Vorsehung entgehen. Wir mögen etwas tun oder das Gegenteil davon oder nichts tun, alles ist in Gottes Vorsehung eingeschlossen. Nichts wird sich deshalb ereignen, es sei denn gemäß der Vorsehung Gottes.
              Obwohl also Gott vieles hätte vorsehen können, was er nicht vorsah, noch vorsehen wird, und obwohl er auch vieles vorsah, was er hätte nicht vorsehen können, so lässt sich doch der göttlichen Vorsehung nichts hinzufügen oder wegnehmen. Nehmen wir einen Vergleich. Die menschliche Natur ist einfach und einheitlich. Käme ein Mensch zur Welt, dessen Geburt niemals hätte erwartet werden können, so würde der menschlichen Natur nichts hinzugefügt werden. Ebenso würde ihr nichts entzogen, wenn er nicht geboren würde, wie ihr auch nichts entzogen wird, wenn Menschen sterben, die geboren sind. Der Grund dafür liegt darin, dass die menschliche Natur ebenso die umfasst, die leben, wie die, welche nicht leben und nicht leben werden, obwohl sie leben könnten. In gleicher Weise würde der göttlichen Vorsehung nichts hinzugefügt, selbst wenn etwas geschähe, was nie sich ereignen wird, da sie sowohl das in sich trägt, was geschieht, wie das, was nicht geschieht, aber geschehen könnte. Wie also vieles in der Materie der Möglichkeit nach ist, was niemals geschehen wird, so ist im Gegensatz dazu alles, was nicht geschehen wird, aber geschehen könnte, nicht der Möglichkeit nach, sondern in Wirklichkeit, wenn es in der göttlichen Vorsehung ist. Daraus folgt aber nicht, dass diese Ereignisse wirklich sind. Wie wir also sagen, dass die menschliche Natur unendlich viele Individuen umgreift und umfasst, weil nicht nur die Menschen, die waren, sind oder sein werden, sondern auch die, welche sein können, auch wenn sie niemals sein werden, und wie die menschliche Natur auf diese Weise das Wandelbare in unwandelbarer Weise umfasst wie die unendliche Einheit jedwede Zahl, so umgreift die unendliche göttliche Vorsehung ebenso das, was geschehen wird, wie das, was nicht geschehen wird, aber geschehen könnte, und ebenso das Gegenteil davon, wie die Gattung die konträren Unterschiede umgreift. Und das, was die göttliche Vorsehung weiß, weiß sie nicht in Unterscheidung der Zeit, weil sie das Künftige nicht als künftig, noch das Vergangene als vergangen weiß, sondern in ewiger Weise und damit das Wandelbare in unwandelbarer Weise.
              Darum ist sie unausweichlich und unwandelbar, und nichts kann sich ihr entziehen. Darum sagt man auch, dass alles, was auf die göttliche Vorsehung bezogen ist, Notwendigkeit besitzt. Man sagt es mit Recht, denn alles ist in Gott Gott, der die absolute Notwendigkeit ist. Damit ist klar, dass das, was nie geschehen wird, in der angegebenen Weise in der göttlichen Vorsehung ist, auch wenn nicht vorgesehen ist, dass es je geschehen soll. Notwendig aber muss Gott vorgesehen haben, was er vorgesehen hat, da seine Vorsehung notwendig und unwandelbar ist. Freilich konnte er auch das Gegenteil von dem vorsehen, was er vorgesehen hat. Mit der  Setzung der Einfaltung ist ja noch nicht das eingefaltete Ding gesetzt, aber mit der Setzung der Ausfaltung ist die Einfaltung gesetzt. Zugestanden ich kann morgen lesen oder nicht lesen, was ich aber auch immer tue, ich entgehe nicht der Vorsehung, die Gegensätzliches umfasst.
              Die belehrte Unwissenheit (docta ignorantia),
              Buch I (Hg. Paul Wilpert). Hamburg: F. Meiner 1964, S. 89-93

