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Orientierung zum Sufismus (aktualisiert)

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Darstellung in der Merkez-Moschee,
 Duisburg-Marloh
Die spirituellen Kräfte und religiösen Veränderungen durch die Entstehung des Islam begünstigten sehr schnell mystische Richtungen in der neuen Religion. Sie werden unter dem Begriff Sufismus zusammengefasst (von arabisch Tasawwuf, wahrscheinlich von „suf“ = Wolle, also sich in Wolle kleiden). Der Sufismus war zugleich eine Antwort auf bald erfolgende institutionalisierte Erstarrungen in der der "umma", der Gemeinschaft aller Gläubigen. Und er war zugleich eine Antwort auf die religiöse Erstarrung, die dem tiefen Bedürfnis nach erlebter Religiosität nicht mehr entsprechen konnte. Auf der Basis von Koran und Sunna zogen sich die Sufis, ähnlich den christlichen Mönchen in Syrien und Ägypten, entweder in die Einöde zurück oder lebten - allerdings nicht zölibatär - in klosterähnlichen Orden mit einem Scheich als Oberhaupt. In diesen Orden (arabisch Tariqa = Weg, Methode) übten sich die Bruderschaften in einer Art Ur-Kommunismus zu teilweise strengem Fasten und intensivem Gebet. Einige von ihnen predigten jedoch auch öffentlich in den Städten im östlichen wie im westlichen Teil der islamischen Herrschaftsgebiete.

In dieser Weise wirkten u.a. Mansur al-Halladsch [Hallaj] (857–922), der in Bagdad wegen seiner Vorstellung von der im Menschen wirkenden Gottesliebe hingerichtet wurde. In Spanien und Nordafrika war es u.a. Ibn al-Arabi (1165-1241), der ins Exil gehen musste (s.u.). Die Mystiker, besonders unter dem Einfluss von Fariduddin Attar (1126–ca. 1230) und Djelaleddin Rumi [Dschalal ad-Din ar-Rumi] (1207–1273) sahen letztlich in einer korrelativ geprägten Liebesbeziehung Gott-Mensch-Gott eine Gleichwertigkeit aller Religionen. 
Halveti-Tekke im albanischen Berat --- Tekke (wikipedia)

Klöster
im
Islam:
«Keuschheit und
Sexualität 
haben
 keinen Bezug zur
Frömmigkeit»
 
(Interview mit dem
Islamwissenschaftler
Reinhard Schulze
,
kath.ch, 21.02.2021)


  • "Fanna-fi-Allah" - Auf der Suche nach Gottes Liebe
    (Marian Brehmer, Qantara.de, 21.02.2021)

Literatur: Islamische Mystik und Orden
Annemarie Schimmel und die islamische Mystik 
 Weitere wichtige Titel zur islamischen Spiritualität
  • Titus Burckhardt: Sufismus. Einführung in eine Sprache der Mystik.
    Xanten: Chalice 2018, 172 S., Abb. 
  • William C. Chittick: Sufism. A Short Introduction (2007). Rezension: hier
  • Connaissance des Religions. No. 53-54 (janvier - juin 1998), 282 pp.
    Dossier: Lumières spirituelles de l'Islam
  • Eric Geoffreoy: L'islam sera spirituel ou ne sera pas. 
  • Reihe: «La couleur des idées». Paris: Seuil 2009, 221 pp.
    Rezension von Zakaria Rhani in: Archiv de sciences sociales des religions
     
    [En ligne], 152 | octobre-décembre 2010, document 152-55, mis en ligne le 12 mai 2011
  • Michael Kemper / Ralf Elger (eds.):The Piety of Learning.
    Islamic Studies in Honor of Stefan Reichmuth. Leiden: Brill 2017, 381 pp., illustr.
  • NASR, Seyyed Hosein: Sufismo vivo.  Barcelona: Herder 2015, 248 pp.
    --- 
    Aus dem Amerikanischen.
    Zuerst erschienen bei Mandala Publ. 1980 (San Rafael, CA, USA)
    In diesem Buch "Lebendiger Sufismus" kombiniert der Autor eine sorgsame Untersuchung über die Lehren und die Geschichte der Sufis mit einer Diskussion zur Bedeutung des Sufismus als lebendige spirituelle Tradition. 
  • Seyyed Hossein Nasr (ed.): Islamic Spirituality Foundations.
    World Spirituality Vol 19. 
    London: Routledge & Kegan Paul 1987, XXIX, 450 pp-, indices

