1. Geschichtlicher Überblick
Jesus von Nazarethals Jude und seine weltweite Bedeutung gehören an den Anfang des Christentums. Glaubensmitte sind in Angrenzung vom Judentum Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi, der durch diese Ereignisse als Heiland der Welt die Erlösung für die Menschheit bringt. Dieser Glaube entwickelte sich zum weltgeschichtlichen Wendepunkt und u.a. zu einer neuen Zeitrechnung (seit dem 4. Jh. n. Chr.). Das Christentum mit allen seinen Ausprägungen ist inzwischen die größte Weltreligion mit heute schätzungsweise 2,3 Milliarden Menschen.
Durch die faktische Sprachgrenze im Römischen Reich (griechischer Osten / lateinischer Westen) und dogmatischen Streitereien (Christologie, Trinität) lebten sich Ost- und Westkirchen auseinander. Neben den Streit um die Festlegung des Ostertermins kam der Konflikt um die Bilderverehrung und Ritenfragen hinzu (vgl. die orthodoxen Ikonostasen).
Innerhalb des östlichen Christentums entstanden die oströmische Reichskirche (byzantinische Kirche sowie stärker ethnisch orientierte Kirchen. Die bekanntesten orthodoxen Kirchen sind – verbunden mit den Patriarchaten von Jerusalem, Antiochien (türkisch: Antakya), Alexandrien (koptisch sowie die eigenständige Äthiopische Kirche) bzw. das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel für die griechische Orthodoxie, später das Patriarchat von Moskau für die russische Orthodoxie. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen die Balkan-orthodoxen Kirchen. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist im Märkischen Kreis mit mehreren Gemeinden vertreten und hat wie in Iserlohn auch ein eigenes Kirchengebäude. Die Balkan-orthodoxen Kirchen sind stärker ethnisch orientiert, aber auch in kleinen Gruppen präsent: serbisch, bulgarisch, rumänisch, mazedonisch und albanisch. Hier wäre für Südwestfalen eine eigene Untersuchung notwendig. Die serbisch-orthodoxe Kirche spielte übrigens im Bosnienkrieg (1992–1995) eine teilweise recht zweifelhafte Rolle.
Ein Teil der (alt-)orientalischen Kirchen(z.T. Nestorianer etwa im Nahen und Mittleren Osten) wurde wegen abweichender Lehrmeinungen (hauptsächlich die Stellung Jesu und die Trinität betreffend) aus den orthodoxen Kirchen ausgeschlossen und überlebten bis heute in den islamisch beherrschten Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Es handelt sich um die Syrisch-Orthodoxe Kirche, die Syrisch-Katholische Kirche, die Syrisch-Maronitische Kirche der Alten Kirche des Ostens, die Assyrische Kirche des Ostens und die Chaldäisch-Katholische Kirche. Bekannte altorientalische Kirchen sind außerdem die Kopten in Ägypten und Äthiopien sowie die Armenier und Georgier in Kleinasien bzw. in der Kaukasus-Region.
Diese Kirchen spielen durch die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten heute auch in Europa eine stärker sichtbare Rolle, weil sich hier Migrationsgemeinden gebildet haben. Wenn auch nicht im Einzelnen der Nachweis für die Existenz orientalischer Gemeinden im Märkischen Kreis geführt werden kann, so ist doch davon auszugehen, dass immerhin Gruppen aus diesem östlichen Kirchen anzutreffen sind, Das könnte etwa für die Apostolische und Katholische Kirche des Ostens (also die Nestorianer) gelten wie für die Syrisch-orthodoxe Kirche und für die Maroniten, d.h. der mit Rom unierte Teil).
Das westliche bzw. lateinische Christentummit Rom als Zentrum bestand in einer einheitlichen Kirche bis zur Reformation im 16. Jahrhundert fort. Die römisch-katholische Kirche wurde und wird von Rom aus durch den Papst und die Weltkonzilien insgesamt hierarchisch geleitet.
