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Annemarie Schimmel - mit dem Orient vertraut werden (aktualisiert)

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Annemarie Schimmel
(geb. 1922 in Erfurt, gest. 2003 in Bonn)
war eindeutig die bedeutendste deutschsprachige Islamwissen-schaftlerin und Orientalistin des 20. Jahrhunderts. Aus ihren Forschungen ewuchs eine immense Literatur, die in viele Sprachen übersetzt wurde. Sie selbst sprach fließend die Sprachen großer Weltkulturen.
Sie lehrte bereits als junge Professorin an der Universität Ankara, später viele Jahre an der Harvard-Universität in Cambridge (USA) und schließlich auch an der Universität Bonn. In Pakistan und Ägypten erhielt sie höchste staatlichen Auszeichnungen.
Ihre besondere Wertschätzung und Forschungsarbeit im Zusammenhang des Orientalisten Friedrich Rückert (1788-1866) würdigte die Stadt Schweinfurt bereits 1965 mit dem Friedrich-Rückert-Preis.
Vgl.ihr Buch:
Friedrich Rückert. Lebensbild und Einführung in sein Werk. Freiburg: Herder TB 1371, 1987

Immer wieder wurde ihr Engagement für die Versöhnung zwischen Orient - Okzident und den islamischen mit den christlichen Kulturen gewürdigt.
1995 erhielt sie darum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In diesem Zusammenhang wurde sie teilweise in der Öffentlichkeit wegen ihrer Fernseh-Äußerungen  zu den iranischen Morddrohungen gegen den Dichter Salman Rudshdie heftig kritisiert.

Ihr internationales wissenschaftliches Renommee bleibt jedoch unbestritten! 


Texte von Annemarie Schimmel
Buchrezensionen zu Titeln
von Annemarie Schimmel (kleine Auswahl):
  • Dein Wille geschehe (1992/2004) 

  •  
  • Gottesfrage, Mystik, Jesus und Maria, Gedichte aus Pakistan und Indien  (Sammelrezension in RIG 5/1998, S. 618-621)
  • Buchbesprechungen bei "Perlentaucher"  

    Annemarie Schimmel und die islamische Mystik
    Kommentierte Buchauswahl

    Aus: Paul Schwarzenau / Reinhard Kirste (Hg.):
    Auf dem Weg zur Achtsamkeit.
    Iserlohner Con-Texte 15 (ICT 15), PDF-Ausgabe 2009; S. 82–86
    Annemarie Schimmel hat sich zum Verstehen islamischer Mystik für Europäer große Verdienste erworben. Als Wissenschaftlerin fühlt sie sich dabei durchaus der deutschen Orientalistik seit dem 19. Jahrhundert verpflichtet. Das zeigt besonders gut  darin, dass sie Friedrich Rückert (1788-1866)und damit auch seine Koranübersetzung dem Quasi-Vergessen entrissen hat.
    --- Friedrich Rückert. Lebensbild und Einführung in sein Werk.Freiburg u.a.: Herder TB 1371, 1987 
    --- Der Koran. In der Übersetzung von Friedrich Rückert (1787).
          Hg. Hartmut Bobzin
    mit erklärenden Anmerkungen von Wolfdietrich Fischer.
            Würzburg: Ergon 1995, 573 S.