              Die negative Theologie (theologia negativa)
              Die heilige Unwissenheit hat uns die Unaussprechlichkeit Gottes gelehrt, und zwar wegen seiner unendlichen Erhabenheit über alles, was sich benennen lässt. Weil dies unbedingt wahr ist, sprechen wir richtiger von ihm, wenn wir alles Geschöpfliche abstreifen und verneinen. Der große Dionysius ( = Dionysius Areopagita) wollte ihn darum weder Wahrheit noch Vernunft noch Licht noch irgendetwas von dem genannt wissen, was man aussprechen kann. Seinem Beispiel folgten Rabbi Salomon und alle Weisen. Gemäß dieser negativen Theologie ist er deshalb weder Vater noch Sohn noch Heiliger Geist. Er ist nur der Unendliche. Die Unendlichkeit als solche aber ist weder Zeugen noch Gezeugtwerden noch Hervorgehen. Hilarius von Poitiers hat darum bei der Unterscheidung der Personen die scharfsinnige Wendung gebraucht: „Im Ewigen Unendlichkeit, Idee im Bild, Ausübung in der Gabe.“ Er wollte damit sagen, dass wir zwar in der Ewigkeit nur die Unendlichkeit zu sehen vermögen, die Unendlichkeit aber, die Ewigkeit ist, trotzdem wegen ihrer Negativität nicht als erzeugend aufgefasst werden kann, wohl aber die Ewigkeit, da die Ewigkeit die affirmative Bezeichnung für die Einheit, d. h. die reine Gegenwart ist. Sie ist deshalb Ursprung ohne Ursprung. Idee im Bild bedeutet Prinzip vom Prinzip, Ausübung in der Gabebedeutet Hervorgang aus beiden.
              Das alles ist durch die früher angestellten Überlegungen deutlich geworden. Obschon nämlich die Ewigkeit Unendlichkeit ist, so dass die Ewigkeit nicht in größerem Maße Sache des Vaters ist als die Unendlichkeit, so wird doch in der Art der Betrachtung die Ewigkeit dem Vater zugeschrieben und nicht dem Sohn oder dem Heiligen Geist, die Unendlichkeit jedoch nicht einer Person mehr als der anderen. Betrachtet man nämlich die Einheit, so ist die Unendlichkeit Vater; betrachtet man die Gleichheit der Einheit, so ist sie Sohn; betrachtet man die Verbindung, so ist sie Heiliger Geist. Betrachtet man die Unendlichkeit schlechthin, so ist sie weder Vater noch Sohn noch Heiliger Geist. Dabei ist freilich die Unendlichkeit und ebenso die Ewigkeit irgendeine der drei Personen und umgekehrt jede Person Unendlichkeit und Ewigkeit. Für die Betrachtung jedoch gilt das, wie gesagt, nicht. Denn unter dem Gesichtspunkt der Unendlichkeit ist Gott weder Eines noch vieles. Vom Standpunkt der negativen Theologie findet sich in Gott nichts als Unendlichkeit. Ihr zufolge ist er darum weder in dieser noch in der künftigen Welt erkennbar, da jedes Geschöpf, welches das unendliche Licht nicht zu erfassen vermag, ihm gegenüber Finsternis ist. Er ist vielmehr nur sich selbst bekannt.
              Daraus erhellt, dass in theologischen Aussagen Verneinungen wahr und positive Aussagen unzureichend sind. Ebenso sind die negativen Aussagen umso wahrer, je mehr sie Unvollkommenheiten vom schlechthin Vollkommenen abwehren, so wie es wahrer ist, dass Gott nicht Stein ist, als dass er nicht Leben oder Vernunft ist, und wahrer, dass er nicht Trunkenheit, als dass er nicht Tugend ist. Bei den bejahenden Aussagen gilt das Umgekehrte, denn die Aussage, die Gott Vernunft und Leben nennt, ist wahrer als die, welche ihn als Erde, Stein oder Körper bezeichnet.
              Das alles ist auf Grund der früheren Überlegungen klar. Wir ziehen daraus den Schluss, dass die genaue Wahrheit im Dunkel unserer Unwissenheit in der Weise des Nichterfassens aufleuchtet. Das ist die belehrte Unwissenheit, die wir gesucht haben. Durch sie allein vermögen wir, wie gezeigt, dem größten dreieinigen Gott in seiner unend­lichen Güte je nach dem Rang der Wissenschaft von der Unwissenheit nahe zu kommen, um ihn aus all unserer Kraft immerdar dafür zu preisen, dass er uns sich selbst als unfassbar gezeigt hat. Er sei in Ewigkeit hochgebenedeit.
              Die belehrte Unwissenheit, Buch I (Hg. Paul Wilpert). Hamburg: F. Meiner 1964, S. 111-113
              Der Weg zur Glückseligkeit
              PETRUS: Das Hauptanliegen dessen, der dieses Gesetz, den Koran, aufgeschrieben hat, scheint gewesen zu sein, das Volk vom Götzendienst abzubringen. Diesem Ziel dienen Form und Inhalt der Verheißungen. Doch der Verfasser des Korans verurteilt das Evangelium nicht, im Gegenteil, er lobt es und gibt so zu verstehen, dass die Glückseligkeit, die im Evangelium verheißen wird, nicht weniger wert sei als die körperliche. Und die Verständigen und Weisen unter den Moslems wissen das. Avicenna, zum Beispiel, schätzt die geistige Glückseligkeit des Genießens und der Schau Gottes und der Wahrheit unvergleichlich höher ein als die im Gesetz der Ara­ber beschriebene Glückseligkeit. Und so halten es auch die anderen Weisen.           
              Es wird also nicht schwierig sein, in diesem Punkt alle Glaubensrichtungen zur Übereinstimmung zu bringen. Man muss nur betonen, dass jene Glückseligkeit, die wir meinen, über alles geht, was man schreiben oder sagen kann, weil sie die Erfüllung alles Verlangens ist und bedeutet, dass man das Gute in seiner Quelle und das Leben in Unsterblichkeit erlangt.
              Vom Frieden zwischen den Religionen
              (Hg. K. Berger / C. Nord). Frankfurt/M. / Leipzig: Insel 2002, S. 123