Die in der Reformation aufbrechenden Gegensätze innerhalb der lateinisch-katholischen Kirche („Protestanten“) wurden am stärksten theologisch durch Martin Luther, Philipp Melanchthon, Johannes Calvin geprägt. So entstehen lutherische und reformierte Kirchen, die sich ebenfalls befehden, im britischen Königreich trennen sich die Anglikaner von der katholischen Kirche. Die aus den großen Konfessionsgruppen ausgestoßenen Sondergemeinschaften werden entweder verfolgt oder wandern aus, besonders nach Amerika. Für die weitere Geschichte bleiben scharfe Auseinandersetzungen der unterschiedlich konfessionell geprägten Fürstentümer und Städte vorherrschend, was schließlich zum Dreißigjährigen Krieg führt (1618-1648).
Inzwischen – besonders durch das 2. Vatikanische Konzil (1959-1965) verliert ein Teil der Kontroversthemen zwischen Katholiken, Protestanten und Anglikanern erheblich an Bedeutung – wie Rechtfertigung, Erbsünde, Sakramente, das gilt z.T. sogar für Taufe und Abendmahl/Eucharistie. Kontrovers bleiben Amts- und Kirchenverständnis.
Die Herausforderungen der säkularen Gesellschaften des Westens, die Migrationsbewegungen und die Globalisierung erfordern von den verschiedenen Kirchen ein Umdenken, das inzwischen zu vielen Dialog-Initiativen geführt hat. Allerdings gibt es immer wieder fundamentalistische Tendenzen und Abgrenzungen besonders bei:
- Begegnungen des Christentums mit anderen Religionen und Weltanschauungen
- 2. Vatikanisches Konzil:Erklärung "Nostra Aetate" (1965)
- Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK/WCC):
Leitlinien für den Dialog mit Menschen verschiedener Religionen
und Ideologien (1979) - ÖRK / WCC:Ökumenische Erwägungen zum Dialog
und zu den Beziehungen mit Menschen anderer Religionen.
30 Jahre Dialog und überarbeitete Leitlinien (2003)
- 2. Vatikanisches Konzil:Erklärung "Nostra Aetate" (1965)
- Verständnis von Mission unter (post-)kolonialen Bedingungen
- Michael Sievernich: Christliche Mission (Europäische Geschichte Online 2011)
- Theodor Ahrens: Mission nachdenken. Studien. Frankfurt/M.: Lembeck 2002
- Gerhard Brennecke (Hg.): Weltmission in ökumensicher Zeit. Stuttgart: Ev. Missionsverlag 1961
- Gustav Warneck: Abriß einer Geschichte der protestantischen Missionen von der Reformation. Mit einem Anhang über die katholischen Missionen. Berlin: M. Warneck 1905
- Hartmut Beck: Brüder in vielen Völkern. 250 Jahre Mission der Brüdergemeine. Erlangen: verlag der Ev.-Luth. Mission 1981
- vgl. dazu - Originaltext aus dem 18. Jahrhundert:
Von der Arbeit der evangelischen Brüder unter den Heiden. Barby 1782
- Im Sinne einer religionspluralistischen Sicht kann auch das Christentum die Gleichwertigkeit (nicht Gleichartigkeit) anderer religiöser Traditionen anerkennen:Thesen zur Gleichwertigkeit der Religionen
2. Weitere Informationen und Themenschwerpunkte
- Glaubensgrundlagen und Zeittafeln
- Kirchenjahr und Feste
- Ostkirchliche Traditionen und orientalische Christen
- Die Beginen-Bewegung im Mittelalter
- Der reformierte Blick auf die Bilder.
Gedanken zu einer theologischen Ästhetik(Andreas Mertin) - Biblische Geschichten und Kontexte anderer Religionen (ICT 18/2009)
---Ruth, die Moabiterin im Stammbaum Jesu - Der Gott der Hebräer in Kanaan:
Anton Wessels zu biblischen Voraussetzungen des Synkretismus (RIG 3/1994, S. 79-94 ) - Das Imperium der Götter - Isis - Mithras - Christus
- Der eine und drei-eine Gott im Christentum(R. Kirste, RIG 1/1990, S. 165-195)
- British Museum (ed.): Christentum am Mittleren Nil:
Death as Great Equaliser (08.08.2014) - Die vielen Wohnungen Gottes
--- Reinhard Kirste: Die Bibel interreligiös gelesen.
Interkulturelle Bibliothek, Bd. 7. Nordhausen: Bautz 2006
--- Inhaltsübersicht und Vorwort