    Die Fülle der Publikationen Annemarie Schimmels in Deutsch, Englisch und Französisch sowie in Arabisch, Persisch (Farsi), Urdu und anderen Regionalsprachen ist faktisch nicht mehr zu übersehen. Sie gehört trotz ihrer großen internationalen Reputation auch dem Wissenschaftlichen Beirat der kleinen Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) an. In der dortigen Bibliothek finden sich eine erhebliche Zahl ihrer Bücher und Aufsätze. Die international berühmte und mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Orientalistin und Religionswissenschaftlerin (geb. 1922 in Erfurt) hatte einen Lehrstuhl für Indo-Muslimische Kultur an der Harvard-Universität in Cambridge/Mass. Sie lehrte 1954-1959 an der Universität Ankara und 1961-1967 an der Universität Bonn. Sie ist eine der besten Kennerinnen islamischer Mystik überhaupt und hat eine Fülle von Literatur über islamische Kultur und Religion veröffentlicht.Das kommt auch in der Festschrift zum Ausdruck, die ihr Schüler und Freunde zum 70. Geburtstag vorlegten: 
    --- Giese, Alma/ Bürgel, J. Christoph (Hg.): 
    Gott ist schön und Er liebt die Schönheit. God is beautiful and He loves beauty. Festschrift für Annemarie Schimmel zum 7. April 1992, dargebracht von Schülern, Freunden und Kollegen. Bern u.a.: P. Lang 1994, 474 S.
    Die angezeigten Bücher sind teilweise zu Standardwerken geworden. Das gilt besonders über ihre Bücher zur Mystik und hier wiederum des Sufitums im indopakistanischen Raum. 
    Mystische Dimensionen des Islam. Die Geschichte des Sufismus.
    Köln: Diederichs 1985, 734 S., Indices
     
    --- Der Islam III.
    Islamische Kultur - zeitgenössische Strömungen - Volksfrömmigkeit
    .
    Stuttgart: Kohlhammer 1990
    In diesem kaum noch zu überbietenden Standardwerk zeichnet sie nicht nur die Vielfalt mystischer Strömungen im Islam nach, sie zeigt nicht nur eine Fülle von Querverbindungen zu anderen Kulturkreisen auf (z.B. zu Persien und Indien/Pakistan), sondern ermöglicht dem Leser/der Leserin  auch, die verschiedenen Facetten mystischen Lebens zu verstehen und ihre Notwendigkeit für die Religion zu begreifen.
    Gewissermaßen als einen Vorläufer des genannten Buches könnte man ihre Mitarbeit im dreibändigen Islam-Werk des Kohlhammer-Verlages ansehen, wo sie den letzten Band bearbeitet und redigiert hat:
    Gewissermaßen als eine konkrete Auswahl und ausführlichere Beispielsammlung zu dem eben erwähnten großen Werk lässt sich ihre Zusammenstellung aus der Fülle sufischer Spiritualität verstehen, die schon länger auf dem Markt ist: 
    --- Gärten der Erkenntnis. Texte aus der islamischen Mystik. Köln: Diederichs (DG 37), 1982, 282 S.,
    Neuausgabe 1995, 4. Aufl.mit dem Untertitel: Das Buch der vierzig Sufimeister. 

    Der Leser/die Leserin erhält mehr als eine Hinführung, es liegt auch mehr als nur eine Textauswahl vor. Zwischen Nil und Indus erkennt man Zugänge zu einer Geisteshaltung, die dort über Jahrhunderte intensiv gepflegt wurde und durchaus als Alternative zum westlich-technischen Denken gesehen werden kann.
    Zur leichteren Einarbeitung ist jedem Textbereich eine biografische Einleitung des betreffenden Mystikers vorangestellt. Noch ein unentbehrliches Buch!
    Hierher gehören ähnlich aufgebaute Bücher, die gern wieder aufgelegt werden: 
    --- Gesang und Ekstase. Sufi-Texte des indischen Islam.
    Ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von A.S.München: Kösel 1999, 176 S.
    (ergänzt durch einzelne Kalligraphien, wie in „Liebe zu dem Einen“)
    Hier handelt es sich um die faktisch unveränderte Neuauflage des 1986 bei Benziger in Zürich erschienenen Buches:
     
    ---Liebe zu dem Einen. Texte aus der mystischen Tradition des indischen Islam. Ausgewählt aus dem Persischen, Arabischen, Urdu und Sindhi, übersetzt und eingeleitet von A.S. Zürich u.a.: Benziger 1986, 173 S. (mit Kalligraphien)
    Hierher müsste man auch ihre Arbeiten rechnen, die den indisch-pakistanischen Raum zum Mittelpunkt haben, sowohl was ihre grundsätzliche Forschungsarbeit als auch was die jeweilige Textauswahl betrifft: 
    --- (Hg.): Märchen aus Pakistan. Aus dem Sindhi.
        München: Diederichs 1995, 2. Aufl., 287 S.
     
