Begegnung mit anderen Religionen.
Theologische Voraussetzungen:
Wahrheit des Glaubens und Offenbarung zum Heil
auf unterschiedlichen Wegen
Wahrheit des Glaubens und Offenbarung zum Heil
auf unterschiedlichen Wegen
– Thesen von Reinhard Kirste –
Im katholischen Raum fand man viele Jahrhunderte die exklusivistischePosition ("außerhalb der Kirche ist kein Heil"), der man die protestantische Variante zuordnen kann: "Außerhalb des Christentums ist kein Heil". Diese wird unter missionarischer Perspektive teilweise immer noch – wenn auch nicht mehr so offenkundig unter post-kolonialen Bedingungen – gepflegt.
Die inklusivistischen Positionen favorisieren letztlich ein christlich höheres Verständnis gegenüber anderen Glaubensweisen (so z.B. trotz ihrer dialogischen Offenheit Hans Küng und Walter J. Hollenweger). Andere Religionen haben nicht den vollen Zugang zur Heilswahrheit. Karl Rahners Ausspruch von den anonymen Christenin anderen Religionen ist ebenso berühmt wie problematisch. Christologische Engführungen im Sinne der Verbindlichkeit auch für andere Glaubensweisen scheinen das wirkliche Handicap der inklusivistischen Positionen zu sein, wie zurückhaltend sie sich auch immer artikulieren („strenger“ oder „milder“ Inklusivismus. Die Höherwertigkeit des Christentums im Blick auf das Heil bleibt bindend, weil sonst die anderen Christus, sein Kreuz und seine Auferstehung im Sinne einer Heilskonzeption nicht bräuchten.
Der amerikanische Theologe Paul Knitter zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass im Inklusivismus, die eigene Religion doch die Beste ist. Er nennt dies darum eine partikularistische Position (zuletzt in einen Vortrag über: Interreligiöser Dialog: Bleibende Differenz oder kreatives Potenzial, Münster 03.02.2014).
Der amerikanische Theologe Paul Knitter zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass im Inklusivismus, die eigene Religion doch die Beste ist. Er nennt dies darum eine partikularistische Position (zuletzt in einen Vortrag über: Interreligiöser Dialog: Bleibende Differenz oder kreatives Potenzial, Münster 03.02.2014).
Theologien des religiösen Pluralismus, also religionspluralistischePositionen, versuchen dagegen jeder Glaubensweise ihr Recht zu lassen und sie als eigenständigen Weg zum Heil anzuerkennen. Der bedeutendste Vorreiter dieser Konzeptionen ist der englische Theologe und Religionsphilosoph John Hick(1922-2012). Der Theologe und Religionspädagoge Paul Schwarzenau(1923-2006) hat das so formuliert:
„Alle Religionen bedürfen einander, nicht nur in ihren Gemeinsamkeiten, sondern gerade auch in ihren Unterschieden, durch die sie einander ergänzen. Wir sollen in der eigenen Religion daheim und in der anderen Gäste sein, Gäste, nicht Fremde.“
Der auf diese Weise geführte interreligiöse Dialog will also die Fremdheit abbauen und durch Begegnung Gemeinsamkeiten und Unterschiede durchaus klärend hervorheben, Differenzen aber nicht als Hindernis auf den unterschiedlichen Heilswegen ansehen. Außerdem geschieht Begegnung immer zwischen Menschen. Ihr Verhalten ist dabei oft ein genauerer Anzeiger ihres Glaubens als ihre Theologie oder Philosophie. Je unbeweglicher dogmatische Positionen dabei festgehalten werden, umso gefährdeter ist eine friedvolle Begegnung und ein unvoreingenommenes Religionsgespräch.
Religionspluralistische Positionen sind darum als Foren zu verstehen nicht im Sinne religiöser Beliebigkeit, sondern um Grenzüberschreitungen zu ermöglichen und so gegenseitige Bereicherung zu erfahren. Es soll also bewusst versucht werden, das Bewusstsein von Toleranz und Versöhnung zwischen den Religionen umfassend zu fördern und auf diese Weise auch dem Frieden in der Gesellschaft zu dienen.
Dazu können die folgenden Thesen Orientierung bieten:
Dazu können die folgenden Thesen Orientierung bieten:
- Dialog kann nur sinnvoll zwischen gleichwertigen Partnerinnen und Partnern geschehen.
Es geht nicht um Gleichartigkeit, sondern um prinzipielle Gleich-Wertigkeit gerade angesichts unterschiedlicher Glaubensverständnisse und Denkvoraussetzungen. - Absolutheitsansprüche einzelner Religionen (wie auch des Christentums) dürfen sich nur auf die Verbindlichkeit des eigenen Glaubens beziehen. Das erlaubt kein noch so verdecktes inklusives Denken, das die anderen religiösen Traditionen in irgendeiner Form als minder-wertig einstuft. Es erlaubt aber auch kein inklusives Vereinnahmen („anonyme“ Christen, Buddhisten, Muslime usw.).
- Das Missionsverständnis(besonders des christlichen Glaubens) ist im Sinne eines persönlichen Zeugnisses und Engagements zu interpretieren, ohne dabei die anderen zur eigenen Glaubensweise bekehren zu wollen.
- Die verschiedenen Religionen drücken nicht endgültige Wahrheit aus. Sie sind sprachliche, rituelle und spirituelle Annäherungen an das Transzendente. Ihre Aussagen sind vorläufig und bleiben revisionsbedürftig.
- Religionen sind eingebunden in vielfältige Kulturen und differierende Denkweisen. Sie sind darum als unterschiedliche Wege zum Heil zu verstehen.
- In einer globalisierten Welt kann keine Religion mehr für sich leben, sondern nur in Beziehung mit anderen. Interreligiöse Begegnung ist darum Herausforderung und Bereicherung zugleich, m.a.W. die anderen religiösen Anschauungen sind notwendig im Sinne der Komplementarität als des ergänzenden Verstehens durch den Anderen.
Texte zur Gleichwertigkeit der Religionen aus Vergangenheit und Gegenwart
- Von Mittelalter bis zur Gegenwart
- Intentionen und Strukturen der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A)
und der Stiftung "Omnis Religio" - "Keine Religion ist besser als die andere".
Ergebnisse der internationalen Pluralismuskonferenz
vom 06.-09. September 2003 in Birmingham
Relplur-Thesen. Aktualisiert: 21.12.06 , zuletzt aktualisiert, 28.01.2016