              Weitere Hinweise zu Leben und Werk
              Zusammenstellung: Reinhard Kirste
              Relpäd/Nikolaus von Kues, ,bearb. 16.03.17 u.ö.

              CC 


              Annemarie Schimmel - mit dem Orient vertraut werden (aktualisiert)

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              Annemarie Schimmel
              (geb. 07.04.1922 in Erfurt,
              gest. 26.01.2003 in Bonn)
              war eindeutig die bedeutendste deutschsprachige Islamwissenschaftlerin und Orientalistin des 20. Jahrhunderts.
              Aus ihren Forschungen erwuchs eine immense Literatur, die in viele Sprachen übersetzt wurde. Sie selbst sprach fließend die Sprachen großer Weltkulturen.
              Sie lehrte bereits als junge Professorin an der Universität Ankara, später viele Jahre an der Harvard-Universität in Cambridge (USA) und schließlich auch an der Universität Bonn. In Pakistan und Ägypten erhielt sie höchste staatliche Auszeichnungen.

              Ihre besondere Wertschätzung und Forschungsarbeit im Zusammenhang des Orientalisten Friedrich Rückert (1788-1866) würdigte die Stadt Schweinfurt bereits 1965 mit dem Friedrich-Rückert-Preis.

              • Friedrich Rückert. Lebensbild und Einführung in sein Werk.
                Freiburg: Herder TB 1371, 1987
              • Ergänzend: Der Koran. In der Übersetzung von Friedrich Rückert (1787). Hg.: Hartmut Bobzin mit erklärenden Anmerkungen von Wolfdietrich Fischer. Würzburg: Ergon 1995, 573 S.
              Immer wieder wurde ihr Engagement für die Versöhnung zwischen Orient - Okzident und den islamischen mit den christlichen Kulturen gewürdigt.
              1995 erhielt sie darum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In diesem Zusammenhang wurde sie teilweise in der Öffentlichkeit wegen ihrer Fernseh-Äußerungen  zu den iranischen Morddrohungen gegen den Dichter Salman Rudshdie heftig kritisiert.

              Ihr internationales wissenschaftliches Renommee bleibt jedoch unbestritten! 