    --- (Hg.): Nimm eine Rose und nenne sie Lieder.
        Poesie der islamischen Völker.
    Köln: Diederichs 1987, 350 S. 
    --- (Hg.): Weisheit des Islam.
        Ausgewählt und übersetzt.
    Stuttgart: Reclam 1994, 301 S.
    So kommt es auch, dass in vielen ihrer sprachlich so ansprechenden Textausgaben der indische Sprachraum überwiegt. Das gilt auch für die Textausgaben, die diesen auf den ersten Blick nicht besonders ausweisen, z.B. in: 
    --- Die drei Versprechen des Sperlings. Die schönsten Tierlegenden
        aus der islamischen Welt.
    München: Beck 1997, 334 S. 
    --- Die orientalische Katze. Mystik und Poesie des Orients.
            Freiburg: Herder TB 4033, 1991, 151 S. (inzwischen neu aufgelegt).
    Wer Annemarie Schimmel liest, kommt gewissermaßen in konzentrischen Kreisen, in den geografischen, für den ihr Herz schlägt: Südasien mit Indien/Pakistan. In Pakistan wurde sie auch mit dem höchsten Zivilorden „Stern von Pakistan“ ausgezeichnet. 
    ---  Der Islam im indischen Subkontinent.
             Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 1983
     
    ---  Berge, Wüsten, Heiligtümer. Meine Reisen in Pakistan und Indien.
             München: Beck 1994, 287 S.
     
    --- Muhammad Iqbal. Prophetischer Poet und Philosoph.
            München:Diederichs (DG 82), 1989, 239 S.
     
    ---Wie universal ist die Mystik?
         Die Seelenreise zu den großen Religionen der Welt.

         Freiburg u.a.: Herder Spektrum 4484, 1996, 127 S., Register
    Die Liebe zu Mystik und Spiritualität: Auch wenn Annemarie Schimmel sich nicht als Mystikerin bezeichnet und auch keine sein will, ist sie den intensiven Frömmigkeitsrichtungen des Islam doch auf erstaunliche Weise nahe gekommen. Das drücken neben den genannten m.E. besonders folgende Titel aus: 
    --- Gewänder Gottes.Hg. Siegfried Raeder (Lucas-Preis 1992).
          T
    übingen: Mohr 1993, 60 S.
     
    --- Jesus und Maria in der islamischen Mystik. München: Kösel 1996, 192 S. 
    --- Meine Seele ist eine Frau.
            Das Weibliche im Islam.
    München: Kösel 1995, 208 S. 
    --- Dein Wille geschehe.
                Die schönsten islamischen Gebete.
    Bonndorf: Turban 1992, 91 S. 
    --- Deciphering the signs of God.
        Aphenomenological approach to Islam.
    Edinburgh University Press 1994, 302 S.  
     --- Und Mohammed ist Sein Prophet.
         Die Verehrung des Propheten in der islamischen Frömmigkeit.

         DG 32. München: Diederichs 1989, 2. Aufl., 280 S.
    Natürlich verwundert es nicht dass Annemarie Schimmel ihre wissenschaftliche Referenz, Kompetenz und Arbeitskraft auch dem erwiesen hat, der als einer der größten Mystiker der Welt (nicht nur im Islam) gilt: Djalal ad-Din Rumi (1207-1273): 
    --- (Hg.): Rumi - Ich bin Wind und du bist Feuer.
                  Köln: Diederichs 1978, 1986, 5. Aufl.
     
    --- The Triumphal Sun. A Study of the Works of Jalaladdin Rumi.
         State University of New York Press 1993, 513 S.
     
    --- (Hg.): Rumi. Von Allem und vom Einen (Fihi ma fihi).
    Aus dem Persischen und Arabischen.
    Kalligraphische Gestaltung Shams Anwari-Alhosseyni.DG 121.
    Neuausgabe München: Diederichs 1995, 382 S.
     