Jesus in der Sufi-Tradition
  • Faouzi Skali (en collaboration avec Eva de Vitray-Meyerovitch): 
    Jésus dans la tradition soufie.
     
    Spiritualités vivantes. 
    Paris: Albin Michel 2013, 168 pp., lexique
Buchcover: Jesus wird von zwei Engeln nach
Damaskus gebracht (16. Jh.). Museum 
Türkischer und  Islamischer Kunst, Istanbul
    • Jesus in den Augen der Sufis (tech of heart, abgerufen 23.04.16)
    • Javad Nurbabakhsh: Jesús a los ojos de los sufíes.
      Colección "Otras Aguas Vivas".
      Madrid: Darek-Nyumba 1996, 125 pp.

    Einzelne islamische Mystiker
    und Orden


    Fariduddin Attar
    Farid ud-Din Attar (Autor), 
    Katja Föllmer (Übersetzung):
    Die Konferenz der Vögel
    Wiesbaden: Marix 2020, 6. Aufl., 192 S.
    --- 
    Inhaltsverzeichnis und Leseprobe >>>
    Das persische Versepos des Dichterfürsten
    Farud Du-Din Attar aus dem 12. Jahrhundert erzählt eine poetische und religionsphilosophische Geschichte:
    Unter dem Vorsitz des Wiedehopfs – der auch im Koran und in Goethes „Westöstlichem Divan“ vorkommt – entschließt sich die Versammlung der Vögel, ihren legendären König, den Wundervogel Simurgh, im Qaf-Gebirge aufzusuchen.
    Auf der beschwerlichen Reise durch das Tal der Suche, der Liebe, der Erkenntnis, der Unabhängigkeit, der Einheit, des Erstaunens und des Todes durchwandern sie – alle sieben Stadien des
    Sufi-Einweihungspfades. 
    Es sind viele Gespräche mit eingestreuten religiösen, subtilen und kuriosen Geschichten -  Märchen, Anekdoten,
    Gleichnisse, in denen Dschinne, Derwische, Scheiche, aber auch Jesus und Sokrates vorkommen, Auf dem Sufipfad gehen Tausende der "Wandervögel" zugrunde. Doch für die Überlebenden hat sich die Mühe gelohnt: Sie erreichen die höchste Stufe der Vollkommenheit und erkennen sich selbst.
    "Gläubige und Ungläubige sind gleichermaßen in Blut getaucht und haben sich verirrt. Mir schwindelt. Ich bin nicht ohne Hoffnung, aber voller Ungeduld.



    • Le Langage des oiseaux - mantic uttair - 
      Traduit du persan par Garcin de Tassy. 
      Paris: Sindbad [1982], 1991, 323 pp.
    • Attar: Das Buch der Leiden.
      Aus dem Persischen von Bernhard Meyer. 
      Mit einer Einführung von Monika Gronke. 
      Reihe: Orientalische Bibliothek. 
      München: C.H. Beck 201), 399 S.