              Texte von Annemarie Schimmel
              in der Reihe "Religionen im Gespräch (RIG)

              Buchrezensionen zu Titeln
              von Annemarie Schimmel (kleine Auswahl):

              Annemarie Schimmel und die islamische Mystik
              Kommentierte Buchauswahl



              Liebe zur Mystik und Poesie

              --- Mystische Dimensionen des Islam. Die Geschichte des Sufismus

                   Köln: Diederichs 1985, 734 S., Indices 
              --- Der Islam III. Islamische Kultur -
                     zeitgenössische Strömungen - Volksfrömmigkeit
              .
                     Stuttgart: Kohlhammer 1990

              --- Gärten der Erkenntnis. Texte aus der islamischen Mystik.    
                    Köln: Diederichs (DG 37), 1982, 282 S.,
                    Neuausgabe 1995, 4. Aufl.mit dem Untertitel:
                    
              Das Buch der vierzig Sufimeister. 

              --- Gesang und Ekstase. Sufi-Texte des indischen Islam.      Ausgewählt, übersetzt und eingeleitet
                   von A.S.
              München: Kösel 1999, 176 S.
                  
              (ergänzt durch einzelne Kalligraphien, wie in „Liebe zu dem Einen“)

              = Liebe zu dem Einen.
                 Texte aus der mystischen Tradition des indischen Islam.
                 Ausgewählt aus dem Persischen, Arabischen, Urdu und Sindhi,
                 übersetzt und eingeleitet von Annemarie Schimmel
                 Zürich u.a.: Benziger 1986, 173 S. (mit Kalligraphien)

               --- Die drei Versprechen des Sperlings.
                    Die schönsten Tierlegenden
               aus der islamischen Welt.
                    München: Beck 1997, 334 S.
               
              --- Die orientalische Katze. Mystik und Poesie des Orients.
                   Freiburg: Herder TB 4033, 1991, 151 S. (inzwischen neu aufgelegt)
                   Zur Verdeutlichung: Katzen im Islam(CatNews, abgerufen 12.12.2017)
               
              --- Wie universal ist die Mystik? 
                   Die Seelenreise zu den großen Religionen der Welt. 
                   Freiburg u.a.: Herder Spektrum 4484, 1996, 127 S., Register


              --- Gewänder Gottes.Hg. Siegfried Raeder (Lucas-Preis 1992). Tübingen: Mohr 1993, 60 S. 

              --- Jesus und Maria in der islamischen Mystik. München: Kösel 1996, 192 S. 

              --- Meine Seele ist eine Frau. Das Weibliche im Islam. München: Kösel 1995, 208 S. 

              --- Dein Wille geschehe.
                          Die schönsten islamischen Gebete.
              Bonndorf: Turban 1992, 91 S. 

              --- Deciphering the signs of God.
                  Aphenomenological approach to Islam.
                  Edinburgh University Press 1994, 302 S.  

               --- Und Mohammed ist Sein Prophet.
                   Die Verehrung des Propheten in der islamischen Frömmigkeit.

                   DG 32. München: Diederichs 1989, 2. Aufl., 280 S.

              • (Hg.): Rumi - Ich bin Wind und du bist Feuer.  Köln: Diederichs 1978, 1986, 5. Aufl. 
              • The Triumphal Sun. A Study of the Works of Jalaladdin Rumi. State University of New York Press 1993, 513 S. 
              • (Hg.): Rumi. Von Allem und vom Einen (Fihi ma fihi). Aus dem Persischen und Arabischen.
                Kalligraphische Gestaltung Shams Anwari-Alhosseyni.DG 121. Neuausgabe München: Diederichs 1995, 382 S.
              • (Hg.): Rumi: Sieh! Das ist Liebe. Gedichte. Aus dem Persischen übertragen von Annemarie Schimmel. Mit Illustrationen von Ingrid Schaar. Basel: Sphinx 1993, 107 S.
              • (Hg.) Attar: Vogelgespräche und andere klassische Texte. Vorgestellt von Annemarie Schimmel. München: C.H. Beck 1999, 357 S.
              --- The mystery of numbers. New York u.a.: Oxford University Press 1993, 314 S. 
                   --- Deutsche Ausgabe: Schimmel, Annemarie / Endres, Franz Carl:
                                     Das Mysterium der Zahl.  Zahlensymbolik im Kulturvergleich.
                                       DG 52. Köln: Diederichs 1984, 284 S.