    --- (Hg.): Rumi: Sieh! Das ist Liebe. Gedichte.
    Aus dem Persischen übertragen von A.S.
    Mit Illustrationen von Ingrid Schaar.
    Basel: Sphinx 1993, 107 S.
    In unmittelbare Nähe gehört die Einbindung menschlicher Erfahrung ins Tierreich, wie sie die Vogelgespräche Attars (gest. 1121) poetisch widerspiegeln: 
    --- (Hg.)Attar: Vogelgespräche und andere klassische Texte.
         Vorgestellt von
    A.S. München: C.H. Beck 1999, 357 S.
    Zwei Schwerpunkte islamischen Denkens und künstlerischen „Könnens“ sind die scheinbar nicht unmittelbar zusammengehörenden Bereiche der Zahlensymbolik und Kalligraphie. Dass es hier erhebliche Querver­bindungen gibt, zeigen die folgenden beiden Bücher: 
    --- The mystery of numbers.
        New York u.a.: Oxford University Press 1993, 314 S. 

        Deutsche Ausgabe: Schimmel, Annemarie / Endres, Franz Carl:
        Das Mysterium der Zahl.  Zahlensymbolik im Kulturvergleich. 

         DG 52. Köln: Diederichs 1984, 284 S.

    --- Calligraphy and Islamic Culture. London: Tauris 1990, 264 S.
    Der Umgang mit Namen hat ebenfalls mit Symbolik und den Namens-“Einzeichnungen“ in das jeweilige Lebensskript eines Menschen zu tun: 
    --- Islamic Names. Edinburgh: University Press 1989, 137 S. 
    ---Herr „Demirel“ heißt einfach „Schmidt“.
        Türkische Namen und ihre Bedeutung.
    Köln Önel 1992, 100 S.
    Wer aber meint, Annemarie Schimmel würde die gesellschaftlichen Zusammenhänge im Islam ausblenden irrt. Das spürt man schon ihren in den Islam einführenden Büchern ab, aber noch mehr, wenn sie Reisen zu den „Quellen“ unternimmt. Natürlich gehört auch ihre Rede anlässlich der Überreichung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1995 dazu. 
    --- Schimmel, Annemarie u.a.: 
            Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1995.
            Ansprachen aus Anlass der Verleihung.
     
            Frankfurt/M.: Börsenverein 1995, 60 S. (mit Bibliografie A.S.) 
    --- Die Welt des Islam. Zu den Quellen des muslimischen Orients. 
        Eine Reise nach innen. Solothurn/ Düsseldorf: Walter 1995, 169 S., zahlr. Abb. 
    --- Der Islam. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam TB 8639, 1990, 159 S.
    --- Islam. An Introduction.
    Albany: State University of New York Press 1992, 166 S.
    Eine nicht zu vernachlässigenden Bereich des Islam bildet die Türkei, in der Annemarie Schimmel immerhin mehrere Jahre lebte. Auf die türkischen Namen wurde oben schon hingewiesen. Die Bedeutung der Türkei für den Islam, gerade auch für den Sufismus zeigen besonders drei Bücher, die in recht kleinen Verlagen erschienen sind: 
    --- Bruder Ismail. Erinnerungen an die Türkei.
         Köln: Önel 1990, 168 S., Abb., Glossar

    --- Wanderungen mit Yunus Emre
        (mit Zeichnungen v. Ingrid Schaar
    ). Köln: Önel 1989, 89 S. 
    --- Aus dem goldenen Becher. 
        Türkische Gedichte aus sieben Jahrhunderten. Köln: Önel 1993, 232 S.
    Diese Bücher erinnern nicht nur an die türkische Zeit von Annemarie Schimmel, sondern zeigen eine wiederum doppelte Ausrichtung in ihrem Denken: Die Liebe zur Mystik, aber auch das akribische Nachforschen in der Sprache, hier nun im Türkischen. Für unseren Zusammenhang wichtig ist jedoch besonders, dass poetische Texte des berühmtesten türkischen Dichters und Mystikers des Mittelalters, Yunus Emre, hier leicht zugänglich sind.


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