      Attar ist einer der größten islamischen Mystiker. Das „Buch der Leiden“ stand lange im Schatten seiner „Vogelgespräche“, aber gerade in seiner Düsterheit liegt auch die Modernität dieser „vielleicht schwärzesten Dichtung, die je von einem Menschen geschrieben worden ist“ (Navid Kermani). Bernhard Meyer hat den Hauptteil des verstörenden Werkes erstmals vollständig ins Deutsche übertragen.
      Der klassische persische Dichter ‘Attar (um 1136–1220) erzählt eine Seelenreise durch den Kosmos in vierzig Stationen. Der Wanderer bricht auf, um Erlösung von seinem Leiden zu finden, aber alle, die er um Hilfe bittet – die Erzengel, Paradies und Hölle, die vier Elemente, Satan, Dschinnen, Menschen und die Propheten von Adam bis Jesus –, schildern ihm nur ihr eigenes, viel schlimmeres Leiden. Erst Mohammed gibt ihm den Rat, nicht länger in der Welt zu suchen, sondern in sich selbst, und so versinkt er im „Meer der Seele“. Um diese Rahmenerzählung mäandern zahlreiche Geschichten, die das „Buch der Leiden“ trotz seiner Düsternis zu einer kurzweiligen Lektüre machen. Bernhard Meyer hat die 6200 Doppelverse in Prosa übertragen und mit erläuternden Anmerkungen versehen. Monika Gronke führt kundig in den Autor und seine Dichtung ein und erleichtert damit das Verständnis dieses einzigartigen Werkes der Weltliteratur.

    Ibn Ata Allah und Al-Halladsch (Hallaj)
    Ibn 'Arabî von Murcia (1165-1240)

    Maulana (Mevlana) Dschelaleddin
    R U M I  
    (1207-1273)
    Abd el-Kader (1808 - 1883)
    Muhammad al-Jazuli (gest. 1465) - Marokkanischer Sufimeister des 15. Jahrhunderts

    Der Alawiyya-Orden

    Weitere Mystiker/innen aus dem Mittleren Osten, Südostasien und Afrika
    • MULLA SADRA - Sadra - Sadr ad-Din Shirazi: Das Buch vom Thron Gottes.
      Hg./Einl./Übers.: Roland Pietsch. Bremen: Eslamica 2019, 177 S.

      Rezension >>>

    • Abu l-Hasan al-SIRJANI (Iran, gest. ca. 1077)

    • Al-SUHRAWARDI (Iran, 1097-1168): Philosophie der Erleuchtung.
      Frankfurt/M.: Verlag der Weltreligionen 2011

    • Abu 'Abd al-Rahman al-SULAMI (937-1021), Sufimeister aus Nischapur:
      Die Generationen der Sufis
      (Übersetzung französisch und Hg.: Jacques Thibon) --- Leiden: Brill 2019

    Mausoleum des Baba Taher in Hamadan (Ekbatan Observer-Blogger, 30.12.2006)
    agar dar masǧedī yā dar kelīsā
    to har ǧā’ī delam-rā ka‘be ānǧāst
    torā ḫwāham torā ǧūyam naporsam
    ke īnǧā masǧede yā ke kelīsāst

    Ob in einer Moschee oder in der Kirche dort,
    Wo immer Du bist, ist Dein Haus meines Herzens Ort.
    Dich will ich, Dich such’ ich und ich frage nicht:
    Ist hier die Moschee oder die Kirche dort?
    Baba Taher (um 944 - um 1019),
    persischer Dichter und Sufi (wikipedia)


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    Alexandre Papas: Thus Spake the Dervish. Sufism, Language, and the Religious Margins in Central Asia, 1400-1900Serie:Studies on Sufism, Vol.4 . Leiden: Brill 2019, IX, 230 pp., indices
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    Devin DeWeese and Jo-Ann Gross (eds.): Sufism in Central Asia. 

    New Perspectives on Sufi Traditions, 15th-21sCenturies. Serie: Handbook of Oriental Studies.  

    Section 8 Uralic & Central Asian StudiesBand: 25. 

    Leiden (NL): Brill 2018, XVIII, 340 pp., index  --- 

    Verlagsinfos / Inhaltsverzeichnis

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    Zachary Valentine Wright: Living Knowledge in West Africa
    The Sufi Community of Ibrahim Niasse.
    Islam in Africa, vol 18. Leiden: Brill 2015, XVIII, 334 pp.
    Verlagsinfos, Inhaltsverzeichnis 

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    Äthiopiens Sufi-Schrein: Das "Mekka der Armen"
    (Bildergalerie, Qantara.de, September 2019)

    Lizenz CC


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