              --- Calligraphy and Islamic Culture. London: Tauris 1990, 264 S.
              --- Islamic Names. Edinburgh: University Press 1989, 137 S. 
              --- Die Welt des Islam. Zu den Quellen des muslimischen Orients. 
                  Eine Reise nach innen. Solothurn / Düsseldorf: Walter 1995, 169 S., zahlr. Abb. 

              --- Der Islam. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam TB 8639, 1990, 159 S.
              --- Islam. An Introduction.
              Albany: State University of New York Press 1992, 166 S.

              Arbeiten im Blick auf den indisch-pakistanischen Raum 

              --- (Hg.): Märchen aus Pakistan. Aus dem Sindhi. 
                  München: Diederichs 1995, 2. Aufl., 287 S.
               

              --- (Hg.): Nimm eine Rose und nenne sie Lieder.
                  Poesie der islamischen Völker. 
              Köln: Diederichs 1987, 350 S. 

              --- (Hg.): Weisheit des Islam.
                  Ausgewählt und übersetzt. 
              Stuttgart: Reclam 1994, 301 S.
               ---  Der Islam im indischen Subkontinent. 
                    Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 1983 
              ---  Berge, Wüsten, Heiligtümer. Meine Reisen in Pakistan und Indien.
                       München: Beck 1994, 287 S.
               
              --- Muhammad Iqbal. Prophetischer Poet und Philosoph.
                      München: Diederichs (DG 82), 1989, 239 S.
               

              Annemarie Schimmel und die Türkei 

              --- Bruder Ismail. Erinnerungen an die Türkei.
                   Köln: Önel 1990, 168 S., Abb., Glossar


              --- Wanderungen mit Yunus Emre
                  (mit Zeichnungen v. Ingrid Schaar
              ). Köln: Önel 1989, 89 S. 

              --- Aus dem goldenen Becher. 
                  Türkische Gedichte aus sieben Jahrhunderten. Köln: Önel 1993, 232 S.

              --- Herr „Demirel“ heißt einfach „Schmidt“.
                  Türkische Namen und ihre Bedeutung.
               Köln Önel 1992, 100 S.

              Herausragende Handschriften und Buchmalereien des Mittelalters - eine Faksimile-Auswahl

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              Glanzlichter der Buchkunst: Band 1–26 
              Eine Faksimile-Reihe seit 1991
              des Verlags ADEVA in Graz 



              In der Romanik entwickelte sich über regionale Malschulen hinaus in Europa ein eigenständiger Malstil, der in beeindruckenden Handschriften eine geradezu vollendete Harmonie erreichte. Medizinische, philosophische, juristische, poetische und in besonderer Weise religiöse Bücher für den Gottesdienst, Bibeln und Bibelteile wurden in den Klöstern geschrieben und kopiert.
              Als die 
              Gotik In Frankreich und England um 1160/1170 einsetzte, veränderten sich auch die stilistischen Merkmale, während in Deutschland noch bis um 1300 romanische Formen dominant blieben. Während der gesamten gotischen Epoche blieb Frankreich als führende Kunstnation bestimmend für die Weiterentwicklungen der Buchmalerei.











              Glanzlichter 

              der Buchkunst 1: 


              Das Goslarer 

              Evangeliar

              Erscheinungstermin: 1991    

              ISBN: 978-3-201-01545-5


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 2:


              Bible moralisée


              Erscheinungstermin: 1992     

              ISBN: 978-3-201-01574-5

                   
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              Glanzlichter

              der Buchkunst 3:


              Das Stundenbuch 

              der Maria 

              von Burgund

              Erscheinungstermin: 1993

              ISBN: 978-3-201-01600-1


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 4:


              Das Jagdbuch

              des Mittelalters


              Erscheinungstermin: 1994 

              ISBN: 978-3-201-01612-4

                   
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              Glanzlichter

              der Buchkunst 5: 


              Das Reichenauer

              Evangelistar



              Erscheinungstermin: 1995 

              ISBN: 978-3-201-01643-8


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 6:


              Medicina Antiqua


              Erscheinungstermin: 1996

              ISBN: 978-3-201-01659-9



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              Glanzlichter

              der Buchkunst 7:


              Speculum

              Humanae 

              Salvationis


              Erscheinungstermin: 1997

              ISBN: 978-3-201-01670-4




              Glanzlichter

              der Buchkunst 8:


              Der Wiener 

              Dioskurides



              Erscheinungstermin: 1998

              ISBN: 978-3-201-01699-5




              Glanzlichter

              der Buchkunst 9: 


              Das Falkenbuch

              Friedrichs II.


              Erscheinungstermin: 2000 

              ISBN: 978-3-201-01740-4



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              Glanzlichter

              der Buchkunst 10:


              Die Trierer 

              Apokalypse



              Erscheinungstermin: 2001

              ISBN: 978-3-201-01762-6


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 11:


              Die Goldene Bulle



              Erscheinungstermin: 2002

              ISBN: 978-3-201-01791-6

              Details >>>


              Glanzlichter 

              der Buchkunst 12:


              Der Ramsey-

              Psalter


              Erscheinungstermin: 2003

              ISBN: 978-3-201-01805-0


              Details >>>

              Glanzlichter

              der Buchkunst 13:


              Tacuinum Sanitatis

              in Medicina


              Erscheinungstermin: 2004

              ISBN: 978-3-201-01831-9


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 14: 


              Wolfram von 

              Eschenbach:

              Willehalm



              Erscheinungstermin: 2005

              ISBN: 978-3-201-01844-9



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              Glanzlichter

              der Buchkunst 15:


              Der Oldenburger 

              Sachsenspiegel



              Erscheinungstermin: 2006

              ISBN: 978-3-201-01868-5


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 16:


              Der Rosenroman

              für François I.



              Erscheinungstermin: 2007

              ISBN: 978-3-201-01887-6


              Details >>>



              Glanzlichter

              der Buchkunst 17:


              Liber Aureus



              Erscheinungstermin: 2008

              ISBN: 978-3-201-01901-9


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 18/1:



              Das Antiphonar

              von St. Peter, Teil 1



              Erscheinungstermin: 2009

              ISBN: 978-3-201-01912-5



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              Glanzlichter

              der Buchkunst 18/2:



              Das Antiphonar

              von St. Peter, Teil 2



              Erscheinungstermin: 2009

              ISBN: 978-3-201-01913-2


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 19:


              Die Apokalypse 

              Oxford



              Erscheinungstermin: 2010


              ISBN: 978-3-201-01934-7


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 20:


              Der Psalter

              Ludwig

              des Heiligen


              Erscheinungstermin: 2011

              ISBN: 978-3-201-01949-1


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 21:


              Die Chirurgia

              des Abu’l Qāsim


              Erscheinungstermin: 2012

              ISBN: 978-3-201-1965-1


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              Glanzlichter 

              der Buchkunst 22/1:


              Das Berthold 

              Sakramentar


              Erscheinungstermin: 2013

              ISBN: 978-3-201-01980-4


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              Glanzlichter 

              der Buchkunst 22/2:


              Das Berthold 

              Sakramentar


              Erscheinungstermin: 2014


              ISBN: 978-3-201-01987-3


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              Glanzlichter 

              der Buchkunst 23:


              Das Gebetbuch 

              Jakobs IV.

              von Schottland




              Erscheinungstermin: 2015

              ISBN: 978-3-201-02002-2


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              Glanzlichter 

              der Buchkunst 24:


              Der Utrecht Psalter



              Erscheinungstermin: 2016

              ISBN: 978-3-201-02012-1


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              Glanzlichter

              der Buchkunst 25:


              Der 

              Landgrafenpsalter




              Erscheinungstermin: 2018

              ISBN: 978-3-201-02024-4



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              Glanzlichter

              der Buchkunst 26: 


              Tacuinum Sanitatis



              Erscheinungstermin: 2018     

              ISBN: 978-3-201-02039-8

                   
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